17. März 2025
In einem waren sich am Ende alle drei Aufsteiger einig: Dieser Erfolg sei ein Schachwunder. Während im Abstiegskampf in der ersten Frauenbundesliga noch keine Entscheidung gefallen ist (die fällt dann tatsächlich bei der zentralen Endrunde vom 25. in 27. April in Deggendorf), stehen die drei Aufsteiger schon fest: SK Freiburg-Zähringen 1887, der SC Kreuzberg aus Berlin und der Chemnitzer SC Aufbau 95 wollten eigentlich alle nur die zweite Liga halten - und sind nun erstklassig. Die einen setzen auf einen Mix aus Erfahrung und Talenten (Chemnitz und Kreuzberg), die anderen – Freiburg - auf Erfahrung pur. Kevin Högy, Sportdirektor des Deutschen Schachbundes, gratulierte am Montag: „Hinter diesen Aufstiegen steckt bei allen Teams sehr viel harte Arbeit. Nirgendwo war der Aufstieg ein Selbstläufer. Die Frauenbundesliga darf sich auf drei interessante Mannschaft freuen.“
Blickpunkt Freiburg, 2. Liga Süd: „Wir sind natürlich total begeistert“, jubelt WGM Barbara Hund, Vorsitzende des SK Freiburg-Zähringen und erfolgreiche Spielerin - sechs Punkte aus sieben Partien holte sie in dieser Saison. Für die zwei Schlussrunden kamen die Teams aus Gernsheim, Karlsruhe und Stuttgart nach Freiburg-Zähringen. Nach einem misslungenen Start in die Saison mit einem Unentschieden gegen Regensburg und einem Verlust gegen Nürnberg gelangen drei Siege in Folge gegen München, Augsburg und den Reisepartner Stuttgart. So gingen die Freiburgerinnen in die zwei finalen Matches mit einem Punkt Rückstand hinter Nürnberg. Freiburg-Zähringen ging als leichter Favorit in den Mannschaftskampf und konnten das Match gegen Gernsheim 4:2 gewinnen. Nachdem die Top-Gesetzten Nürnbergerinnen verloren, stand Freiburg auf einmal auf dem ersten Platz. In der besten Aufstellung ging es dann am Sonntag um den Aufstieg. Der Gegner hieß Karlsruhe, der in der Vorsaison erst aus der ersten Bundesliga abgestiegen war und mit einer starken Mannschaft kam. Nachdem Freiburg mit 2-1 Brettpunkten in Führung ging, genügten drei Remisen an den drei restlichen Brettern für den Sieg. „Somit war die Sensation vollbracht“, bilanzierte Sarah Hund, Mannschaftsleiterin und eine der Spielerinnen. Nebenbei auch die Tochter von Barbara Hund. Mit 11 von 14 Mannschaftspunkten gelang den Spielerinnen des Freiburg-Zähringen 1887 letztlich der Aufstieg.
Für ihre Förderung des Mädchen- und Frauenschachs wurde der Verein (24 weibliche Mitglieder) bereits von der deutschen Schachjugend als Top-Verein ausgezeichnet. „Der Aufstieg bedeutet für uns, dass es sich auszahlt, das Frauenschach zu fördern“, so Sarah Hund: „Wir freuen uns riesig in der höchsten deutschen Liga zu spielen und uns den Herausforderungen zu stellen. Auf der anderen Seite müssen wir auch noch klären, wie wir uns die Liga als Amateur-Verein leisten können. Die Spielerinnen sind aber schon sehr motiviert.“ Vor allem, weil auch das Betriebsklima stimmt. „Uns ist es sehr wichtig, dass die Spielerinnen einen Bezug zu unserem Verein haben“, so Sarah Hund: „Die Hälfte der Kaderspielerinnen wohnt direkt in Freiburg. Die längste Anfahrt für unser Aufstiegsspiel am Sonntag lag unter 30 Kilometern. Das Team wird mit befreundeten Spielerinnen vor allem aus Baden-Württemberg ergänzt. Wir haben das Glück, dass starke Spielerinnen und Titelträgerinnen direkt in Zähringen wohnen und nach einer Schachpause in unserem Team wieder mit dem Spielen begonnen haben.“
Zum Aufstieg gab es eine Runde Sekt und ein Essen. Dabei sei laut Sarah Hund einigen „erst einmal bewusstgeworden, dass wir gerade wirklich aufgestiegen sind. Nachdem wir in der Vorsaison erst aus der Regionalliga aufgestiegen sind, nach einem erdenklich knappen Abstieg 2023, war unser Ziel eigentlich nur die Klasse zu halten“. Kuriosität: Gleich drei Spielerinnen sind für die Schweiz gemeldet. Und das kam laut Barbara Hund so: „Nachdem ich in Deutschland aus dem Kader gestrichen wurde, und bereits in der Schweiz arbeitete und Doppelbürgerin bin, hat der SSB mich konkret angefragt und ich habe das angenommen. Generell war die Schweiz auch näher zu erreichen für uns - so habe ich Sarah dann auch dort angemeldet.“ Aber, sie räumt ein: „Sieht schon komisch aus, dass drei echte Freiburgerinnen, Silvia Paddock, Sarah und ich, nicht für Deutschland gemeldet sind.“
Das Freiburger Aufstiegsteam besteht aus WGM Bettina Trabert, WIM Dr. Silvia Paddock, Sarah Hund, WGM Barbara Hund, Gilda Marta Thode, Silvia Spiegelberg, Johanna Ehmann, Jenni Wellenreich, Claire Henninger, Arinna Riegel, Dr. Tanja Schilling und Teresa Künle.
