20. Mai 2013
Am 18. Mai hat der Deutsche Schachbund sein renommiertestes Ehrenmitglied verloren. Der Bamberger Verleger und Schachgroßmeister Lothar Schmid (10. Mai 1928 - 18. Mai 2013) erlag im Alter von 85 Jahren einer schweren Erkrankung.Lothar Schmid nahm von 1950 bis 1974 an 11 Schacholympiaden teil und kam auf 278 Einsätze in der Nationalmannschaft. Herausragendes leistete er als aktiver Turnierspieler, als Fernschachspieler, als Schiedsrichter und als Schachsammler.
Die Liste der Schacherfolge von Lothar Schmid besticht vor allem durch ihre Vielfalt. Zweimal gewann er mit der deutschen Nationalmannschaft auf Schacholympiaden die Bronzemedaille (1950 in Dubrovnik und 1964 in Tel Aviv). Er trug den Großmeistertitel im Turnierschach und im Fernschach. Als Turnierspieler trug er Wesentliches zur Entwicklung und Verbreitung der Ben-Oni-Verteidigung bei. Herausragend ist Schmids Sieg im Dr. Dyckhoff-Fernschach-Gedenkturnier (1954-1956) mit 14 Punkten aus 15 Partien.
An der Durchführung des Weltmeisterschaftskampfes 1972 in Reykjavik zwischen Bobby Fischer und Boris Spasski hatte Lothar Schmid mit seinem diplomatischen Geschick entscheidenden Anteil, weshalb man ihm 2005 den Titel „Schiedsrichter des Jahrhunderts“ verlieh. Er hatte das Kandidatenfinale zwischen Fischer und Petrosjan (Buenos Aires 1971) sowie die Wettkämpfe zwischen Karpow und Kortschnoj (Baguio City, 1978), zwischen Karpow und Kasparow (London/Leningrad, 1986) und das Revanchematch zwischen Fischer und Spasski (Cveti Stefan/Belgrad, 1992) geleitet.
Allgemein wird angenommen, dass Lothar Schmid die weltweit bedeutendste Sammlung von Schachpublikationen zusammengetragen hat, darunter ein Original des berühmten Werkes von Lucena von 1497, das er in Brasilien ersteigert hat.
Der Deutsche Schachbund spricht den Hinterbliebenen sein Beileid aus. Wir werden Großmeister Lothar Schmid stets ein ehrendes Andenken bewahren.
Herbert Bastian, Präsident
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