10. Juni 2024
Die finalen drei Runden der 1. Frauenbundesliga (Runden 9, 10 und 11) wurden in den vergangenen Tagen (Freitag bis Sonntag 7.-9. Juni) als zentrale Endrunde in Bad Königshofen ausgetragen. Dieses Zusammentreffen ist für viele Spielerinnen ein Highlight der Saison. Ein großes Dankeschön geht an den Organisator Jürgen Müller vom Ausrichter SC Bad Königshofen, seine Frau und das Team von über 30 Helferinnen und Helfern, die diese Veranstaltung erst möglich gemacht haben. Wieviel Herzblut in der Veranstaltung steckt, wird nach einem intensiven Gespräch mit Jürgen Müller deutlich:
Schwäbisch Hall und der Hamburger SK (jeweils 15 MP) liegen vor den drei Schlussrunden nach Mannschaftspunkten gleichauf, mit den besseren Brettpunkten für Schwäbisch Hall. Beide haben die Meisterschaft direkt vor Augen. Baden-Baden liegt einen Mannschaftspunkt dahinter (14 MP), hat aber wegen dem direkten Duell in der Schlussrunde gegen Schwäbisch Hall ebenfalls noch alle Chancen auf den Titelgewinn. Für jede Menge Spannung war also gesorgt.
Die drei Topteams mit Titelchancen gewinnen jeweils locker ihre Begegnungen:
Schwäbisch Hall gewinnt klar mit 5,5:0,5 gegen Deizisau, nur Hanna Marie Klek kann ihrer Gegnerin Bela Khotenashvili am Spitzenbrett ein Remis für Deizisau abnehmen. Mit dem gleichen Resultat bezwingen die Hamburgerinnen die SG Solingen und halten ihre Meisterschaftschancen in Takt. Baden-Baden bezwingt die Karlsruherinnen gar mit 6:0, deren Chancen zum Klassenerhalt damit nur noch theoretisch sind.
SK Doppelbauer Turm Kiel | 0,5:5,5 | TuRa Harksheide |
Hamburger SK | 5,5:0,5 | SG Solingen |
SK Schwäbisch Hall | 5,5:0,5 | Schachfreunde Deizisau |
Karlsruher SF 1853 | 0,0:6,0 | OSG Baden-Baden |
Rodewischer Schachmiezen | 2,5:3,5 | SC 1957 Bad Königshofen |
SV Weißblau Allianz Leipzig | 4,0:2,0 | SG 1871 Löberitz |
In der Abstiegszone gewinnt TuRa Harksheide klar mit 5,5:0,5 gegen die Kielerinnen, die damit ebenfalls so gut wie abgestiegen sind, während die Schleswig-Holsteinerinnen sich etwas von den Abstiegsrängen absetzen können. Im zweiten Abstiegsduell bezwingt Weißblau Allianz Leipzig die Löberitzerinnen, die Leipzigerinnen schließen damit in der Tabelle zu Löberitz auf und können wieder hoffen, den Klassenerhalt noch zu schaffen.
Titelverteidiger Schwäbisch Hall macht kurzen Prozess mit den Karlsruherinnen und besiegt sie mit 6:0, der Abstieg für die Karlsruherinnen steht damit fest, Schwäbisch Hall ist für das entscheidende Match um den Titel bereit. Im Match Baden-Baden gegen Deizisau gewinnen Dinara Wagner, Antoaneta Stefanova, Mai Narva und Josefine Heinemann, Elisabeth Pähtz remisiert.
TuRa Harksheide | 3,0:3,0 | SG 1871 Löberitz |
SK Doppelbauer Turm Kiel | 1,5:4,5 | SV Weißblau Allianz Leipzig |
SG Solingen | 2,0:4,0 | SC 1957 Bad Königshofen |
Hamburger SK | 2,5:3,5 | Rodewischer Schachmiezen |
Schachfreunde Deizisau | 1,5:4,5 | OSG Baden-Baden |
SK Schwäbisch Hall | 6,0:0,0 | Karlsruher SF 1853 |
Dinara übersah im 50. Zug mit Kg2? ein Matt in 3 und verlängerte damit das Leiden ihrer Gegnerin Elena Köpke. Nach 50. Lf3! ist 51. Th5# oder 51. Te4+ Kh3 52. Lg2# unausweichlich.
