Blickpunkt Frauenschach II: Amina Fock will mit dem SC Kreuzberg in die erste Bundesliga

14. März 2025

Das Aufstiegsteam 2023: Brigitte Große-Honebrink, Amina Fock, Thi Hong Nhung Khuong und Sibylle Guder

Spitzenspiel gegen Doppelbauer Turm Kiel. „Unser tolles Mannschaftsgefüge trägt wesentlich zum Erfolg bei.“

Es ist kein Finale im klassischen Sinne, aber es hat Finalcharakter. Am kommenden Wochenende trifft der Tabellenführer auf den Zweiten. Zwischen Liga-Primus Doppelbauer Turm Kiel und dem direkten Verfolger Schach-Club Kreuzberg fällt die Entscheidung in der 2. Frauenbundesliga West. Rein von der Spielstärke, also von der Papierform her, sind die Kieler leicht überlegen. Doch eine nicht zu unterschätzende Trumpfkarte der Berliner, verrät die 21jährige Amina Fock im Gespräch mit Levian Raschke vom DSB-Team Öffentlichkeitsarbeit, sei der Teamgeist: „Unser tolles Mannschaftsgefüge trägt wesentlich zum Erfolg bei.“

In Kreuzberg, im Haus des Sports, werden am 15. und 16. März die letzten beiden Runden der zweiten Frauenbundesliga West ausgespielt. Samstag wird ab 14 Uhr gespielt, Sonntag ab 9 Uhr. Der Eintritt ist frei. Dabei sind insgesamt vier Mannschaften: SK Doppelbauer Turm Kiel, SC Kreuzberg, SC Rotation Pankow und der Hamburger SK II. Es geht an diesem Wochenende auch um den Aufstieg in die Bundesliga.

Der SK Doppelbauer Turm Kiel stellt neben den beiden Titelträgerinnen WCM Ornella Falke und WIM Friederike Wohlers-Armas auch WGM Marta Michna, die aktuelle deutsche Nummer fünf. Beim SC Kreuzberg sind vor allem die ersten Bretter unter Elo-Gesichtspunkten schwächer besetzt. Dennoch betont Amina Fock: „Wir schauen nicht auf die hohen Elo-Differenzen bei den ersten Brettern und wollen nicht nur bei den hinteren Brettern unsere Punkte holen. Wir wollen überall gewinnen.“

"Wäre schön, wenn Berlin in der Bundesliga vertreten ist"

Der SC Kreuzberg spielte vergangenen Saison noch in der zweiten Bundesliga Ost mit und wurde Vierter – der aktuelle Höhenflug kommt für viele überraschend. Aber nicht für Paul Meyer-Dunker, den Präsidenten des Berliner Schachverbandes: „Die Entwicklung im Frauenbereich ist in der Stadt insgesamt sehr gut. Wir haben mittlerweile viele gute Spielerinnen, eine breite Basis – und mit Kreuzberg nun die Chance auf die Bundesliga“, sagt er: „Natürlich wäre es schön, wenn Berlin wieder in der Schach-Bundesliga vertreten ist.“ In Berlin spielen mittlerweile mehrere Teams auf sehr guten Niveau, neben Rotation Pankow und Kreuzberg in der zweiten Frauenbundesliga auch Königsjäger Süd-West, TSG Oberschöneweide und SSV Rotation Berlin in der Frauenregionalliga Ost. Auch der Breitensport wächst: Für den 11. bis 13. Juli ist bereits die erste Berliner Frauenlandesliga geplant.

Kreuzberg hat sich in der neuen Spielklasse gut akklimatisiert. Nötig wurde die „Versetzung“ in die West-Staffel aufgrund der vielen Teams im Osten. So wurde beispielsweise auch der SC Rotation Pankow in die West-Liga eingeteilt. „Vor der Saison war das Ziel nur, die Klasse zu halten“, betont Fock. Doch dieses Ziel ist längst erreicht - und ein neues wird angepeilt.

Helfen könnte den Kreuzbergerinnen ihr Zusammenhalt: „Wir sind zwar unterschiedlich alt, aber dennoch hat sich ein super Mannschaftgefühl entwickelt.“ Dazu zählen nicht nur die gemeinsamen Trainingseinheiten, sondern auch die Zeit danach. „Wenn wir Auswärtsspiele haben, machen wir gerne Kochabende zusammen. Dort trifft sich dann Amina Fock (21) mit den Spielerinnen WFM Karelle Bolon (38), WFM Martina Skogvall (57), Helen Raab (33), Margarita Mazurtsova (19) und ihrer Schwester Sana Fock (23). Die Kampfansage an Kiel: „Wir sind natürlich sehr motiviert, dieses wichtige Spiel zu gewinnen.“

Ein Sieg gegen Kiel würde die Chance auf den Aufstieg in die erste Frauenbundesliga deutlich erhöhen – wenngleich der Schritt dann immens wäre, wie auch Fock weiß: „Ich trainiere nur noch ein bis zwei Stunden pro Woche. Manchmal ernsthafter, manchmal weniger ernsthaft. Denn ich studiere Maschinenbau und leite einen Schachkurs in der Uni, was beides sehr zeitintensiv ist. “ Ihr sei klar, dass die erste Liga einen höheren Aufwand erfordern würde: „Die erste Frauenbundesliga ist im Vergleich deutlich professioneller – mit vielen international erfahrenen Spielerinnen oder auch Trainern für die Vorbereitung.“ Persönlich hat die 21-Jährige noch ein weiteres großes Ziel: „Mein langfristiges Ziel ist es Woman Fide Master zu werden.“ Und dieser Titel ist in den nächsten Jahren realistisch. „Früher war ich zwar deutlich ehrgeiziger, aber habe mir auch mehr Druck gemacht. Jetzt bin ich freier, habe jetzt mit weniger Training mehr Elo erreicht.“ 1931 Elo-Punkte sind es aktuell, für den WFM-Titel müssen die 2100 Elo erreicht werden. Und dann hat sie noch einen großen Wunsch: „Es wird oft der Anschein in der Öffentlichkeit vermittelt, dass Männer besser im Schach als Frauen sind. Ich denke diese Theorie ist falsch und ich wünsche mir, dass man es hinbekommt, Frauen als starke Spielerinnen in den Köpfen der Menschen zu verankert.“ Ein bisschen kann sie dazu auch beitragen – schon an diesem Wochenende. (lr)

Ergebnisse:

Bundesliga Ergebnisdienst

// Archiv: DSB-Nachrichten - Frauenschach // ID 36332

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