18. Juni 2017
Bis zur letzten Patt-Falle wurde an einigen Brettern gekämpft, so ist das nun mal bei einer Deutschen Meisterschaft. In jeder Gruppe fand sich ein würdiger Deutscher Meister (ging nicht anders, unwürdige spielten gar nicht erst mit) und über den Titel musste zum Glück diesmal weder die Buchholzwertung noch unser aber ziemlich hübscher Riesen-Würfel entscheiden, sondern die errungene Punktzahl genügte dem bzw. der jeweiligen Ersten überall zum klaren Turniersieg. Mehr dazu nach der Eröffnung der Gala des deutschen Schachs, wie diese im DSB einzigartige Art der Begegnung, der Feier und der lustigen Ehrung heißt.
Und das Ende ...? Ach, es war ein Gedicht! ChessBase veranstaltete ein schwungvolles Löser-Turnier, das die Tasten zum Glühen brachte. Der Bücherstand war so umlagert, dass die fachkundigen Verkäufer Sorgen hatten, nie wieder nach Hause zu gelangen. Und im Simultan gab es eine Menge zu gucken, zu lernen, zu schmunzeln (darf man das eigentlich?), als nämlich Großmeister Jan-Christian Schröder die volle Kraft seiner Jugend (19 Jahre - aber keine Bange, der wird auch noch älter!) und erst recht die seiner Elo (2524 - und auch die wird immer noch mehr) zur Geltung und die Simultanpartner zur Strecke brachte. Andererseits: mit 21,5 - 4,5 zugunsten des Meisters hielten sich die Amateure doch gar nicht so schlecht, oder?
Kaum war das genug beklatscht und per Handy auch noch in fernste Familien-Sitzecken der Republik mitgeteilt worden, ging es für alle weiter in den inzwischen völlig umgestalteten Saal, dessen Kopfende ein wenig angestrahlt war: Die Bühne, Der Mann und Das Mikrophon standen im Fokus - natürlich Turnierdirektor Dr. Dirk Jordan mit seinem feinst gezwirnten DSAM-Team, das stets so wirkt, als wolle es nun gleich eine swingende Einlage als Background-Chor zum Besten geben, zum Wohle aller aber doch wieder einmal zurückgehalten werden konnten.
Um die Spannung aufrecht zu erhalten, gibt es für niemanden vor dieser Verkündung die Gruppen-Ergebnisse (dass verschwiegene Ausgewählte des Orga-Team sie erfahren, lässt sich nicht vermeiden). Zuerst aber sollten die Plätze und von dort die Getränke gewählt werden ("Sie werden platziert!!" ist aus der Mode), der von Ungeübten gefürchtete Small-Talk wird gepflegt und jene Stimmung, die man von vor der weihnachtlichen Bescherung erinnert, greift um sich.
Einer, den man aus begreiflichem Grund noch gar nicht so kannte, weil er nämlich gerade erst vor drei Wochen gewählt wurde, ist auch da, ganz anders, ohne Gummistiefel, wie man sich so einen Schleswig-Holsteiner so vorstellte: Der Präsident des Deutschen Schachbundes, Ullrich Krause. Sehr gut kommt an, was er über die DSAM und das Team sagt und später bei der Podiumsdiskussion über Schul- und Onlineschach und einige andere Themen. Jetzt aber her mit den Preisen ...!
Deutscher Schach-Amateurmeister (A) 2016/17 ist
Derek Gaede
vom Hamburger SK! Herzlichen Glückwunsch!!!
Mit sehr, sehr guten 4,5 Punkten = 90% setzte er sich überzeugend durch und siegte mit einem halben Punkt Vorsprung vor Matthias Tonndorf. Die Verfolger mit 3,5 Punkten - Prof. Dr. Friedbert Prüfer, Stefan Schiffer, Max Arnold, Bernd Laubsch und Gerald Löw lieferten dem Champion aber bis zuletzt einen spannenden Wetttkampf!
