82. Deutsche Schach-Meisterschaft 2011 - Sechster Bericht

25. Mai - 4. Juni 2011 in Bonn

Tag 6: Khenkin übernimmt die alleinige Führung im Herrenturnier. Hoolt wieder im Verfolgerfeld der Damen.

Am Spitzenbrett treffen die Hamburger Niclas Huschenbeth und Jan Gustafsson aufeinander. Das Duell der ehemaligen Vereinskollegen endet blutig. Huschenbeth lässt schon im vierten Zug keinen Zweifel aufkommen, dass er den taktischen Kampf sucht. Der Hanseat greift einem seltenen Gambit des Kapitän Evens aus den Anfängen des 19. Jahrhunderts und bringt Gustafsson schon früh in zeitliche Bedrängnis. Ganze elf Minuten verbleibende Zeit zeigt seine Uhr schon vor dem 20. Zug. Doch da ist Gustafsson schon in schwerer taktischer Seenot. Huschenbeth gelingt ein brillantes Piratenstück.

In der Partie Daniel Fridman gegen Rainer Buhmann steht der Mülheimer Bundesligaspieler mit Weiß zunächst besser. Doch Buhmann findet ein überraschendes Turmopfer und gewinnt einen wichtigen Mittelbauern. Und das reicht, um gute dreißig Züge später auch den Partiegewinn zu reklamieren.

Igor Khenkin, Sebastian Siebrecht

So ist der Weg frei für Igor Khenkin. Der 43jährige hat gegen Großmeister Sebastian Siebrecht Weiß. Er erkämpft leichten Vorteil bei Übergang ins Mittelspiel und will heute den Punkt. "Er hat auf meinen Fehler gewartet und ihn bekommen", berichtet Siebrecht. Im Endspiel steht Siebrecht weiter unter Druck, lässt sich den letzten Turm tauschen und spielt mit dem schlechten Läufer gegen einen guten Springer. Khenkin siegt und übernimmt mit 5/6 die alleinige Spitze. Im Verfolgerfeld lauern Buhmann und Huschenbeth einen halben Punkt zurück.

Herbert Bastian, Ullrich Krause

Ins erweiterte Verfolgerfeld spielt sich heute auch Ramus Svane. Der Vierzehnjährige erreicht seinen dritten Sieg gegen Gordon Andre. Mit fünf Jahren fand er in einer Cornflakes-Packung ein Lego-Schachprogramm. Und mit dem hat er fleißig gespielt. Heute wird er durch Großmeister Jan Gustafsson trainiert. Vielleicht bringt jetzt die Teilnahme an seiner ersten Deutschen Meisterschaft auch die erste Titelnorm für den Lübecker. Besondere Aufmerksamkeit fand heute auch das Duell zweier spielstarker Funktionäre des Deutschen Schachbundes. Das Duell der Präsidenten des Saarländischen und des Schleswig-Holsteinischen Landesverbandes IM Herbert Bastian und FM Ullrich Krause endetet mit einem ausgekämpften Remis.

Heike Vogel

Im Frauenturnier endet die Spitzenpaarung zwischen Jade Schmidt und Alisa Frey mit einem Unentschieden. Sarah Hoolt kommt mit einem Sieg gegen Jevgenija Leveikina an die führende Frey wieder heran. Auch Heike Vogel kann wieder gewinnen. Die Steuerfachangestellte punktet gegen Olga Lopatin. Ihr erster Sieg nach zwei herben Niederlagen: "Mein Kopf war leer. In der vierten Runde hat mich Alisa Frey glatt überspielt und auch in der letzten Runde war mein Kopf leer." Heute geht es wieder bergauf. Vogel kommt mit nun vier Punkten aus sechs Partien wieder knapp an die Spitze heran. Ihr Minimalziel "mindestens Platz fünf" kommt für die zweifache Meisterin der offenen Frauenmeisterschaften wieder in Reichweite.

Weitere Siege feiern Stefanie Schulz, Elvira Mass, Jutta Ries und Hanna Marie Klek. Frey führt mit 5/6 vor Hoolt (4.5) sowie Vogel und Schmidt (beide 4).

Axel Fritz

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