1. August 2017
Der wohl hochkarätigste Gast des am 29. Juli gestarteten Erfurter Frauenschachfestivals war der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bahn, Dr. Richard Lutz. Er versteht es nicht nur mit den Zügen auf über 34.000 km Schienen perfekt umzugehen, sondern ist dazu noch ein vortrefflicher Kenner von Schachzügen. Lutz sprach nicht nur zur Eröffnung, sondern führte auch den symbolischen ersten Zug im Young Masters aus und stellte sich der Exweltmeisterin Alexandra Kostenjuk im Uhrensimultan. Die ließ freilich gegen ihn und elf weitere Gegner nichts anbrennen und gewann alle Partien. Die erste Partie des Matches mit Elisabeth Pähtz verlor sie dann allerdings.
Nachfolgend einige Berichte von Jonathan Carlstedt von der offiziellen Turnierseite, garniert mit Bildern von Klaus Steffan.
Frank Hoppe
30.07.2017
Nicht nur die Spieler von Schachpartien, sondern offensichtlich auch die Gäste zu Eröffnungsfeiern von Schachturnieren gewöhnen sich an die Null-Karenz-Regel. Pünktlich um 18 Uhr hatten sich alle Gäste im festlichen Saal des Radisson Hotels in Erfurt versammelt um der Eröffnungsfeier des 2. Erfurter Schachfestivals beizuwohnen. Dabei trafen die Spielerinnen der verschiedenen Turniere auf Größen aus Politik und Wirtschaft. Nachdem Axel Eger, Vorsitzender des Fördervereins Schach in der Region Erfurt e.V. die Auftaktveranstaltung mit einer inspirierenden Rede eröffnete, beglückwünschte der Schirmherr der Deutschen Schnellschachmeisterschaft der Frauen, Elisabeth zu ihrem dritten Meistertitel mit dieser Bedenkzeit.
Anschließend erhielt der Vizepräsident des Deutschen Schachbundes, zuständig für Leistungssport, Klaus Deventer das Wort. Genau wie sein nachfolgender Redner Dr. Sühl aus dem Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft, lobte Deventer das Erfurter Frauenschachfestival als eine der wichtigen Institutionen im Deutschen Schach, mit der, wie er sagte „vermessenen“ Hoffnung auf eine zukünftige 3. Ausgabe der Veranstaltung. Nach den Reden setzte Axel Eger zu kürzesten Wortmeldung des Abends an und eröffnete das Buffet. Alle Beteiligten genossen das hervorragende Essen, den leckeren Wein und andere Köstlichkeiten, bei interessanten Gesprächen mit ihren Tischnachbarn.
Nachdem die musikalische Begleitung zeigte was sie drauf hat, und das war eine ganze Menge, war es an Professor Uwe Pfenning, Präsident des badischen Schachverbandes und Hauptschiedsrichter Gregor Johann die Moderation zu übernehmen und die rund 100 Gäste durch den Abend zu führen. Zunächst wurde die Farbverteilung des Wettkampfes zwischen Alexandra Kostenjuk, die heute bereits ein Uhren-Simultan mit 12:0 für sich entschied, und Elisabeth Pähtz festgelegt. Auch hier hatten sich die Organisatoren etwas Einfallsreiches überlegt. Die Spielerinnen mussten sich einen Schirm aussuchen in dem kleine Zettel gelegt waren mit der jeweiligen Farbe. Als Alexandra ihren Schirm öffnete, regnete es schwarz Schnipsel und damit war klar, sie wird die jeweiligen Disziplinen mit einer Schwarzpartie beginnen.
Als nächstes stand die Auslosung des Young Masters auf dem Programm. Hier hielt Richard Lutz, Vorstandsvorsitzender der Bahn AG ein kurze, aber starke Rede, in der er darauf verwies, dass sein Unternehmen ohne Vielfalt und Offenheit, ohne die vielen Menschen mit Ursprung in diversen Ländern nicht so gut arbeiten könnte, wie die Bahn es tut. Dieses Modell eines multikulturellen Erfolgsmodells spiegelt auch das Young Masters mit seinen 5 Nationalitäten bei 10 Spielern wieder.
Beim Womens Open war es noch nicht möglich die Paarungen zu machen, da sich noch Spielerinnen ab und anmelden könnten. Aber die Farbe der an 1 gesetzten Inderin wurde bereits ausgelost indem sie ebenfalls einen Schirm zog. Die sympathische Inderin Subbaram Vijayalakshmi wird morgen auf jeden Fall mit Weiß antreten. Der Vertreter der Sparkasse Mittelthüringen verwies auf die vielen Gemeinsamkeiten zwischen Arbeitsleben und Schachwelt. Neben seiner langen Vergangenheit mit Thomas Pähtz stand für ihn auch der Mehrwert unserer Sports im Mittelpunkt.
