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Filiz Osmanodja - Vizeweltmeisterin U18

17. Oktober 2014

Filiz Osmanodja bei der WM

Die Dresdnerin Filiz Osmanodja war unsere erfolgreichste TeilnehmerIn in Südafrika bei der Jugend-Weltmeisterschaft. Unserem Blogger vor Ort, Jonathan Carlstedt, der die WM-Teilnehmer auch als Trainer unterstützte, beantwortete sich nach ihrer Silbermedaille einige Fragen.

DSB: Filiz, im südafrikanischen Durban hast Du bei der Jugend-WM die Silbermedaille in der Altersklasse U18w geholt. Herzlichen Glückwunsch zu diesem tollen Erfolg.
Bevor wir zu dem Turnierverlauf kommen; Bei der Anreise gab es einige Schwierigkeiten, Du bist erst am Tag der ersten Runde ankommen. Was ist da genau passiert?

Filiz Osmanodja: Vielen Dank! Ja, wir wurden ziemlich unangenehm überrascht: Die Piloten unserer Fluglinie - die Air France – streikten, was wir aber erst einen Tag vorher mitbekommen haben. Dann mussten wir schnell umplanen, aber sie konnten uns als Ersatz nur eine alternative Flugverbindung vorschlagen, womit wir am Tag der Runde ankommen würden. Da wir keine große Wahl hatten, sind wir eben so geflogen. Immerhin hatte ich noch einen freien Tag mehr zu Hause und es ist ja eigentlich auch vollkommen ausreichend, wenn man vier Stunden vor Rundenbeginn da ist.

DSB: Du bist trotz der Probleme mit der Anreise souverän mit 4 aus 4 gestartet. In der 5. Runde wartete dann Deine stärkste Konkurrentin Dinara Saduakassowa, gegen die Du ein Remis erreicht hast. Warst Du mit dieser Punkteteilung zufrieden?

Filiz Osmanodja: Gegen Saduakassowa hatte ich erstaunlicherweise sehr wenig Probleme. Schnell hatte ich mit Schwarz die Initiative ergriffen und konnte langsam meinen Vorteil ausbauen, bis ich stellenweise klar auf Gewinn stand. Aber in Zeitnot konnte ich diesen Vorteil nicht verwerten und spielte ungenau, weswegen am Ende ein remises Endspiel rauskam. Nach der Partie war ich trotz der vergebenen Chance optimistisch, weil ich immernoch punktgleich mit Saduakassowa war und der Partieverlauf mir Selbstvertrauen gab.

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Filiz (rechts) auf dem Treppchen bei der Siegerehrung

DSB: Runde 7 war ein Knackpunkt für Deine Bemühungen vielleicht sogar Weltmeisterin zu werden. Wie schafft man es nach einer ärgerlichen Niederlage wieder ins Turnier zu finden und sich neu zu motivieren?

Filiz Osmanodja: Das ist tatsächlich nicht so einfach. Besonders wenn man jeden Tag nur eine Runde hat (wie es ab Runde 7 war). Bei Doppelrunden hat man wenig Zeit über eine Niederlage nachzudenken, weil es sofort weitergeht. Aber in dem Fall hatte ich einen Tag lang Zeit, mich mit dem Verlust auseinanderzusetzen. Hab ich natürlich nicht gemacht. Meine Motivation war, dass ich ab nun an alles gewinnen musste und Saduakassowa (die Erste) einmal verlieren, dann wäre ich wieder im Rennen. Dass das nicht so kam, ist eine ganz andere Sache.

DSB: Du bist dann, trotz einer Niederlage in der 10. Runde, souverän Zweite geworden. Wie bewertest Du Deinen Turnierverlauf insgesamt?

Filiz Osmanodja: Ich freue mich sehr, mein letztes Jahr in der U18w als Vizeweltmeisterin abzuschließen! Wenn ich mir nur das Ergebnis angucke, denke ich auch, dass es verdient ist, da ich ab der zweiten Runde das gesamte Turnier über auf Platz 2 in der Rangliste war. Es wäre wirklich sehr ärgerlich gewesen, wenn sich das mit einem Verlust in der letzten Runde geändert hätte. Mit meiner Spielqualität war ich allerdings nicht ganz zufrieden, da mir doch einige Fehler unterlaufen sind und ich meine Zeitnot auch nicht wirklich in den Griff bekommen habe.