Blickpunkt Berlin, 2. Liga West: Auch hier war eigentlich nur der Klassenerhalt das Ziel – und schwupps wurde mehr draus. Erst 2022 hatte der SC Kreuzberg seine erste Mannschaft am Frauenspielbetrieb angemeldet. Nun ist der Verein in der Frauenbundesliga angekommen. Am letzten Doppelspieltag konnten die Kreuzbergerinnen im Kreuzberger Haus des Sportes Doppelbauer Kiel mit einem 3,5:2,5-Sieg an der Tabellenspitze ablösen - und den Aufstieg letztlich gegen die zweite Mannschaft des Hamburger SK (4:2) perfekt machen. Vereinsvorsitzende und Mannschaftsleiterin Brigitte Große-Honebrink: „Unser Zusammenhalt hat diesen Aufstieg möglich gemacht. Das Team ist zwar unterschiedlich alt, mit einem Mix aus jungen Spielerinnen und routinierten Kräften, aber hat dennoch ein super Mannschaftgefühl. Wir freuen uns auf die überraschende Möglichkeit, mit dem Schachclub Kreuzberg nächstes Jahr in der stärksten Frauenliga der Welt anzutreten.“ Paul Meyer-Dunker, Präsident des Berliner Schachverbandes, freut sich ebenfalls: „Ein großartiger Erfolg, endlich wieder Bundesligaschach in Berlin! Der Erfolg des SC Kreuzberg steht exemplarisch für die gute Entwicklung des Berliner Schachs im Frauenbereich. Wir haben viele gute Spielerinnen mit einer breiten Basis, dieses Jahr ist erstmals eine Frauen-Landesliga geplant. Und mit Kreuzberg haben wir endlich wieder einen Bundesligisten.“
Das Berliner Aufstiegsteam besteht aus Helen Raab, WIM Thi Hong Nhung Khoung, WFM Karelle Bolon, WFM Martina Skogvall, Amina Fock, Sana Fock, Sibylle Guder, Margarita Maszurtsova, Valerie Komar und Brigitte Große-Honebrink.
Blickpunkt Chemnitz, 2. Liga Ost: „Das habt ihr richtig gut gemacht, Mädels!“ jubelte der Chemnitzer SC Aufbau auf seiner Webseite. Als die Mannschaft von den letzten Mannschaftskämpfen wieder daheim ankam, standen schon einige Fans mit einem Plakat da. Es gab Kuchen zur Feier des Tages. Im Durchschnitt 25 Jahre alt, darunter drei U18-Spielerinnen – das ist das Team des Aufsteigers. Gefeiert wurde demnach schonmal gleich spontan (auf der Rückfahrt) altersgerecht im Fast-Food-Restaurant. Der Verein selbst ist eher überschaubar. 80 Mitglieder, darunter 45 Kinder und Jugendliche. "Wir sind ein sehr familiärer Verein. Unsere Spielereinnen sind schon lange im Verein oder kommen aus der unmittelbaren Umgebung", sagt WIM Dr. Anne Czäczine. Die Medizinerin ist die einzige Titelträgerin, sie holte sechs Punkte aus sieben Partien – zwölf Mannschaftspunkte reichten, um sich vor Ex-Bundesligist SV Medizin Erfurt (mit sechs Titelträgerinnen) zu positionieren. Das CSC-Team erinnert ein wenig an das Schachzentrum Seeblick mit Familie Peglau: Im Team sind auch Anne Czäczines Töchter Paula, 14 Jahre, und Laura, 16. Paula, zweifache deutsche Jugend-Meisterin, holte sogar 6,5 Punkte in dieser Saison. "Mehr als ich", sagte die stolze Mutti Anne, die ihre Mädels gemeinsam mit dem Vater der beiden für den Schachsport begeistert hat. Bei Laura waren es vier Punkte aus vier Partien. "Auch eine überragende Leistung - und auch entscheidend für unseren Aufstieg", so Anne Czäczine. An den letzten beiden Spieltagen gab es Siege gegen SG Leipzig und SC Leipzig-Lindenau - und plötzlich war man in der Bundesliga. Dabei habe man - als Mannschaft von Freundinnen - nach dem Aufstieg vergangenes Jahr in diesem Jahr eigentlich nur die zweite Liga halten wollen, betonte Anne Czäczine: "Wir wissen, dass die erste Liga eine andere Nummer wird - aber wir wollen das jetzt mal versuchen." Sie selbst hat schonmal mit SK Großlehna Bundesligaluft geschnuppert. Ist lange her - jetzt lockt nach dem direkten Durchmarsch von der Regionalliga ein neues Abenteuer mit ihren Töchtern und Freundinnen aus der Region. (mw)
Das Chemnitzer Aufstiegsteam besteht aus WIM Anne Czäczine, Paula Czäczine, Kathrin Brand, Becky Brewig, Romy Kaden, Susann Krentz, Laura Czäczine, Marie Ottlik und Arlene Schubert.
