8. August 2017
25 Jahre Dresdner Schachsommer – ein Jubiläum der besonderen Art. Gefeiert wurde u.a. mit dem Masters, einem mit Nationalspielern gespickten Großmeisterturnier. Nach sieben Runden hatte GM Falko Bindrich (26) die Nase vorn. Er qualifizierte sich über seinen Sieg beim vorausgegangenen Challenger-Turnier (neun runden Schweizer System mit einer Bedenkzeit von 25 Minuten). Über seinen Turnierverlauf sprach er mit Frank Neumann, Referent für Öffentlichkeitsarbeit des Deutschen Schachbundes. Am Gespräch nahm zeitweise auch der Viertplatzierte, GM Niclas Huschenbeth (25) teil.
F.N.: Falko, herzlichen Glückwunsch zum Turniererfolg. Wie hast Du die Atmosphäre empfunden?
F.B.: Es war ein durchweg gut organisiertes Turnier mit einem richtig starken Teilnehmerfeld. Für mich stellte sich im Verlauf der „Flow“ ein, also eine völlige Vertiefung und Konzentration auf mein Spiel. Herzlichen Dank daher den Organisatoren.
F.N.: Du beendest das Turnier ungeschlagen. Wie ordnest Du Deine Leistung ein?
F.B.: Es ist mein erklärtes Ziel, mich nunmehr wieder stärker als in den letzten Jahren dem Schach zuzuwenden. Ich habe mein Training intensiviert, arbeite u.a. mit GM Niclas Huschenbeth zusammen. Eine Steigerung meiner aktuellen ELO-Zahl auf deutlich über 2.600 sollte daher möglich sein.
F.N.: Wir stehen hier inmitten einer Ausstellung auch von Schachbüchern. Niclas, ich sehe in Deiner Hand gerade eine Neuerwerbung. Spielen Bücher im Spitzentraining nach wie vor eine Rolle?
N.H.: Ja, insbesondere Spezialisierung, wie etwa vertieftes positionelles Verständnis, ist m.E. besser und konzentrierter mit Büchern erreichbar.
F.B.: Was ich bestätigen kann. Mich inspirieren z.B. die Bücher von Josif Dorfman, speziell für das Endspieltraining.
F.N.: Vermarktung oder nicht? Welche Rolle spielen Apps & Co.?
F.B.: Als GM trägt man hier eine besondere Verantwortung. Denken wir an Bobby Fischer zurück, der schon 1972 immer höhere Summen für seine „Vermarktung“ beanspruchte. Heutzutage sind andere Wege zu gehen, aber letztlich ist die Vermarktung möglich und sollte dabei primär den Schachsport und den Spaß an seiner Ausübung in den Mittelpunkt stellen.
N.H.: Kanäle wie Youtube nutze ich bereits, da ist sicher noch mehr möglich. Apps können z.B. bei der schnellen Analyse dazu beitragen, Schach populärer zu machen.
F.N.: Hier in Dresden finden aktuell noch die Weltmeisterschaften im Problemschach statt. Für Euch ein Thema oder eher eine Randbeschäftigung?
N.H.: Beim Problemschach lerne ich etwas über das Schachspiel an sich. Für mich ist es daher u.a. für mein Trainerdasein interessant. Übrigens werde ich in Kürze dazu auch als Co-Autor tätig.
F.N.: Falko, wie sehen Deine nächsten Pläne aus ?
F.B.: Das nächste Turnier ist das „Isle of Man“ ab 23. September, wo ich gemeinsam mit Niclas und weiteren deutschen Spielern im Masters antrete. Abhängig vom Abschneiden beim zeitgleich stattfindenden Weltcup in Tiflis werden eine ganze Reihe internationaler Spitzenspieler wie So, Kramnik, Nakamura, Vachier-Lagrave usw. ebenfalls dort sein. Daneben bin ich ab der nächsten Saison für Aachen in der Schachbundesliga aktiv und spiele ebenfalls noch in der österreichischen und tschechischen Liga.
F.N.: Falko, Niclas - vielen Dank für das Gespräch.
// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 22217