7. Oktober 2014
Tatjana Melamed hatte schon die Möglichkeit sich beim Erfurter Frauenschachfestival gegen spielstarke Gegnerinnen zu beweisen, jetzt geht es auf nationaler Ebene beim DSB-Turnierneuzugang German Masters der Frauen weiter. Tatjana hat uns dazu einige Fragen beantwortet.
DSB: Tatjana, das German Masters der Frauen ist ein ganz neues und bisher einzigartiges Turnier, was jetzt zum ersten Mal ausgetragen wird. Was sagst Du zu diesem Turnier? Fiel die Zusage leicht?
T.M.: Das Turnier ist einfach ein Traum: ein starkes Frauenturnier und noch dazu im Rundensystem mit einer Runde pro Tag! Den Preisfonds habe ich mir drei Mal angeguckt und konnte es gar nicht glauben! Ja, die Zusage fiel leicht, da war ich blitzschnell! Das einzige Problem hätten Überschneidungen mit meinen Landeskaderterminen sein können. Als Landestrainerin bin ich viel unterwegs, aber der Termin des German Masters ist, zumindest für meine Belange, super ausgewählt. Ich hoffe, meinen Kollegen gehts genauso. Auch Dresden, eine wunderschöne Stadt, wie ich finde, ist als Austragungsort für mich ideal. Das Turnierkonzept begrüße ich sehr, endlich tut sich was im Frauenschach. Im Männerbereich gibt es bereits das Grenke Chess Classic. Jetzt haben wir was Eigenes.
DSB: Vor wenigen Wochen erst gab es das Erfurter Frauenschachfestival, ein Turnier mit sehr starker internationaler Besetzung. Auch dort hast Du mitgespielt. Kann man die beiden Turniere miteinander vergleichen? Mit welchem Gefühl bist Du in das internationale Turnier gegangen, im Vergleich zum deutschen Turnier?
T.M.: Das Turnier in Erfurt war für mich eine starke schachliche Erfahrung. Ich bin im letzten Moment eingestiegen, weil Marta Michna abgesagt hat. Das Teilnehmerfeld des Frauenschachfestivals war enorm. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich zum letzten Mal an so einem spielstarken Turnier teilgenommen habe. Ich hatte das Gefühl, ich spielte jede Partie, als wäre es meine "letzte".
So ein Rundenturnier hat auch seine Besonderheiten. Das German Masters hat die selbe Zielsetzung wie das Erfurter Turnier, nämlich das Frauenschach zu fördern, das begrüße ich sehr. Auf Dresden freue ich mich besonders, weil dort auch meine Mannschaftskolleginnen mitspielen – wir sehen uns nämlich nicht so oft.
DSB: Misst Du Dich schachlich lieber mit Deinen männlichen Kollegen und ist Dir das Flair und die Stimmung bei gemischten Turnieren angenehmer?
T.M.: Eigentlich ist es mir nicht so wichtig, ob das Turnier gemischt ist - ich spiele einfach Schach:-)
DSB: Es ist ja nicht völlig gleich, wer einem am Brett gegenüber sitzt. Welche Gegnerin nimmt im German Masters für Dich gewissermaßen eine Sonderstellung ein und warum?
T.M.: Meine Mannschaftskolleginnen sind mit von der Partie und ich freue mich sie dort zu sehen, aber gleichzeitig ist es für mich auch schwieriger gegen Leute zu spielen, die ich gut kenne. Bei der Olympiade in Tromsø hatte ich den Eindruck, unsere Mannschaft ist nicht nur ein Team sondern eine Familie – so gut war das Miteinander. Vielleicht hat auch das zu unserer guten Platzierung (Platz 9) beigetragen. Man stelle sich nur vor, die Kosintseva-Schwestern sollten bei einer WM gegeneinander antreten…:-) Naja, aber grundsätzlich bin ich bereit gegen jeden zu spielen. Ich denke, uns erwartet ein stark kämpferisches Turnier. Bei einem Frauenturnier kann alles passieren:-) Frauenschach unterscheidet sich sehr stark von Männerschach. So ein Begriff wie "Angstgegner" ist mir aber fremd.
DSB: Du bist schon recht lange im Schachgeschäft, hast Du noch ein Vorbild? Und ist das immer gleich geblieben oder hattest Du je nach Lebensphase oder -abschnitt eine(n) andere(n) “Schachhelden/Schachheldin“?
T.M.: Für mich war und bleibt Kasparow ein Vorbild, nicht nur schachlich, sondern auch als vielfältige Persönlichkeit. Auch Raschid Neschmetdinow bewundere ich; er war zwar kein Weltmeister und ist auch nicht so berühmt, aber er gilt als talentierter Kombinationsspieler und ist bekannt für seine große Liebe zu Stellungen mit ungleichem Materialverhältnis. Er hatte ein fantastisches Gefühl für Dynamik. An dem neuen Weltmeister Magnus Carlsen gefällt mir seine kämpferische Einstellung sehr gut. Ich nenne ihn immer als Vorbild für meine Kaderspieler. Nur von einer hart ausgekämpften Partie kann man was lernen. In einem seiner Interviews sagte er mal, dass er es sich vorgenommen hat, jede Partie auszuspielen.
DSB: Vielen Dank!
Die Fragen für den DSB stellte Louisa Nitsche
// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 18944