Zu guter letzt zeigte Herr Dr. Köhler mit seiner Schulschachstiftung und seinem Einsatz für die Jugendspieler, dass es auch jene verdienen im Schach eine Chance zu erhalten, die ansonsten nicht die finanziellen Möglichkeiten hätten.
Ein rundum gelungener Abend an dem die Gedanken auch bei Nino Churtsidse, die aufgrund eines Tumors leider nicht teilnehmen kann, waren. Wir bitten alle Mitglieder der Schachfamilie über eine Spende für Ninos Therapie nachzudenken.
Die Begeisterung über den Eröffnungsabend ist ungebrochen und Ansporn für die Organisation genau in dieser hohen Qualität weiterzumachen. Wir bedanken uns bei allen Sponsoren und Gästen, für ihre großartige Unterstützung und Anwesenheit bei der Eröffnungsveranstaltung, die diesen Abend zu einem besonderen Abend und dieses Festival zu einem besonderen Festival machen.
31.07.2017
Die erste Runde des Womens Open und des Young Masters hielt was das Erfurter Schachfestival verspricht, eine Werbung für das Frauenschach, aufregende Momente paarten sich mit tollem Schach und so kamen die Gäste bereits zum Auftakt voll auf ihre Kosten.
Im Womens Open sind die Spielstärkeunterschiede naturgemäß sehr groß. Denn die Nummer 1 der Setzliste spielt in diesem Fall gegen die Nummer 30, bedeutet eine Elodifferenz von ungefähr 500 Punkten. Doch trotzdem kämpften die Underdogs und versuchten den Titelträgerinnen halbe und ganze Punkte streitig zu machen. Ein gutes Turnier wünschte zu Beginn Frank Neubert, der die Sparkasse Mittelthüringen vertritt, alles Gute, bevor die ersten Züge gemacht wurden. In der ersten Runde war es den Außenseiterinnen noch nicht gegönnt etwas gegen ihre starken Konkurrentinnen zu holen. Aber was nicht ist kann und wird ja noch werden!
Beim Young Masters zeigte Richard Lutz, Vorstandsvorsitzender der Bahn AG, durch Anwesenheit seine Unterstützung für das Erfurter Frauenschachfestivals. Den Teilnehmern des Young Masters gab er seine besten Wünsche mit auf dem Weg, bevor er sich nun selber auf den Weg in seinen wohlverdienten Urlaub macht.
Diese Motivation nahmen die Spielerinnen mit in ihre Partien. Am ruhigsten ging es da noch zwischen Karina Szczepkowska und Josefine Heinemann. Karina opferte früh mit Weiß einen Bauern, für den sie durchaus Druck bekam. Stück für Stück baute Karina Raumvorteil auf, doch als sie keinen Weg für weitere Fortschritte fand, wurden die Züge wiederholt.
Das zweite Remis des Tages zwischen Filiz Osmanodja und Atousa Pourkashiyan im Young Masters war da deutlich spektakulärer. In komplett verwirrender Stellung, in der Filiz bereits auf dem Weg zum Sieg zu sein schien, konnte Atousa mit scheinbar zwei in der Gegend hängenden Springern ein interessantes Dauerschach zu konstruieren.
Diese Partie war dann auch das Ende der Friedfertigkeit im Young Masters. Sarah Hoolt konnte als Erste ihre Partie beenden, mit einem überzeugenden Schwarzsieg gegen Teodora Rogozenco. Ein kleiner Fehler nach der Eröffnung von Teodora reichte aus, um die Angriffsqualitäten von Sarah zu entfesseln. Am Ende war der weiße König umringt von schwarzen Figuren und die 17-jährige Hamburgerin musste ihre Niederlage anerkennen.
Den nächsten vollen Punkt holte eine stark spielende Irina Bulmaga gegen Fiona Sieber. In einem Najdorf-Sizilianer, konnte Irina ihren Angriff deutlich besser in Schwung bringen und setzte mit einem grandiosen Dameopfer der Partie ein Ende
31.07.2017
Der erste Zug ist gemacht. Im Wettkampf Alexandra Kostenjuk gegen Elisabeth Pähtz führte Patrick Soff von der Firma Umweltgerechte Kraftanlagen (UKA) für Elisabeth den Zug 1. d4 aus und gab damit den Startschuss zu einem großen Wettkampf. Dank der UKA ist dieses Match ermöglicht worden, deshalb geht ein ganz besonderer Dank an die in Meißen beheimatete Firma. Bis Freitag werden sich die Beiden in zwei klassischen, vier Schnell- und acht Blitzschachpartien duellieren und auch abseits der Bretter für Schach im Allgemeinen und Frauenschach im Speziellen werben.
