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Erfahrung schlägt (noch) die Jugend

11. Juni 2020

In diesem Jahr feiert die Deutsche Schachjugend ihr 50-jähriges Bestehen, und sie strotzt nur so von tollen Ideen. Da momentan ein normaler Spielbetrieb nicht möglich ist, wird das Spielgeschehen ins Internet verlegt. Neben etlichen Jugendturnieren wurde auch ein weiblicher Ländervergleich organisiert, bei denen die Frauen und Mädchen aus Deutschland gemeinsam in einer Mannschaft gegen die Frauen und Mädchen u.a. aus Frankreich, England und Österreich angetreten sind.

Ein tolles Event, welches die deutsche Mannschaft knapp für sich entscheiden konnte. Hierzu gibt es einen schönen Bericht auf der Seite der Deutschen Schachjugend.

Gespielt wurde auf Lichess, einer sehr guten Onlineschachplattform, auf der man auch sogenannte Arena Turniere durchführen kann. Arena ist eine Turnierform, bei der verschiedene Mannschaften (oder bei Einzelturnieren verschiedene Spieler) gegeneinander antreten und in einer bestimmten Zeit jeder nach Beendigung seiner Partie sehr schnell wieder einen Gegner aus der andern Mannschaft zugelost bekommt. Diese Turnierform ist nicht durch die Rundenanzahl begrenzt (die Spieler können alle eine unterschiedliche Anzahl an Runden gespielt haben), sondern nur durch die Zeit.

Die nächste innovative Idee der Schachjugend erreichte mich per Mail, in der ich von der Deutschen Schachjugend gefragt wurde, ob ich die Mannschaftsführerin des deutschen Frauenteams werden möchte, die im Kampf der Generationen das Mädchenteam herausfordert. Es ist eine große Ehre für mich, und ich sagte natürlich zu. Meine Aufgabe bestand darin, möglichst viele Frauen zusammenzutrommeln. Da mein Instrument eher die Posaune ist, konnte ich zwar trommeln und Frauen für das Team gewinnen, aber am Turnier nahmen dann doch nicht so viele, wie gewünscht teil. Das führte dazu, dass es ein Ungleichgewicht an Spielerinnen gab und die Mädchen somit länger auf eine Gegnerin warten mussten.

Angeführt wurde unser Frauenteam durch BlackMamba95, gefolgt von anderen starken Spielerinnen mit phantasievollen Lichess-Namen, z.B. WFM Funkmaus, Dobbyisafree, AnyBanani. Da ist mein lichessname schon sehr phantasielos, da mir damals, als ich mich bei lichess registrierte, irgendwie nichts einfiel (so wie manchmal auch beim Schach).

Auch die Mädchen hatten ein sehr starkes Team am Start, angeführt von janaschach, FM Schlumpfine, Kolibrini und vielen anderen.

Insgesamt gingen für das Frauenschachteam 37 und für das Mädchenteam 47 Spielerinnen an den Start.

Als weiteres Highlight wurde das Event auch noch auf Twitch übertragen, einem Streaming Live Kanal. Die Kommentatoren auf twitch waren IM Christof Sielecki und Rafael Müdder. Die beiden haben das fantastisch kommentiert, man kann sich das über den folgenden Link nochmal ansehen:

Gespielt wurden 90 Minuten mit einer Bedenkzeit, die eher uns Älteren (mit ein paar Ausnahmen) entgegenkam, nämlich mit 5 Minuten und 2 Sekunden Inkrement.

Dieses Mal siegte noch die Erfahrung, wir Frauen konnten uns knapp vor den Mädchen durchsetzen.

Die meisten Punkte holte Leonore Poetsch vom Frauenschachteam, gefolgt von Lepu Coco Zhou vom Mädchenteam und dobbyisafree, die es frei nach Loriot, der in seiner Literaturkritik sagt, dass der Autor es vorzieht, anonym zu bleiben, selbigst verfährt.

Es war ein toller Abend und die Deutsche Schachjugend hat mit dieser Aktion tolle Werbung für das Mädchen- und Frauenschach gemacht, vielen Dank dafür und auch dafür, dass sie auch uns Frauen mit ins Boot holen.

Ulla Hielscher

// Archiv: DSB-Nachrichten - Frauenschach // ID 23672

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