Beste Dame der A-Gruppe und damit die Deutsche Damen-Schach-Amateurmeisterin 2016/17 wurde WFM Fiona Sieber. Fiona, wir danken Dir. Alle waren außerordentlich froh, dass es in dieser besten Gruppe nun wieder einen echten Wettbewerb gab, nachdem WGM Barbara Hund die Sache über die Jahre hinweg schon fast ein wenig fad wurde.
In der B-Gruppe feiern wir mit Jana Schneider die Deutsche Amateurmeisterin (B) 2016/17! Weil Jana damit natürlich auch beste Dame dieser Konkurrenz und also auch Deutsche Frauen-Schach-Amateurmeisterin (B) 2016/17 wurde, und weil sie amtierende Deutsche Frauenmeisterin ist und bestimmt auch Deutsche Wein- oder Blumenkönigin und im vergangenen Jahr Deutsche Jugendmeisterin U14w, ist bei ihr daheim für weitere Titel kein Platz mehr und sie zieht deshalb um. Wurde so vermutet.
Der Deutsche Amateurvizemeister (B) 2016/17 ist durch seine 4,0 Punkte jetzt Frederik Svane, was dem die Ehrung der DSAM mit vornehmenden Präsidenten des Deutschen Schachbundes DSB, Ullrich Krause, eine besondere Freude war, denn beide kommen aus Lübeck! Zugleich ist Frederik Svane amtierender Deutscher Jugendmeister U14 und Landesmeister von Schleswig-Holstein - irgendwie unheimlich, so was.
Hast Du gewusst, mit was für Koryphäen Du es da zwischen h8 und a1 zu tun hattest? Ebenfalls 4,0 Punkte erschacherten Artur Oganessjan und Dirk Richter, was sowohl ewigen Ruhm als auch die Plätze Drei und Vier bedeutete. Besonders erwähnen möchte ich den hervorragenden sechsten Platz des sogar an 2 gesetzten, ältesten Spielers des Turniers, Hubert Walkewitz. Auch er zeigt am "alle spielen miteinander - gens una sumus" Modell der DSAM immer wieder, dass die vorherrschende Trennung des Schachs in "Senioren", "Jugend", "irgendwie Normale", "Kinder", "Frauen", "Kerle", "Ärzte", "Soldaten", "Studenten" und womöglich "Blondinen mit grüner Badekappe" nicht unbedingt schlüssig sein muss.
Bis zuletzt, so soll's ja auch sein, wurde hier die Spannung hochgehalten. Der Texter erhielt schon Informationen, dass nun Radu-Liviu Muntean "ganz klar" Erster sei, dann war Arno Bieger, natürlich auch "ganz klar", am Ende aber schaffte das Duo aus Pairing-Officer und Hauptschiedsrichter machtvolle Klarheit:
Der 2003 geborene Potsdamer Tobias Röhr erzielte sagenhafte 4,5 Punkte und wurde damit Deutscher Schach-Amateurmeister (C) 2016/17! Der für Bad Soden - und sich selbst - siegende Hesse Radu-Liviu Muntean wurde mit 4,0 Punkten überraschender und dadurch umso mehr glänzender Zweiter, war er doch nur als Nummer 36 der Setzliste ins Rennen gegangen.
Ebenso viele Punkte gelangen Volker Dreis, Frankfurt Nord (Heimspiel!), der Dritter wurde, was sich die Setzliste schon vorher so ungefähr gedacht hatte. Arno Bieger hingegen fand seinen Setzranglisten-Platz mit Elo 0 und DWZ-aktuell 1807 (die 1975 ist das Gründungsjahr seines Clubs) schon fast außerhalb des Spielsaals. Umso mehr bewunderten alle seinen vierten Platz in dieser Gruppe.
Jeremy Hommer wurde 2006 geboren, spielte noch einige Atemzüge zuvor am anderen Ende der Republik (Willingen, EnteSüßSauerland) die Kraft raubende Deutsche Jugendeinzel und der Lüneburger kam nun auch im DSAM-Finale auf schöne 3,5 Punkte und damit auf den fünften Rang ... Leute, wie macht Ihr das alle?? Schreibt doch einmal ein Buch darüber! Ralf Schreiber, der mit gleicher Punktzahl Sechster wurde, antwortete vielleicht: "Tja, so was kann man nicht lernen ... so was hat man einfach." So ist es dann wohl.
