7. Juli 2022
Von 0 auf 100, so könnte man die lockeren Treffen zum gemeinsamen Schachspielen und Boxen nennen. Seit ungefähr einem Jahr treffen sich Kölner an einem ruhigen Ort im Grüngürtel, um dort Schach zu spielen.
Mittlerweile zählt die Gemeinschaft über 70 Mitglieder. Die ganze Aktion hat bei eBay-Kleinanzeigen begonnen. Dort schrieb Michael eine Anzeige, ob nicht jemand Lust auf ein bisschen Schach im Park hat. Die Anzeige war nur zwei Minuten online und schon meldete sich Denno. Sie verabredeten sich im Park und tauschten fragende Blicke miteinander aus. Weder Michael noch Denno entsprachen den typischen Klischeevorstellungen von einem Schachspieler. Beide sind unglaublich sportlich und echte Macher im Leben.
Viele interessierte Fußgänger blieben bei den regelmäßigen Schachsessions stehen, schauten zu und sind ebenfalls Teil der Community geworden. Zudem trudelten weitere Antworten auf eBay-Kleinanzeigen ein. Auch auf Facebook wurden parallel Anzeigen zum freien Schachspielen im Park geschaltet. Das Ganze entwickelte sich zu einer Art Selbstläufer. Bei Denno wuchs immer weiter die Idee, dem noch eine Boxingkomponente hinzuzufügen. Er selbst ist Personal Trainer und auch beim Boxen sehr aktiv. Unter den physisch sportlichen Schachspielern aus dem Park fand er auch hierfür viel Zuspruch. Für das Schachboxen greift er aus dem Pool der Schachspieler und trainiert Boxen und andersherum: Boxer setzen sich ans Brett, um Schach zu spielen. Mittlerweile ist der Park eine Anlaufstation für Schachspieler aller Art, egal ob Hobbyspieler, Vereinsspieler oder solche, die bereits ihre ersten GM-Normen gesammelt haben. Alle treffen sich dort. Keine genormten Schachbretter, kein „ich will aber Holzfiguren“ oder „die Stühle sind zu hart“, dafür Caprisonne, Boxhandschuhe und Parkbank.
Im Park lernten Michael und Denno wenig später Robert kennen, einen weiteren Macher. Er pflegt Kontakte zur Stadt und setzt sich für feste Schachspieltische im Park ein. Dutzende Telefonate und etliche E-Mails tragen nun die ersten Früchte. Eine Zusage liegt vor. Einzige Bedingung ist die Gründung eines Vereins oder einer Initiative, damit die Organisation für die Anlagen sichergestellt ist.
Nun stehen die drei kurz davor, einen Schachboxverein zu gründen. Letzte Woche nutzte ich die Gelegenheit, Michael und Denno in Berlin zu treffen. Die sympathischen Kölner sind in die Hauptstadt gereist, um dort mit dem, nach eigenen Aussagen, ersten Schachboxverein der Welt Erfahrungen auszutauschen. Nun wird es ernst: Die Gründung einer Initiative oder eines Schachboxvereins sind greifbar, die ersten Entwürfe der Firmen für Parkanlagen liegen ebenfalls vor, selbst eine Einladung zur Schachbox-WM gibt es schon.
„Mach` was Du liebst“, das ist die Leidenschaft im Leben, die man nie aus den Augen verlieren sollte.
Wer ebenfalls Lust hat, Teil der Community zu werden oder Interesse am Schachboxen hat, der kann mir gerne eine E-Mail schreiben. Ich stelle den Kontakt für Euch her: breitenschach@schachbund.de.
Sandra Schmidt
Breiten- und Freizeitsportreferentin im DSB
// Archiv: DSB-Nachrichten - Breitenschach // ID 10969