Laut Datenbank traten die Beiden bereits ganze 37 Mal gegeneinander an, zum ersten Mal vor 23 Jahren begegneten sich die Beiden bei einer Jugend-EM in Rumänien. Damals behielt Elisabeth die Oberhand, auch wenn Alexandra am Ende den EM-Titel davon trug. Insgesamt hat Alexandra gegen Elisabeth eine Partie mehr gewonnen als verloren. Es verspricht also eine spannende Begegnung im Duell der beiden befreundeten Ausnahmekönnerinnen zu werden.
31.07.2017
Im Young Masters wollten sie dem kämpferischen Schach des Matches in nichts nachstehen. Die erste beendete Partie war der Sieg von Marina Brunello gegen Teodora Rogozenco. In einer eigentlich soliden Philidor-Verteidigung, hagelte es auf ein mal ein Figurenopfer auf h6. Der geschlagene Bauer war weg, doch nachdem Teodora das Opfer annahm, konnte sie selbst bei größtem Kampfgeist nichts gegen die Niederlage unternehmen.
Ansonsten war das Motto heute: Auf und Ab im Schach. Viele schlechtere Stellung wurden in gute Stellungen umgewandelt. So hatte Jana Schneider mit Weiß gegen Josefine Heinemann zunächst eine angenehme Stellung gegen Josefines Isolani errichtet. Doch Josefine verteidigte sich zäh und vor allem aktiv. So rannte in einem Springerendspiel auf ein Mal ihr a-Bauer das Brett entlang und konnte nur noch unter materiellen Verlusten aufgehalten werden. Mit der nötigen Technik brachte Josefine die Partie nach Hause.
Ähnlich spannend war die Stellung zwischen Sarah Hoolt und Fiona Sieber. Zu Beginn dominierte Sarah die Stellung mit den weißen Steinen. Als alle Figuren richtig standen opferte sie eine Figur. Dies war aber inkorrekt, auch wenn sie am Ende nur 2 Figuren für einen Turm gab. Ein weiteres Qualitätsopfer zur rechten Zeit bescherte Sarah eine klar vorteilhafte Stellung, aber damit war das Gefühlschaos immer noch nicht beendet. Denn Fiona bekam noch eine letzte Chance, die sie verpasste. Am Ende war also Sarah die Siegerin einer turbulenten Partie.
Ein ähnliches Szenario, wenn auch in noch verschärfter Form, ereignete sich zwischen Atousa mit den weißen Steinen und Karina. Karina war in einer Struktur der französischen Verteidigung stets unter Druck und es schien klar, dass nur Atousa auf den vollen Punkt spielt. Doch aus dem Nichts entkorkte Karina den Zug Lxb5 der die ganze Partie auf den Kopf stellte und zu ihren Gunsten entschied.
Zu guter Letzt waren da noch Irina Bulmaga und Filiz Osmanodja, die sich ebenfalls in einer Zukertort-Struktur einen heißen Kampf lieferten. Auf einmal stellte Irina jedoch einen Bauer ein und hatte anschließend keine Chance ein Endspiel mit je 3 Leichtfiguren zu verhindern. Doch in diesem Endspiel aktivierte sie ihren König und konnte aufgrund eines Fehlers von Filiz den Bauer zurück gewinnen. Nun stachen auf ein Mal Irinas Läufer hervor und besorgten den Rest. Filiz konnte die Niederlage nicht mehr abwehren.
Im Womens Open gab es die ersten Überraschungen, so musste Joanna Majdan an Tisch 2 mit Weiß in ein Remis gegen Janelle Mae Frayna einwilligen. In einer spannenden Partie, in der beide ihre Bauernmassen auf ihren Flügel nach vorne schoben, konnte keine Seite einen entscheidenden Vorteil erlangen. Auch Galina Strutinskaja und Judith Fuchs kamen über einen halben Punkt in Runde 2 nicht hinaus. Den ersten Außenseitersieg fuhr die Inderin Mitali Madhukar Patil gegen Ewa Harazinska, die zusammen mit ihrer Schwester am Open teilnimmt, ein.
Morgen wartet an Brett 1 eine hochklassige Paarung. Die an Nummer 1 gesetzte Inderin Subbaraman Viyayalakshmi trifft auf die junge Georgierin Nino Chomeriki. Die Zuschauer können sich auf eine hochklassige Partie freuen.
In allen Turnieren bleibt es sehr spannend. Morgen gibt es wieder Live-Kommentierung über chess24 und vor Ort in der Sportsbar des Radisson Blu Hotels Erfurt. Wir freuen uns auf viele Gäste.
// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 22192