Beste Dame dieser Gruppe und damit Deutsche Frauen Schach-Amateurmeisterin (C) 2016/17 wurde Christine Giebel, USC Magdeburg, mit 3,5 Zählern glorreiche Siebte des Gesamtfeldes.
Sasel. Kennt jeder. Der in Hamburg wohnt oder dort öfter zu tun hat. Liegt gleich bei Poppenbüttel und Volksdorf. Berühmtester Einwohner ist ab heute mit phantastischen 4,5 Punkten:
Jürgen Grötzbach, Deutscher Schach-Amateurmeister (D) 2016/17!
Die Schachfamilie Grötzbach - mit Doktorentitel die Eltern Christine und Jürgen, noch ohne diese akademische Würden die Söhne Daniel und Julian - gilt zu Recht allerorten als sympathisch, nett, hilfsbereit, ... eigentlich eine gute Verstärkung für das DSAM-Team, dachten wir schon öfter, aber deren vielseitigen Interessen ließen kaum Zeit für eine so absurde Idee.
Besondere Freude löste aus, dass der jüngste Teilnehmer des gesamten Turniers,
Matteo Metzdorf Deutscher Amateurvizemeister (D) 2016/17
wurde! Dem 2007 geborenen Trierer gelang damit auf Anhieb in diesem - ich darf das kurz in Erinnerung rufen? - deutschen Finale mit seinen 4,0 Punkten und dem damit verbundenen zweiten Platz ein riesiger Erfolg! Ebenso erfolgreich, nur nicht mehr so jung (eine Wahrheit, der man sich täglich stellen muss) waren und sind der Dritte und Vierte, nämlich Daniel Behringer und der nur an 28 Gesetzte Tom Sadewasser.
Zwischen dem siebten Gesamt-Rang der neuen Deutschen Frauen-Schach-Amateurmeisterin (D) 2016/17 Felicitas Ophelia Köllner und den Bitterfelder Tom Sadewasser schoben sich auf den fünften und sechsten Rang mit je 3,5 Pkt. das DSAM-Urgestein Frank Erdmann und Steffen Tews aus Magdeburg.
Besancon. Weltweit heißen vier Schachspieler so wie diese Stadt im östlichen Frankreich. Einer davon, nämlich Pascal Besancon, ist jetzt Deutscher Schach-Amateurmeister (E) 2016/17! Er wurde 2002 geboren, seine Elo und DWZ sind ungefähr gleich, nämlich 1638/1661, was sich aber nun nach seinen 4,5 Punkten sprunghaft verbessern dürfte. Wir hoffen, dass nun in Ost-Thüringen, in seinem SK Weida, ein großer Gratulationschor auf ihn angestimmt wird. Yannek Nyenhuis und Christian Feidel gelangen 4,0 Punkte und damit Silber und Gold. Beste Dame wurde Victoria Wagner mit 3,0 Punkten, die damit Deutsche Frauen-Schach-Amateurmeisterin (E) 2016/17 ist.
Das, was Jana Schneider in der B-Gruppe gelang, ließ sich Anke Schönfeld, Niederwiesa, womöglich als Beispiel dienen. Mit 4,5 Punkten wurde sie Erste dieser Gruppe und damit zugleich Meister wie auch Deutsche Frauen-Schach-Amateurmeisterin (F) 2016/17.
Auf Platz 2 und 3 drängeln sich punktuell gleichauf, Adrian Neo Hoke, Parensen und Minh Dat Tran, Agon Neumünster, mit je 4,0 Punkten. "Falsche Sportart!" möchte man erst rufen, wenn man Tischtennisclub Grün-Weiß Fritzdorf in der Siegerliste liest, aber die Schachfreunde von dort sind oft, in großer Zahl und eben auch ungemein erfolgreich bei der DSAM dabei. Anne Ricarda Heyer aus diesem Club wurde mit 3,5 Punkten Vierte, knapp vor dem ebenso kontierenden Zweitjüngsten des Turniers, nämlich Bahne Fuhrmann.
Ralf Mulde
// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 22054