20. Mai 2014
Es dürfte sich langsam herumgesprochen haben: Anfang August brechen unsere Nationalmannschaften auf in den hohen Norden, um an der Schacholympiade teilzunehmen. Wir wollen es nicht versäumen auch dieses Jahr unsere Spieler im Vorfeld diesen bedeutenden Events mit ein paar Fragen zu löchern - zur Olympiade und was sie sonst noch so umtreibt. Allen voran Elisabeth Pähtz!
DSB: Liebe Elisabeth, Du hast kürzlich als einzige deutsche Teilnehmerin an den Blitzschach- und Schnellschachweltmeisterschaften in Chanty-Mansijsk teilgenommen. Welche Eindrücke bringst Du von diesem Turnier mit?
E.P.: Russland besaß schon immer eine große Schachtradition. Vor allem Chanty-Mansijsk hat sich in den letzten Jahren zu einer „russischen Schachhauptstadt“ etabliert. Neben vielen Worldcups, Grandprix und Schnell –und Blitzschachevents fanden in diesem Jahr hier sogar die Kandidatenwettkämpfe statt. Chanty Mansijsk bewies - wie auch in vorangegangenen Jahren -, dass sie in Sachen Organisation, Planung und Preisgelder wahre Profis sind. Nur das Wetter spielt nicht immer mit. Bekanntlich ist es in Sibirien durchaus sehr kalt – Schneestürme und Minustemperaturen sind selbst Ende April nichts Außergewöhnliches. Ich habe mich jedoch gefreut, dass ich in diesem Winter wenigstens in Chanty-Mansijsk Schnee zu Gesicht bekam und das sogar in Massen…
DSB: Reden wir über deine persönlichen Ergebnisse. Im Schnellschach wurdest Du 17., im Blitzschach hast Du einen ausgezeichneten 6. Platz erreicht, jeweils unter 34 Teilnehmerinnen. Wie bewertest Du selbst Dein Abschneiden?
E.P.: Bei mir hängt das Ergebnis größtenteils von der Tagesform und äußeren Umständen ab. Während der Schnellschachphase hatte ich teilweise den Kopf nicht frei, was sich letztendlich auch auf das Ergebnis niederschlug. Auch die Blitzkämpfe liefen für mich nicht optimal. Am letzten Tag fand ich jedoch zu meiner alten Form zurück und konnte das Turnier mit einem zufriedenstellenden Platz 6 „retten“.
DSB: Warum bist Du im Blitzen stärker als im Schnellschach?
E.P.: Ich würde nicht unbedingt sagen, dass das so ist. 2012 hätte ich bei den World Mind Games in Peking mit einem Schlussrundensieg die Chance gehabt, die Schnellschachkategorie für mich zu entscheiden. Letztendlich belegte ich aufgrund meiner Schlussrundenniederlage Platz 5. 2013 wurde ich bei den World Mind Games im Schnellschach 5. bis 6. und im Blitzschach Letzte. Wie gesagt, spielt bei mir vor allem in Schnellschach- und Blitzschachwettkämpfen die Tagesform eine erhebliche Rolle.
DSB: Der Deutsche Schachbund ist im Vorfeld der Schacholympiade in Tromsø eine Kooperation mit dem Norwegischen Schachbund eingegangen. Besonderes Augenmerk wurde dabei dem Frauenschach geschenkt. Wie siehst Du das?
E.P.: Ich kenne die Details zu dieser Kooperation leider nicht genau. Ich könnte mir aber gut vorstellen, dass aus deutscher Sicht insbesondere unser weiblicher Nachwuchs im D/C-Kader von der Kooperation profitieren wird.
DSB: Der norwegische Schachverband hat Dir die Rolle einer Schachbotschafterin für diese Kooperation angeboten. Warum konntest Du dieses Angebot nicht wahrnehmen?
E.P.: Das stimmt. Anfang April erhielt ich vom norwegischen Schachpräsidenten das Angebot, Botschafterin für Tromsø zu werden. In diesem Zusammenhang waren jedoch für die Zeit vom 23. bis 27. April Filmaufnahmen geplant. Da parallel dazu die WM im Schnell- und Blitzschach in Chanty-Mansijsk stattfand und ein Ausweichtermin aufgrund der bevorstehenden Schneeschmelze nicht gefunden werden konnte, übernahm eine andere Nationalspielerin, Melanie Ohme, an meiner statt die Rolle der Botschafterin.
DSB: Welche Ziele hast Du mit der Mannschaft bei der Olympiade? Was traust Du dem Team zu?
E.P.: Unser gemeinsames Ziel sollte die Qualifikation zu den Mannschafts-Weltmeisterschaften sein. Ich denke, dass unsere Chancen dafür recht gut stehen. Natürlich gehört etwas Auslosungsglück auch dazu. Ich erinnere mich daran, dass z. B. 2012 das rumänische Team unter den Top 6 zu finden war, obwohl sie nur gegen eine der Mannschaften mit einer besseren Platzierung antreten mussten.
DSB: Wie wirst Du die Zeit vor der Olympiade schachlich gestalten?
E.P.: Ich werde bis dahin wohl noch einige Turniere spielen und mein Eröffnungsrepertoire weiter ausbauen. Um ein gutes Resultat zu erzielen, halte ich aber auch körperliche Fitness für sehr wichtig. Deshalb stehen daneben auch viel Sport, eine gesunde Ernährung und vor allem die Vermeidung allergiebelasteter Gebiete auf der Tagesordnung.
DSB: Vom 24. - 31. August ist das 1. Internationale Erfurter Frauenschachfestival in Erfurt in Vorbereitung. Du hast dich (zusammen mit Deinen Eltern) enorm engagiert, um dieses Turnier zu einem Erfolg zu machen. So ist es Dir gelungen, die Frauenkommission der FIDE als Sponsor zu gewinnen. Welche Erwartungen hast du persönlich an dieses Festival?
E.P.: Wir möchten das stärkste Frauengroßmeisterturnier, das es je auf deutschem Boden gegeben hat, ausrichten und darüber hinaus auch dem weiblichen Nachwuchs eine attraktive Möglichkeit bieten, ihr Talent auch auf internationaler Ebene unter Beweis zu stellen. Wir hoffen natürlich, dass viele Frauen und Mädchen aus Deutschland und dem Ausland die Gelegenheit nutzen und an den Internationalen Offenen Deutschen Fraueneinzelmeisterschaften teilnehmen werden. Ich hoffe sehr, dass das Festival zur Förderung des Frauenschachs in Deutschland beiträgt. Nicht zuletzt möchte ich natürlich in meiner Heimatstadt ein gutes Resultat erzielen.
Die Fragen für den DSB stellte Michael Woltmann, Vizepräsident Verbandsenwicklung
// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 9792