2. Januar 2025
Den Jahreswechsel feierte sie über den Wolken. Irgendwo über dem Atlantik. „Es gab Champagner“, sagt Sandra Schmidt, und fügt lachend hinzu: „Mit Nachschlag.“ Als Schiedsrichterin war sie bei der Schnellschach- und Blitz-WM in New York vor Ort, bevor sie sich – kurz vor Neujahr – auf den Weg zurück nach Deutschland machte. „Gigantisch. Grandios. Schön.“ So sei es gewesen in der Stadt, die niemals schläft. Die Glitzerwelt des Schachsports hat sie erlebt, in einer luxuriösen Location mitten auf der Wallstreet. Untergebracht war sie auch in einem Hotel im Finanzzentrum der US-Metropole. Und nun die ganz andere Schach-Welt. Noch schöner, wie Sandra Schmidt versichert, ist es doch „ihre“ DSAM, ihre Schach-Familie. Die Deutsche Schach-Amateurmeisterschaft, das Turnier vom 3. bis 5. Januar in Potsdam, verantwortet sie wieder als Organisationschefin. So viel ist jetzt schon klar: Es wird eine Rekord-DSAM.
Den nötigen Anmeldestopp gab es bereits Mitte Dezember. Da bewegte sich die vorläufige Teilnehmerzahl schon auf die 800 zu. Mit einigen Absagen ist zwar immer zu rechnen – aber 740 Teilnehmer und Teilnehmerinnen werden nun erwartet in Potsdam, im Kongresshotel am Templiner See, herrlich gelegen. Seit dem heutigen Donnerstag, halb fünf Uhr in der Früh, ist Sandra Schmidt vor Ort und kümmert sich wieder um das, was ihr am meisten Spaß macht. Wobei: New York, wo sie eine von 24 Schiedsrichtern und Schiedsrichtern war, natürlich auch ein Erlebnis war. Im Nachhinein sogar eines von extrem spannender Dimension.
So war Sandra Schmidt die Schiedsrichterin, die GM Hikaru Nakamura sagen musste, dass es nichts wird mit dem Schnellschach-Matt gegen den deutschen Nationalspieler GM Alexander Donchenko. Der musste am Ende Turm und Läufer gegen Turm verteidigen, Nakamura gab nicht auf – und Donchenko griff auf die 50-Züge-Regel zurück. Aufregend.
Weniger prickeln empfand Sandra Schmidt dann aber das Jeans-Gate um GM Magnus Carlsen, der erst abreisen wollte, weil man ihn im Sinne der FIDE-Kleiderordnung sanktionierte - dann doch noch, mit dem Zugeständnis, seine Jeans tragen zu dürfen, zur Blitz-WM blieb und dort einmal mehr machte, was er will: Er und GM Ian Nepomniachtchi beschlossen im Finale, dass es Zeit sei für zwei Blitz-Weltmeister. So wurde die WM für viele zur Farce – für andere zur großen Show. „Finde ich nicht gut, wie das ablief“, so Sandra Schmidt, die zu dem Zeitpunkt schon nicht mehr Referee war. Insgesamt fand sie das alles etwas merkwürdig: „Aber egal, ich war da ja nur ein ganz kleines Licht.“
Das große Licht, ohne das die DSAM nicht so leuchten würde, ist sie wieder in Potsdam. „Eine ganz andere Schach-Welt“, wie sie sagt. Bei der sie auch viel lockerer ist als in New York, wo man „die ganze Zeit unter Anspannung steht, weil jeder Fehler durch die Decke gehen würde“.
In Potsdam heißt es einmal mehr: Dabeisein ist alles. Und immer mehr wollen dabei sein beim Erfolgsformat des Deutschen Schachbundes. Das Potsdamer Qualifikationsturnier, mit seinen herrlichen Spielsälen, sei ja schon zuletzt immer „sensationell stimmungsvoll“ gewesen, so Sandra Schmidt: „Dass wir da jetzt den Rekord knacken und erstmals über 700 Spielerinnen und Spieler sind, passt irgendwie gut.“
Am heutigen Donnerstag ist wieder das Warmup mit dem Blitzturnier. Start ist ca. 20.15 Uhr, die Anmeldung erfolgt ausschließlich persönlich vor Ort von 19 Uhr bis 20 Uhr. Das eigentliche DSAM-Turnier beginnt am Freitag, 10 Uhr. Auch in Potsdam wird es wieder Analysemöglichkeiten mit einem Gast-Großmeister geben, in diesem Fall mit GM Robert Rabiega aus Berlin. Da ist Spaß, gepaart mit Fachwissen, jetzt schon garantiert. (mw)
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