24. März 2017
Durch die Ernennung zum Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Bahn am 22. März, ist mit Richard Lutz ein Schachspieler an die Spitze eines der größten deutschen Unternehmen gerückt. Nach knapp sieben Jahren als Vorstand Finanzen und Controlling beerbte er am 30. Januar 2017 den zurückgetretenen Bahnchef Rüdiger Grube zunächst kommissarisch. Am Mittwoch gab der Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur, Alexander Dobrindt, die Ernennung Lutz' zum Chef des bundeseigenen Konzerns vor der Presse bekannt.
Richard Lutz wurde am 6. Mai 1964 in Landstuhl im Landkreis Kaiserslautern in Rheinland-Pfalz als Sohn eines Eisenbahners geboren. Sein Vater arbeitete damals im Bundesbahn-Ausbesserungswerk Kaiserslautern, womit dem Sohn der spätere Lebensweg praktisch schon vorgezeichnet wurde. Im westpfälzischen Kindsbach aufgewachsen, machte er 1983 am Gymnasium Landstuhl sein Abitur, dem sich ein Studium Betriebswirtschaftslehre an der Universität Saarbrücken und die Wehrpflicht in der Sportförderkompanie (Schach) anschloß. Die schachliche Qualifikation dafür hatte sich Lutz durch große Erfolge in seiner Jugend erworben. So war er 1981 Zweiter der BRD-Jugendmeisterschaft U20 hinter Jürgen Graf. Ein Jahr später wurde er internationaler französischer Jugendmeister und Pfalzmeister bei den Erwachsenen. Zudem wurde er mehrmals in die BRD-Jugendnationalmannschaft berufen.
Seine berufliche Entwicklung ließ allerdings wenig Zeit um im Schachsport in höhere Leistungsebenen vorzustoßen. Von 1989 bis 1994 war er Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Kaiserslautern und hatte danach einen Lehrstuhl für Betriebswirtschaft. In dieser Zeit war er zwar Mitglied in zwei Schachvereinen (bis 1990 beim SC Ramstein-Miesenbach, danach bis 1997 beim SC Pirmasens 1912), doch er spielte von 1993 bis 1995 nur noch vereinzelt Mannschaftskämpfe.
Im November 1993 bewarb sich Lutz bei der Deutschen Bahn und lernte dadurch den damaligen Finanzchef Diethelm Sack kennen. Lutz bekam Aufgaben im Konzerncontrolling der Bahn und machte 1998 seinen Doktor. Fünf Jahre später übernahm er die Leitung des Konzerncontrollings, womit er automatisch zum Bahnvorstand gehörte. Als Sack 2010 aufhörte, wurde sein Wunschkandidat und Stellvertreter Richard Lutz Vorstand Finanzen und Controlling der Deutschen Bahn AG und der DB Mobility&Logistics AG - mit einem Vertrag bis 2018.
Schachlich und privat verschlug es Lutz durch seinen Job in Richtung Berlin, wo auch die Konzernzentrale der Bahn am Potsdamer Platz ihren Sitz hat. Er lebt seitdem am östlichen Rand Berlins, im Ortsteil Hönow der Gemeinde Hoppegarten, und ist seit 2003 Mitglied beim benachbarten SV Rot-Weiß Neuenhagen (und darüberhinaus Mitglied der Emanuel Lasker Gesellschaft). Zeit für den Schachsport hat er aber kaum. Von 2003 bis 2006 und in der Saison 2012/13 saß er für Neuenhagen in der Berliner Mannschaftsmeisterschaft insgesamt neun Mal am Brett und holte dabei acht Punkte [DWZ-Karteikarte]. Abseits der Pflichtwettkämpfe saß ich ihm sogar mal persönlich bei einem Schachturnier seines Klubs gegenüber. Einige Jahre später gab es 2012 ein Wiedersehen im Potsdamer Kaiserbahnhof, wo die Deutsche Bahn im Juni und Oktober zwei große Schachveranstaltungen mitveranstaltet und die Räume zur Verfügung gestellt hatte.
Hier ein paar Bilder vom Event im Oktober 2012:
Richard Lutz in der Wikipedia | Potsdam Kaiserbahnhof im Juni und Oktober 2012
Quellen: SC Ramstein-Miesenbach, Die Rheinpfalz vom 02.05.2014
Frank Hoppe
// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 21811