16. August 2012
Die 22jährige Mannheimer Psychologiestudentin Melanie Ohme ist die wohl aktivste Bloggerin unter den Nationalspielerinen. Von wohl jedem Turnier, an dem sie teilnimmt, berichtet sie ausführlich auf ihrer Homepage. Das wird sie sicher auch ab 27. August tun, wenn sie für Deutschland bei der Schacholympiade in Istanbul spielt. Unserer Internetredaktion beantwortete sie in der Olympia-Vorbereitungszeit einige Fragen und ist damit die Fünfte im Bunde der zehnköpfigen Spielerdelegation in der Türkei.
Was für Ziele haben Sie bei der Schacholympiade in der Türkei?
Wir werden dieses Jahr mit einer sehr starken Mannschaft nach Istanbul fahren. Schön wäre es, wenn wir unseren Setzlistenplatz verbessern und vielleicht sogar unter die ersten fünf kommen könnten. Ich persönlich werde versuchen, an meiner Leistung der letzten Mannschafts-Europameisterschaft anzuknüpfen und möglichst viele Punkte für das deutsche Team zu holen.
Wie bereiten Sie sich vor?
Im Moment habe ich gerade Semesterferien, was sich sehr positiv auf meine zeitlichen Kapazitäten und dementsprechend auch auf meinen Trainingsumfang auswirkt. Als Vorbereitung auf die Olympiade widme ich mich primär dem Eröffnungsstudium und Taktiktraining.
Achten Sie eventuell auch auf besondere Ernährung oder treiben Sie Ausgleichs-sport?
Ich behaupte einfach mal, dass ich zu den Menschen gehöre, die generell auf ihre Ernährung achten und regelmäßig Ausgleichssport betreiben. Ich gehe oft Joggen, ins Fitnessstudio oder Schwimmen und habe prinzipiell keine Angst davor mich zu bewegen. Ich würde aber nicht sagen, dass sich meine Ess- und Fitness-Gewohnheiten im Hinblick auf die Olympiade verändert haben.
Sie erfahren erst wenige Stunden vor der Partie, wer Ihre Gegnerin ist. Wie stellen Sie sich in der kurzen noch verbleibenden Zeit auf sie ein?
Neben der Eröffnungsvorbereitung finde ich es noch wichtig, dass man den Spielstil der Gegnerin kennenlernt. Dazu schaue ich mir die neuesten Partien in voller Länge an und analysiere, ob sie eher taktisch oder positionell orientiert ist, ob sie gerne Damen tauscht, oft Remis spielt etc.
Wen sehen Sie in der Favoritenrolle bei dieser Schacholympiade?
Ich denke, dass die Russinnen wie eigentlich jedes Mal Titelanwärter sind. Aber es gibt auch andere starke Teams wie z.B. China, Georgien, USA und Ukraine, die nicht zu unter-schätzen sind und mit ein bisschen Glück das Turnier gewinnen können.
Gegen wen würden Sie gerne spielen und warum?
Also ehrlich gesagt habe ich da keine großen Präferenzen. Generell spiele ich am liebsten gegen ungefähr gleich gute Spielerinnen und es kann auch von Vorteil sein, wenn man gegen die Gegnerin einen positiven Score hat.
Wie sehen Sie die Chancen bei der Schacholympiade für die deutsche Frauen- und die Männermannschaft?
Beiden deutschen Teams traue ich einen Platz unter den ersten zehn zu. Die Männer haben erst letztes Jahr in Porto Carras gezeigt, wozu sie in der Lage sind und vielleicht können die Frauen ja in Istanbul für eine Überraschung sorgen.
Bei der Schacholympiade wird beiden Teams ein Eröffnungstrainer zur Verfügung gestellt. Wie wichtig ist das für Sie?
Ich finde es großartig, dass dieses Jahr auch wir Frauen von einem extra Theorietrainer profitieren können. Zum einen verteilt sich so die anstehende Vorbereitungs-Arbeit auf zwei Leute, sodass diese gründlicher und länger ausfallen kann. Zum anderen haben besonders Spielerinnen wie Lena und Tatjana, die über ein sehr solides und fundiertes Eröffnungs-wissen verfügen, nun die Möglichkeit, gemeinsam mit dem Theorietrainer Feinheiten zu analysieren und noch tiefer in die Stellungsbilder einzutauchen.
Wie oft haben Sie schon bei einer Schacholympiade teilgenommen?
Die Olympiade in Istanbul wird meine dritte Olympiade sein.
Vielen Dank für das Interview!
// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 476