Pl. | Mannschaft | MP | BP | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
1. | SC Kreuzberg | 12 | 26,5 | x | 2½ | 3½ | 3½ | 5 | 3½ | 4 | 4½ |
2. | SV 1920 Hofheim | 11 | 24,5 | 3½ | x | 4 | 1½ | 3 | 5 | 4 | 3½ |
3. | SC Rotation Pankow | 10 | 26,0 | 2½ | 2 | x | 3½ | 4 | 4 | 5½ | 4½ |
4. | SK Doppelbauer Turm Kiel | 9 | 24,5 | 2½ | 4½ | 2½ | x | 3 | 4½ | 3½ | 4 |
5. | SG Solingen II | 6 | 19,0 | 1 | 3 | 2 | 3 | x | 4 | 2 | 4 |
6. | Delmenhorster SK | 3 | 16,0 | 2½ | 1 | 2 | 1½ | 2 | x | 3 | 4 |
7. | Hamburger SK II | 3 | 15,5 | 2 | 2 | ½ | 2½ | 4 | 3 | x | 1½ |
8. | SV Mülheim-Nord | 2 | 16,0 | 1½ | 2½ | 1½ | 2 | 2 | 2 | 4½ | x |
Pl. | Mannschaft | MP | BP | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
1. | Chemnitzer SC Aufbau 95 | 12 | 28,0 | x | 4 | 4½ | 4 | 2½ | 5 | 4½ | 3½ |
2. | SV Medizin Erfurt | 11 | 25,0 | 2 | x | 4 | 4 | 3 | 4 | 3½ | 4½ |
3. | SC Leipzig-Lindenau | 9 | 21,0 | 1½ | 2 | x | 3½ | 4 | 3 | 3½ | 3½ |
4. | SG Leipzig | 7 | 21,5 | 2 | 2 | 2½ | x | 4½ | 3½ | 3 | 4 |
5. | SV Merseburg | 7 | 20,0 | 3½ | 3 | 2 | 1½ | x | 3 | 3 | 4 |
6. | SG GW Dresden | 6 | 20,5 | 1 | 2 | 3 | 2½ | 3 | x | 4 | 5 |
7. | SC Rochade Zeulenroda | 4 | 18,5 | 1½ | 2½ | 2½ | 3 | 3 | 2 | x | 4 |
8. | TuS Coswig 1920 | 0 | 13,5 | 2½ | 1½ | 2½ | 2 | 2 | 1 | 2 | x |
Pl. | Mannschaft | MP | BP | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
1. | SK Freiburg-Zähringen 1887 | 11 | 25,0 | x | 2½ | 5 | 3½ | 3½ | 3 | 4 | 3½ |
2. | SC NT Nürnberg | 10 | 24,5 | 3½ | x | 3 | 2½ | 4½ | 3 | 4 | 4 |
3. | SV Stuttgart-Wolfbusch | 7 | 20,5 | 1 | 3 | x | 5 | 1½ | 3 | 3 | 4 |
4. | FC Bayern München II | 7 | 18,5 | 2½ | 3½ | 1 | x | 3½ | 3½ | 1½ | 3 |
5. | Karlsruher SF 1853 | 6 | 21,5 | 2½ | 1½ | 4½ | 2½ | x | 3 | 3 | 4½ |
6. | SC Bavaria Regensburg 1881 | 6 | 21,0 | 3 | 3 | 3 | 2½ | 3 | x | 4 | 2½ |
7. | SK 1980 Gernsheim | 6 | 20,0 | 2 | 2 | 3 | 4½ | 3 | 2 | x | 3½ |
8. | SG Augsburg 1873 | 3 | 17,0 | 2½ | 2 | 2 | 3 | 1½ | 3½ | 2½ | x |
// Archiv: DSB-Nachrichten - Frauenschach // ID 36337