Den einzigen vollen Punkt für Deizisau holte Hanna Marie Klek: Sie bezwingt dabei mit Alexandra Kosteniuk die Nummer 11 der Frauen-Weltrangliste! Herzlichen Glückwunsch! Ein Big Point für Hanna trotz 1,5:4,5 Mannschaftsniederlage gegen Titelanwärter Baden-Baden.
Die Hamburgerinnen unterlagen in einem spannenden Kampf den Rodewischer Schachmiezen mit 2,5:3,5 und mussten damit die Hoffnung auf den Titel aufgeben. Beim Stand von 2,5:2,5 hatte Fiona Sieber gegen Eline Roebers die Nase vorn und konnte das Match für ihr Team aus Rodewisch entscheiden. Die Badenerinnen und Schwäbisch Hall freuen sich, denn ein Titelanwärter ist damit aus dem Rennen und ihre Meisterschaftschancen sind weiter gestiegen.
Weißblau Allianz Leipzig gewinnt erneut zwei wichtige Punkte beim 4,5:1,5 gegen Doppelbauer Kiel, die damit wie Karlsruhe abgestiegen sind. Leipzig rückt auf den rettenden Platz 9 vor, wird es erneut auf der Ziellinie zum Klassenerhalt reichen? Löberitz trennt sich 4:4 von Harksheide, denen dieser eine Punkt mehr nützt, während Löberitz sich auf dem dritten Abstiegsplatz wiederfindet.
Schwäbisch Hall hat vor der entscheidenden Finalrunde einen Mannschaftspunkt Vorsprung auf OSG-Baden-Baden, so dass ihnen ein 3:3 zum Gewinn der Frauen-Bundesliga reicht. Doch nicht nur im Kampf um den Titel wird es spannend: Auch der Abstiegskampf wird im direkten Duell zwischen TuRa Harksheide und Leipzig entschieden, vorausgesetzt Löberitz gewinnt gegen den Tabellenletzten Kiel.
Im entscheidenden direkten Duell zwischen Schwäbisch Hall und der OSG Baden-Baden ging nach einem schnellen Sieg von Irina Bulmaga über Antoaneta Stefanova Schwäbisch Hall früh in Führung. Auch die Partie von Dinara Wagner gegen Lela Javakhishvili kippte, nachdem sie mit Schwarz 28. … b6?? zog, woraufhin Weiß einfach den ungedeckten Bauern auf c6 schlug. Blunder oder durchdachter Plan? Die Reaktion von Teamkollegin Elisabeth Pähtz lässt eher einen Einsteller vermuten. Josefine Heinemann kämpfte sich gegen Karina Ambartsumova in zwischenzeitlich schlechterer Stellung mit Minusbauer zurück und holte einen halben Punkt.
SV Weißblau Allianz Leipzig | 2,0:4,0 | TuRa Harksheide |
SG 1871 Löberitz | 4,5:1,5 | SK Doppelbauer Turm Kiel |
Rodewischer Schachmiezen | 3,5:2,5 | SG Solingen |
SC 1957 Bad Königshofen | 4,0:2,0 | Hamburger SK |
Karlsruher SF 1853 | 1,5:4,5 | Schachfreunde Deizisau |
OSG Baden-Baden | 2,0:4,0 | SK Schwäbisch Hall |
Auch Mai Narva remisierte gegen Ekaterina Atalik.
Nachdem Dinara Wagner ihrer Gegnerin Lela Javakhishvili schließlich unterlag, stand Schwäbisch Hall mit 3:1 Punkten vorzeitig als Sieger der Frauenbundesliga fest, denn ein Mannschaftssieg der Baden-Badenerinnen war unmöglich geworden.
Elisabeth Pähtz konnte mit Weiß in ihrer Partie gegen Nino Batsiashvili nach dem Fehler 41. … h5?? mit 42. Sxf7! gefolgt von 43. Txe7! mit einer schönen Kombination überzeugend gewinnen.
Alexandra Kosteniuk erwischte kein gutes Wochenende und unterlag ihrer Gegnerin Bela Khotenashvili, was für sie nach ihrem Verlust gegen Hanna Marie Klek die zweite Bundesliganiederlage hintereinander bedeutete.
4:2 hieß es am Ende für Schwäbisch Hall, die damit zum zweiten Mal hintereinander Deutsche Meisterinnen werden! Auch in dieser Saison verloren sie kein Match und spielten nur einmal Unentschieden. Herzlichen Glückwunsch!
