3. März 2025
Gefühlt ist es so: Die Deutsche Schach-Amateurmeisterschaft könnte mittlerweile auch in der Arktis stattfinden, gerne auch in unbeheizten Räumlichkeiten mit freilaufenden Eisbären – und trotzdem würde das Organisationsteam von Spielerinnen und Spielern überrannt. Nach aktuell 777 Anmeldungen für das kommende Qualifikationsturnier in Magdeburg muss jetzt ein Anmeldestopp verhängt werden. Auch für den Halt in Travemünde wird jetzt bei bereits über 500 Anmeldungen eine Warteliste aktiv. Dieses Turnier ist einfach ein Hit! „Ja“, sagt Sandra Schmidt, die Organisationschefin der DSAM mit einem Lächeln, „wir werden immer beliebter.“ Das Turnier in Dresden lieferte den nächsten Beweis.
Schmidt nannte als Beispiel für stetigen Zuwachs einen langjährigen Teilnehmer: Vitaliy Sviridov. Einst kam er alleine – jetzt hatte er schon sechs weitere Schachfreunde aus seinem Freundes- und Bekanntenkreis im Schlepptau. Alle hat er überzeugt, bei der DSAM mitzumachen. „Der Grund dafür, dass wir immer größer werden ist zweifellos auch die Mundpropaganda“, so Schmidt. Auch das Turnier am vergangenen Wochenende in Dresden wurde von vielen gelobt - in lokalen Medien teilweise über den grünen Klee. „Schach boomt“ – das war der Tenor bei Tag24 und in einem Filmbeitrag von Sachsen Fernsehen. Hier kam man zu dem poetischen Schluss: „Schach bleibt auch in der modernen Welt ein zeitloser Klassiker.“
Vor Ort war auch DSB-Präsidentin Ingrid Lauterbach, die bei der Siegerehrung verkündete, dass der DSB bereits intensiv an den Vorbereitungen für einen Schachgipfel 2026 arbeitet – in Dresden. Teil wird dann unter einem Dutzend Deutschen Meisterschaften auch das Finale der DSAM sein. Hierzu gab es auch bereits mehrere Gespräche mit Jan Donhauser, der als Bürgermeister in der sächsischen Landeshauptstadt unter anderem für Sport zuständig ist – und der den Gipfel tatkräftig unterstützen will. Donhauser ließ es sich nicht nehmen, die DSAM gemeinsam mit Lauterbach und André Martin, dem Präsidenten des Schachverbandes Sachsen, in der – Zitat Donhauser – „schönsten Landeshauptstadt Deutschlands“ zu eröffnen. Mögen vermutlich auch andere Landeshauptstädte dieses Prädikat für sich beanspruchen – in jedem Fall fand die DSAM in einem wunderbaren Spielsaal im Hotel Maritim/Kongresszentrum am Ostra-Ufer statt, mit Blick auf die Elbe.
Das Ambiente entschädigte auch für Manches, was „nicht golden glänzte“, wie es Sandra Schmidt formulierte. So versuchte sie vergeblich, noch 2000 Filzteile für die auf dem Parkett quietschenden Stühle zu organisieren – es blieb leider bei jeder Bewegung eines Spielers oder eine Spielerin mit seinem Sitzmöbel laut, bis zum Ende. Kritik gab es auch an der teilweise fehlenden Barrierefreiheit. Nachzulesen unter anderem im Block von „Schachkid“ René Kellner aus Potsdam – eine gute Anregung mit Blick auf 2026.
Aber insgesamt war es wieder ein tolles Turnier, darin waren sich alle einig. So spannend in vielen Gruppen, dass gleich fünfmal bei gleicher Punkt und Wertungszahl die Sieger der größten Pokale und werthaltigsten Chessemy-Gutscheine ausgewürfelt werden mussten – darunter auch in der Gruppe A. Und die DSAM mal wieder herrlich bunt. Der jüngste Spieler in Dresden war Simeon Dimitrov mit sieben Jahren, der älteste Spieler (89 Jahre - wird noch in diesem Jahr 90) Dr. Wolfgang Langbein. Beide spielten in der Gruppe G. Wolfgang Langbein erzählte eine Geschichte, die Vorbildcharakter für viele haben könnte. Als seine Frau starb, habe er „etwas gegen die Alterseinsamkeit“ tun wollen und sich wieder in seinem Schachverein angemeldet. Damit habe er eine alte Liebe neu belebt. "Ich habe 1955 während meines Studiums mit dem Schachspiel angefangen. Auch wenn der Körper nicht mehr so will, mein Geist ist noch wach." Jetzt spielt er bei seinem Verein in der zweiten Mannschaft – mit fast 90 Jahren. „In Dresden hat man gesehen, dass Schach die ganze Gesellschaft abbildet“, sagte Ingrid Lauterbach, „Schach ist inklusiv, jeder kann mitspielen – und das mit großer Freude.“
Viele der 548 Spielerinnen und Spieler nutzten auch wieder das Großmeister-Angebot. GM Klaus Bischoff saß stundenlang für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer parat – und analysierte ihre Partien. Manchmal auch in deutlichen Worten: „Das war ein krimineller Zug!“ Bischoff, mit einem Schmunzeln: „Ich bin schon so lange Kommentator, ich nenne die Dinge beim Namen.“ Großen Zuspruch fanden auch die Vorträge von Andrea Hafenstein (Matt dem Krebs) und DSB-Ehrenpräsident IM Herbert Bastian zur Schach-Historie. (mw)
DSAM Dresden Ergebnisse:
Gruppe A:
Gruppe B:
Gruppe C:
Gruppe D:
Gruppe E:
Gruppe F:
Gruppe G:
// Archiv: DSB-Nachrichten - Breitenschach // ID 36320