25. Juli 2017
Vom 4. bis 18. Juli war Israel der Gastgeber der 20. Makkabiade. Deutschland entsandte 232 Sportler, darunter sechs Schachspieler. Die absolvierten ihre Turniere vom 5. bis 14. Juli in Haifa und Jerusalem. Im GM-Turnier A konnte unser Nationalspieler GM Georg Meier die Goldmedaille erringen. Frank Neumann führte mit ihm ein Interview nach seinem großen Erfolg.
Georg Meier, herzlichen Glückwunsch zur Goldmedaille bei der Makkabiade 2017. In dem für internationale Großmeister reservierten Turnier konntest Du Dich u.a. gegen den auch in Deutschland bekannten Großmeister Alexander Moisejenko aus der Ukraine durchsetzen. Wie hast Du Deinen Erfolg gefeiert?
Auf meine erste Reise nach Israel habe ich mich schon lange gefreut, somit war jeder Tag dort für mich ein Erlebnis. Besonders als nach Ende des Turniers drei Tage frei war und ich Zeit hatte, um Jerusalem und Tel Aviv etwas zu erkunden.
Die Makkabiade ist die größte internationale jüdische Sportveranstaltung und konnte 2017 mit 10.000 Teilnehmern aus 80 Nationen einen neuen Rekord aufstellen. Wie war insgesamt die Stimmung vor Ort?
Für mich ist die Makkabiade in erster Linie eine kulturelle Veranstaltung. Der sportliche Wettkampf ist Anlass für Juden aus aller Welt in die Heimat ihres Volkes zu reisen und eine Verbindung aufzubauen. Dabei Deutschland zu vertreten ist etwas Besonderes, dass ich nicht gut in Worte fassen kann. Ich empfinde die Stimmung bei allen Makkabi-Wettkämpfen als warm und familiär.
Schach hat damit neben Tischtennis, Schwimmen und Hockey Deutschland besonders erfolgreich vertreten. Leider war das Medienecho demgegenüber hierzulande eher bescheiden. Wie kann Deiner Meinung nach generell diese auch für unseren Sport unzulängliche Situation verbessert werden?
Ich glaube ein gewisses Medienecho gibt es schon – wo man die Messlatte anlegen soll ist eine schwierige Frage. Etwas merkwürdig ist, dass die deutschen Schachseiten die Makkabiade kaum aufgegriffen haben, während beispielsweise die englische ChessBase-Seite darüber berichtet hat. Um die Frage zu beantworten wie Verbesserungen in Bezug auf Schach erreicht werden könnten, müsste ich sehr weit ausholen – hier erscheint mir dafür nicht der Rahmen gegeben. Aber es würde dem Deutschen Schachbund zwecks Berichterstattung sicher helfen mit Makkabi Deutschland in Kontakt zu stehen, wenn ein solches Event bevorsteht.
Du kamst direkt von der Deutschen Meisterschaft in Apolda, Thüringen, zu den Spielen und konntest das Turnier ungeschlagen (6 Siege und 3 Remis) beenden. Wie verläuft bei diesen engen Zeitfenstern Deine Vorbereitung? Etwa erste Analysen bereits im Flug nach Israel?
Zwei Turniere in Folge zu spielen führt bei mir fast immer dazu dass ich im 2. Turnier besser abschneide, ich spiele mich sozusagen im 1. Turnier warm. Früher, als ich noch mit Wladimir Tschutschelow trainierte, hielten wir kurz vor wichtigen Turnieren ein hartes dreitägiges Training ab, um einen ähnlichen Effekt zu erreichen. Zwischen den Turnieren habe ich meinen Partien von der Deutschen Meisterschaft keine Aufmerksamkeit mehr geschenkt, sondern zwei Tage bei Haifa mit der deutschen Makkabi-Delegation verbracht und Eindrücke gesammelt. Wir hatten Gelegenheit den nächsten israelischen Botschafter für Deutschland kennenzulernen, und ein Gespräch mit Shaul Ladany zu führen – einem Überlebendem des Holocausts der auch von den Attentaten bei der Olympiade in München 1972 betroffen war, und trotzdem weitere Reisen nach Deutschland unternommen hat. Die Zeit in Israel und viele weitere Begegnungen, sowie der Besuch der einzigartigen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem haben mir ermöglicht zu einem eigenen Bild von Israel und seiner Bevölkerung zu kommen. Ähnlich wie nach meiner Zeit in den USA, mache ich nun die Erfahrung, dass sich Medienberichte kaum mit meinem Eindruck der Lage überschneiden.
2019 findet in Budapest die Europäische Makkabiade statt – wieder mit Schach und wieder – so hoffen wir – mit Dir. Ist für Dich das Spielen im Rahmen dieser Veranstaltungen auch ein besonderer emotionaler Moment?
Ich glaube aus meinen obigen Antworten spricht bereits ein klares „Ja“. Ich identifiziere mich mit dem jüdischen Volk, auch wenn ich kaum religiös bin, und ich glaube so geht es vielen anderen auch.
Georg, wir danken Dir für das Gespräch.
Einleitungstext: Frank Hoppe
// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 22177