2. Juni 2024
In der 4. Runde der Deutschen Frauen-Mannschaftsmeisterschaft der Landesverbände (DFMM-LV) in Braunfels spielten die beiden Top-Teams aus Bayern
und Nordrhein-Westfalen 4:4 nach hartem Kampf. Aylin Albayrak, Teamkapitänin beider bayerischer Frauenmannschaften in Braunfels und Frauenreferentin des Bayerischen Schachbundes, hatte dieses Ergebnis bereits erahnt, als sie bei laufendem Spiel nach ihrer Prognose zum Ausgang des Matches gefragt wurde:
Momentan führt noch NRW, aber ich glaube, es könnte 4:4 ausgehen, was gut für uns wäre. Dann hätten wir noch eine richtig spannende Schlussrunde, das wäre doch toll für das Turnier. 2016 hat Bayern hier zuletzt gewonnen und wir möchten diesen Erfolg jetzt gerne wiederholen, darum sind wir mit einer starken ersten Mannschaft hergekommen. Und natürlich wollen wir Freude am Schach erleben.
Bei den Bayerinnen gewannen WGM Jana Schneider an Brett zwei gegen WGM Eva Kulovana und an fünf WIM Nellya Vidonyak gegen WFM Elena Trunz. Für NRW punkteten an sieben Lisa-Marie Möller gegen WFM Maria Horvarth und an acht Eva Rudolph gegen Vanessa Bräuer. Beim 3:3-Zwischenstand hatte der Kampf sehr gut für die Bayerinnen ausgesehen: WIM Yelyzaveta Hrebenshchykova besaß an Brett 3 mit Schwarz eine Mehrfigur gegen Michelle Trunz
und Jana Bardorz an Brett 4 mit Weiß zeitweise einen Mehrbauern im Leichtfigurenendspiel gegen WIM Olena Hess. Große Freude und Erleichterung auf Seiten von NRW, als es Michelle Trunz gelang, sich trotz der Minusfigur in ein Remis durch Dauerschach zu retten: 3,5:3,5. An Brett 4 konnte WIM Olena Hess gegen Jana Bardorz die Stellung ausgleichen - Remis und 4:4. Entscheidung vertagt.
Baden-Württemberg und Sachsen trennten sich ebenfalls 4:4, womit beide Teams mindestens noch Chancen auf Platz 3 bewahren konnten, wir kommen noch darauf zurück.
Turnierdirektorin Nadja Jussupow entschuldigte sich vor Rundenbeginn bei den Hessinnen für eine Benachteiligung, die durch das zeitliche Verlegen der Runde auf 11 Uhr entstanden war: Auf die Verlegung hatten sich am Vorabend die Turnierleitung und alle Mannschaftsführerinnen und Mannschaftsführer auf einer Sitzung verständigt. Allerdings bedeutete dies für die Spielerin am Spitzenbrett von Hessen 1, dass sie einen späteren Termin nicht mehr geschafft hätte, was bei der Sitzung zuvor offenbar nicht bekannt war. Man einigte sich dann zunächst darauf, die Partie an Brett 1 um 9.30 Uhr vorzuspielen, allerdings nahm später Schleswig-Holstein die von der Turnierleitung gewährte Option wahr, dieses Einverständnis zu revidieren. Um 9.30 Uhr erschien für Brett 1 die hessische Spielerin - in Unkenntnis der revidierten Entscheidung der Schleswig-Holsteinerinnen - und keine Spielerin von Schleswig-Holstein.
Das Match Hessen 1 gegen Schleswig-Holstein begann dann um 11 Uhr, wie alle übrigen Kämpfe, wobei das sich benachteiligt sehende Hessen 1 das erste Brett unbesetzt ließ. An den übrigen Brettern dominierten dann die Vorjahreszweiten aus Schleswig-Holstein und gewannen mit 7:1.
Im Duell der Stadtstaaten zwischen Berlin und Hamburg wogte der Kampf lange hin und her. Durch zwei Siege von WFM Teodora Rogozenco gegen CM Alina Rath und Carina Brandt gegen WFM Brigitte von Herman gingen die Hanseatinnen in Führung, welche die Berlinerinnen durch Siege von Elnaz Bazzazi an 7 gegen Ramona Neumann und Brigitte Große-Honebrink an 8 gegen Nina Stappenbeck ausgleichen konnten. Der Gewinn von WFM Martina Skogvall gegen Bettina Meyer an 3 brachte dann Berlin in Führung. Als alle anderen Partien im Saal schon beendet waren, konnte die Berlinerin Sibylle Guder ihr Springerendspiel mit zwei Mehrbauern zum Gewinn gegen Karina Tobianski verdichten - Endstand 5:3 für Berlin.