Die Hamburgerinnen verloren ihre letzten beiden Runden. Ein Sieg aus zwei Matches hätte gereicht, um sich den zweiten Platz zu sichern, so wurde es nach einer 2:4-Niederlage in der letzten Runde gegen die Gastgeberinnen der dritte Platz. Für Bad Königshofen wäre ein 6:0-Sieg nötig gewesen, um noch auf das Treppchen zu kommen. Doch daran glaubte selbst der optimistische Ausrichter Jürgen Müller nicht.
Auch der Abstiegskampf blieb bis zum Schluss spannend. Löberitz gewann erwartungsgemäß gegen den Tabellenletzten aus Kiel und sicherte sich so den Klassenerhalt. Karlsruhe stand wie Kiel bereits vor Rundenbeginn als Absteiger fest. Somit wurde der dritte Absteiger im direkten Aufeinandertreffen zwischen TuRa Harksheide und SV Weißblau Allianz Leipzig ausgespielt. Zunächst sah es für TuRa nicht so rosig aus, aber nachdem einige Partien zu ihren Gunsten kippten, konnten sie mit 4:2 gewinnen und sicherten sich damit den Klassenerhalt! Für TuRa gewannen Laura Unuk, Aleksandra Lach und Inken Köhler - Herzlichen Glückwunsch! Damit muss Leipzig die Liga verlassen, nachdem sie sich nach ihrem Aufstieg 2018/19 dreimal auf Platz 9 in der 1. Frauenbundesliga behauptet hatten.
Pl. | Mannschaft | MP | BP | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 10 | 11 | 12 |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
1. | SK Schwäbisch Hall | 21 | 53,0 | x | 4 | 3 | 4 | 5½ | 6 | 5½ | 3½ | 4 | 5½ | 6 | 6 |
2. | OSG Baden-Baden | 18 | 48,5 | 2 | x | 2½ | 3½ | 3½ | 4½ | 4½ | 5 | 5½ | 6 | 6 | 5½ |
3. | Hamburger SK | 17 | 44,0 | 3 | 3½ | x | 2 | 2½ | 5½ | 5 | 3½ | 4½ | 4 | 5 | 5½ |
4. | SC 1957 Bad Königshofen | 17 | 41,0 | 2 | 2½ | 4 | x | 3½ | 4 | 3 | 4½ | 4½ | 3½ | 4½ | 5 |
5. | Rodewischer Schachmiezen | 16 | 38,5 | ½ | 2½ | 3½ | 2½ | x | 3½ | 4 | 4½ | 5 | 4½ | 3½ | 4½ |
6. | SG Solingen | 10 | 33,5 | 0 | 1½ | ½ | 2 | 2½ | x | 2 | 4 | 4 | 6 | 5 | 6 |
7. | Schachfreunde Deizisau | 10 | 32,5 | ½ | 1½ | 1 | 3 | 2 | 4 | x | 3 | 1½ | 5½ | 4½ | 6 |
8. | TuRa Harksheide | 8 | 31,5 | 2½ | 1 | 2½ | 1½ | 1½ | 2 | 3 | x | 3 | 4 | 5 | 5½ |
9. | SG 1871 Löberitz | 7 | 26,0 | 2 | ½ | 1½ | 1½ | 1 | 2 | 4½ | 3 | x | 2 | 3½ | 4½ |
10. | SV Weißblau Allianz Leipzig | 6 | 21,0 | ½ | 0 | 2 | 2½ | 1½ | 0 | ½ | 2 | 4 | x | 3½ | 4½ |
11. | Karlsruher SF 1853 | 1 | 16,5 | 0 | 0 | 1 | 1½ | 2½ | 1 | 1½ | 1 | 2½ | 2½ | x | 3 |
12. | SK Doppelbauer Turm Kiel | 1 | 10,0 | 0 | ½ | ½ | 1 | 1½ | 0 | 0 | ½ | 1½ | 1½ | 3 | x |
Eine sensationelle Saison spielte Lela Javakhishvili (Georgien) vom Meister SK Schwäbisch Hall, die mit 8,5/9 als beste Spielerin der Bundesliga ausgezeichnet wurde. Der Preis für die beste Jugendspielerin ging an Machteld van Foreest (Niederlande), die mit 6/8 für die SG Solingen ordentlich Punkte sammelte.
Aufgrund technischer Probleme in Bad Königshofen konnte die am Freitag (9. Runde) geplante Live-Übertragung von Partien und die Kommentierung bei SchachdeutschlandTV leider nicht stattfinden.
// Archiv: DSB-Nachrichten - Frauenschach // ID 11388