DSB: Vor der letzten Runde wurde die Zweitwertung nochmal geändert, verunsichert einen nicht so eine Aktion der Organisation und wie bist Du damit in der wichtigen letzten Runde umgegangen?

Filiz Osmanodja: Vor der letzten Runde war nicht viel Zeit. Ich habe wirklich sehr ärgerlich in der zehnten Runde verloren, so dass ich in erster Linie damit klarkommen musste und außerdem stand die Vorbereitung an. Ich habe das mit der Änderung der Zweitwertung sowieso erst im Nachhinein mitbekommen und ich denke, dass das bei mir in keinem Fall hätte Auswirkungen haben können.

DSB: Du hast das erste Mal bei so einem großen Turnier mit dem Bundestrainer GM Dorian Rogozenco zusammengearbeitet. Kannst Du die Zusammenarbeit beschreiben? Was war anders als bei bisherigen Welt- bzw. Europameisterschaften?

Filiz Osmanodja: Es war die übliche Vorbereitung bei solchen Meisterschaften. Manchmal gab es mehr Zeit, manchmal weniger. Manchmal kamen die Varianten auf das Brett, manchmal nicht. Wir wohnten allerdings in verschiedenen Hotels, so dass mehr Zeit eingeplant werden musste und sich die Absprachen manchmal schwieriger gestalteten.

Die Safari fand ohne Filiz statt

DSB: Was hast Du neben dem Schachbrett sonst von Durban bzw. Südafrika im Allgemeinen mitbekommen?

Filiz Osmanodja: Nicht viel um ehrlich zu sein. Am freien Tag gab es die Möglichkeit an einer Safari teilzunehmen. Mein Vater und ich wollten aber lieber im Hotel entspannen, statt den ganzen Tag unterwegs zu sein. Ob das gut so ist, wo wir doch schon den ganzen Weg nach Südafrika bestritten haben, nicht das Land zu erkunden, weiß ich nicht. Aber uns gefällt es eben, den freien Tag so zu verbringen. Außerdem war Durban meinem Eindruck nach, bis auf die Menschen, eine gewöhnliche Großstadt. Ansonsten gefielen mir die schönen Strände mit hohen Monsterwellen und vielen Surfern. Wirklich wohl habe ich mich dort auf den Straßen in der Stadt allerdings nicht gefühlt. Ich kann nicht genau sagen, woran das lag. Trotzdem werde ich mich natürlich immer positiv an diese Weltmeisterschaft erinnern, aber das hat andere Gründe.

DSB: Bald steht das nächste wichtige Turnier, die German Masters der Frauen, an, hast Du für dieses Turnier eine spezielle Vorbereitung?

Filiz Osmanodja: Bis jetzt aus zeitlichen Gründen leider noch nicht wirklich. Aber ich habe es vor.

DSB: Nun spielst Du nicht nur Schach, sondern studierst auch noch, wie lassen sich diese beiden zeitintensiven Lebensbereiche miteinander vereinbaren?

Filiz Osmanodja: Es ist wirklich anstrengend. Ich bin fast jeden Tag bis spät in der Uni und dann bleibt nicht mehr so viel Zeit um Schach zu trainieren. Doch wenn man seine Zeit gut nutzt, klappt das schon. Das erste Semester habe ich noch relativ viele Turniere gespielt, am Ende habe ich aber gemerkt, dass hinten raus die Zeit zum Lernen für die Prüfungen fehlt. Mal sehen wie es weitergeht, ich werde mich auf jeden Fall bemühen, dass das Schach so wenig leidet wie möglich. Wobei ich dem Medizinstudium eine höhere Priorität einräume.

DSB: Vielen Dank für das Interview und nochmal herzlichen Glückwunsch!

WM-Blog

Das Interview führte Jonathan Carlstedt
Einleitungstext: Frank Hoppe

// Archiv: DSB-Prinzen // ID 18993

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