Im Kampf Bayern 2 gegen Niedersachsen hieß es am Ende 4:4. Thüringen unterlag Rheinland-Pfalz mit 3:5, wobei es an Brett 1 einen kampflosen Punkt für Rheinland-Pfalz gab.
In der Begegnung Saarland gegen Hessen 2 kam es leider zu einem medizinischen Notfall: Wegen akuter gesundheitlicher Probleme musste eine Spielerin von Hessen 2 die Partie vorzeitig beenden, ihre saarländische Gegnerin willigte fairerweise in ein Remis ein. Leider musste die hessische Schachfreundin wegen anhaltend großer Beschwerden in ein Krankenhaus gebracht werden, wir wünschen ihr alles Gute und baldige Besserung!
Den Saarländerinnen um ihre erneut siegreiche Spitzenspielerin WFM Heike Vogel gelang der ersehnte doppelte Punktgewinn mit 4,5:3,5, allerdings blieben bei den Hessinnen wieder zwei Bretter frei, was letztlich den Ausschlag zu Gunsten des Saarlandes gab, bei den gespielten Partien lag Hessen 2 mit 3,5:2,5 vorn.
Pl. | Mannschaft | MP | MP2 | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
1 | Bayern 1 | 7 | 21 | 10s6½ | 3w6½ | 5s6½ | 2w4 | Berlin |
2 | Nordrhein-Westfalen | 7 | 18 | 11w6½ | 6s5½ | 7w6½ | 1s4 | Schleswig-Holstein |
3 | Schleswig-Holstein | 6 | 16 | 9w6½ | 1s1½ | 11w6 | 7s7 | Nordrhein-Westfalen |
4 | Berlin | 6 | 10 | 14w7 | 5s2 | 9w6 | 11s5 | Bayern 1 |
5 | Baden-Württemberg | 5 | 22 | 8s6 | 4w6 | 1w1½ | 6s4 | Hessen |
6 | Sachsen | 5 | 18 | 12s6 | 2w2½ | 8s6 | 5w4 | Niedersachsen |
7 | Hessen 1 | 4 | 18 | 13s7½ | 10w4½ | 2s1½ | 3w1 | Baden-Württemberg |
8 | Rheinland-Pfalz | 4 | 12 | 5w2 | 14s5 | 6w2 | 12s5 | Bayern 2 |
9 | Bayern 2 | 3 | 17 | 3s1½ | 13w6 | 4s2 | 10w4 | Rheinland-Pfalz |
10 | Niedersachsen | 3 | 14 | 1w1½ | 7s3½ | 14w5½ | 9s4 | Sachsen |
11 | Hamburg | 2 | 21 | 2s1½ | 12w6 | 3s2 | 4w3 | Saarland |
12 | Thüringen | 2 | 13 | 6w2 | 11s2 | 13w7 | 8w3 | Hessen 2 |
13 | Saarland | 2 | 9 | 7w½ | 9s2 | 12s1 | 14w4½ | Hamburg |
14 | Hessen 2 | 0 | 15 | 4s1 | 8w3 | 10s2½ | 13s3½ | Thüringen |
MP = Mannschaftspunkte; MP2 = Summe der Mannschaftspunkte gegen alle Gegner
Selten war es vor einer Schlussrunde in Braunfels so aufregend: Bayern und NRW liegen nach Mannschaftspunkten mit jeweils 7:1 gemeinsam vorn, nach Wertung haben die Bayerinnen einen kleinen Vorsprung. Für beide Teams heißt es nun möglichst klar die Schlussbegegnung zu gewinnen, wobei Bayern auf die Berlinerinnen (6 MP) trifft und NRW gegen Schleswig-Holstein (ebenfalls 6 MP) spielt. Bei einem Sieg beider Favoritenteams wird die bessere Wertung über die Deutsche Meisterschaft 2024 entscheiden.
Baden-Württemberg und Sachsen hätten in diesem Fall jeweils noch gute Chancen auf Platz 3, da beide Teams 5 Mannschaftspunkte haben und noch an Berlin und Schleswig-Holstein vorbeiziehen könnten.
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