20. März 2025
Es ist die zehnte Auflage. Ein Jubiläum – und für jede Spielerin eine Ehre, dazu eingeladen zu sein. Beschwingt von guten Bundesligaergebnissen (eineinhalb Punkte aus zwei Partien), einem 3:3 gegen SK Schwäbisch Hall mit ihrem Verein TuRa Harksheide, reiste FM Lara Schulze denn auch gestern nach London. Zum Vera-Menchik-Memorial. Das Turnier des englischen Schachverbandes findet vom heutigen Donnerstag, 20. März bis Sonntag, 24. März, im London Mindsports Centre in Hammersmith statt - und ist nach Vera Francevna Menchik (1906-1944) benannt, die von 1927 bis zu ihrem Tod Weltmeisterin der Frauen war. „Ein ziemlich cooles Turnier“, sagt Lara Schulze, vor drei Jahren war sie schon einmal dabei, „fast alle Teilnehmerinnen sind von den Elopunkten her aus einem Niveau. Es wird also spannend.“ Für sie geht es vor allem darum, dass das Turnier normenfähig ist. „Viele sind tatsächlich verwundert, wenn ich das erwähne“, sagt sie, „aber ich habe noch keine IM- oder WGM-Norm. Es wird Zeit, dass sich das ändert.“
Wenn sie bei Rundenturnieren zuletzt stark gespielt hat (auch mit einer Performance über 2400 Elo), dann gab es dort leider keine Normen zu verdienen – und zuletzt beim Turnier der Normenjäger des Berliner Schachverbandes hat es auch nicht geklappt. „Ich bin jetzt schon mehrfach knapp an der Norm vorbei geschrammt.“ Nun also London, bei einem Turnier in wunderbarem Ambiente. Zwar ohne Preisgeld – aber es ist ein Einladungsturnier, quasi all inclusive. Selbst die Unterkunft wird bezahlt. Das ist normalerweise nicht üblich - die Normenjäger müssen für gewöhnlich bezahlen, nur die Titelträger werden eingeladen. „Bei den hohen Hotelpreisen in London ist mir dieser Aspekt und die Chance auf eine Norm tatsächlich wichtiger als ein Preisgeld“, so Schulze: „Die Chance ist gut – aber es wird mit Blick auf das Feld der Teilnehmerinnen auch hart.“ Deshalb habe sie sich vorgenommen, „nicht nur an die Norm zu denken, sondern auch Spaß zu haben.“
Name | Elo | Titel | Land |
---|---|---|---|
Andrea Navrotescu | 2288 | WGM | |
Olga Zimina | 2293 | IM, WGM | |
Lan Yao | 2294 | WGM | |
Alicja Sliwicka | 2342 | WGM | |
Machteld van Forest | 2352 | FM, WIM | |
Lara Schulze | 2313 | FM, WIM | |
Elmira Mirzoeva | 2272 | WGM | |
Harriet Hunt | 2296 | IM | |
Katarzyna Toma | 2177 | WGM | |
Laura Unuk | 2301 | IM, WGM |
Zum Hintergrund des Turniers: Vera Francevna Menchik wurde in Moskau als Tochter eines tschechischen Vaters und einer englischen Mutter geboren. Mit 14 Jahren begann sie in der Schule mit dem Turnierschach. Ein Jahr später zog ihre Familie aufgrund der russischen Revolution nach England, wo Vera Menchik dem Hastings Chess Club beitrat und mit James Drewitt und Géza Maróczy zu trainieren begann. Mit 19 Jahren hatte sie sich als beste Spielerin des Landes etabliert, nachdem sie die britische Meisterin besiegt hatte. Zwei Jahre später wurde sie mit dem Gewinn der ersten Schachweltmeisterschaft der Frauen die beste Spielerin der Welt. Sie gewann den Titel acht Mal, was ein Rekord war, und gewann einmal 59 Spiele in Folge. Sie hielt den Titel fast zwei Jahrzehnte lang, was sie zur am längsten amtierenden Schachweltmeisterin der Geschichte macht. Vera Menchik war damals die einzige Frau, die auf höchstem Niveau gegen männliche Spieler antreten konnte. Sie verzeichnete unter anderem zwei Siege gegen Max Euwe, den Weltmeister von 1935 bis 1937, in vier Turnierpartien. Menchik starb am 26. Juni 1944, als ihr Haus bei einem der Flugbombenangriffe während des Zweiten Weltkriegs direkt zerstört wurde. Dabei gingen auch die meisten Aufzeichnungen über ihr Leben verloren. Grund genug für den englischen Schachverband ECF, ihr Andenken und „außergewöhnliches Leben“ mit diesem stilvollen Turnier zu ehren. „Es ist schon schön, bei so einem Event dabei zu sein“, sagt Lara Schulze. Auch wenn es anstrengend wird: Von Donnerstag bis Samstag werden jeweils zwei Runden gespielt (90 Minuten + 30 Sekunden pro Zug), am Abschlusstag Sonntag nur eine. (mw)
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