20. Januar 2025
In Ingolstadt musste Sandra Schmidt, die Cheforganisatorin der Deutschen Schach-Amateurmeisterschaft mehrfach schmunzeln. „Das ist ja voll das kleine DSAM-Turnier“ hätten ihr gleich mehrere Leute gesagt. Man hätte vielleicht mehr Werbung machen sollen? „Da sieht man“, so Schmidt, „wie groß die Ansprüche bei einigen mittlerweile sind. Fast 400 Teilnehmer – das ist für viele plötzlich klein.“ Kurze Pause. „Für uns nicht. Wir sehen das als großen Erfolg.“ Natürlich muss man solche Sätze einordnen vor dem Hintergrund, dass zuletzt in Potsdam mit über 700 Teilnehmern eine magische Grenze überschritten wurde – aber das war eben Potsdam, wo die DSAM schon Tradition ist. Ingolstadt muss man als Standort ganz anders bewerten. Weil die DSAM nach sieben Jahren Abstinenz nach Bayern zurückkehrte – und damit erst der Anfang gemacht wurde, um sich im Freistaat zu etablieren. Jeder Dritte in Ingolstadt nahm zum ersten Mal an der DSAM teil.
„Ingolstadt war einfach super. Wir hatten perfekte Bedingungen“, schwärmte Sandra Schmidt denn auch am Ende: „Das Team der DSAM und das Hotelteam waren gleich eine Einheit.“ So sah es auch Jan Lohrmann, Hoteldirektor im modernsten Maritim-Hotel überhaupt. Erst im Mai 2023 wurde es eröffnet. Schach ist für das Hotel absolutes Neuland. Doch den Ingolstädter Verantwortlichen kam zugute, dass der Deutsche Schachband vor der aktuellen DSAM-Serie eine Partnerschaft mit der Maritim-Gruppe besiegelt hat. Spielerinnen und Spieler profitieren von Sonderkonditionen – auch abseits der Turniere. Man ist gut eingespielt. „Wir müssen nur bei anderen Häusern anrufen und abfragen, worauf wir achten müssen. Dadurch fangen wir nicht ganz bei null an“, so Lohrmann. Zum Beispiel habe man von der DSAM in Bonn das Signal bekommen, dass die Currywurst dort der Renner war. Prompt nahm Ingolstadt ein Sonderangebot für Currywurst in die Speisekarte auf. Und tatsächlich: Currywurst schlägt Weißwurst!
Letztlich lief alles so gut, dass beide Seiten davon ausgehen, dass es zu einer Wiederholung kommen dürfte. Lohrmann: „Es haben tatsächlich schon erste Gespräche über 2026 stattgefunden.“ Für Sandra Schmidt ist allein der Spielsaal, in den alle 386 Teilnehmerinnen und Teilnehmerinnen prima reinpassten, „ein echter Traum. Die tollen Lichtverhältnisse sorgen für ein wunderbares Gefühl“, schwärmte sie. Auch die lokale Presse nahm in hohem Maße Notiz von der DSAM. Eine Geschichte mit historischer Schach-Note, bei der DSB-Ehrenpräsident IM Herbert Bastian das DSAM-Team unterstützte, landete sogar auf der Titelseite des örtlichen Donaukuriers.
Und sportlich? Für die Kollegen vom Bayerischen Schachbund war Smrithi Suryaprakash – Zitat – „der Star der DSAM in Ingolstadt“. Zu Recht. Die Zwölfjährige gewann die Gruppe E souverän mit fünf Punkten – obwohl sie nur Nummer 17 der Setzliste war. Die ganze Familie begleitet Smrithi beim Turnier. Ihr Vater hat ihr einst die ersten Züge beigebracht. Zu Coronazeiten war das – seit 2021 ist sie Mitglied bei den Schachfreunden München. Das regelmäßige Training machte sich nun in Ingolstadt bezahlt. Von „ihrem größten Erfolg”, sprach die Mutter nach dem Gruppensieg. Die Familie stammt aus Chennai, der indischen Denksport-Metropole schlechthin. Klar, dass Smrithi auch die WM-Partien verfolgt hat. Sie ist ein Fan vom neuen Champion GM Dommaraju Gukesh. So gesehen wandelte das Münchner Talent in Ingolstadt schon ein wenig auf den Spuren ihres großen Vorbildes.
Einmal mehr war auch diese DSAM-Etappe wieder bunt bestückt. Ältester Spieler in Ingolstadt (86 Jahre alt) war Klaus Schöler, TSG Mutterstadt. Jüngster Spieler war mit sieben Jahren Yining Liu vom SC Dillingen. Ein besonderes Turnier war es übrigens auch für Frank Stolzenwald und Karl-Heinz Stolzenwald. Vater und Sohn (über den wir vor der DSAM ausführlich berichtet hatten) spielten in der Gruppe F – und das auch noch gegeneinander, in der fünften und letzten Runde. Der Sohn besiegte tatsächlich seinen einstigen Schach-Lehrmeister – danach lagen sich die beiden in den Armen. Durch den Erfolg landete Frank Stolzenwald am Ende einmal mehr auf dem Siegertreppchen, was auch den Papa sichtlich freute. „Wir hatten einige schöne gemeinsame Tage miteinander", sagte der Hamburger Frank Stolzenwald, der vor dem Turniere seinen Vater in Bad Wörishofen besucht hatte. Der stilechte Hamburger (mit Seglerkappe beim Turnier) wohnt mittlerweile in Bayern. "Besonders schön war es, gemeinsam mit meinem Vater ein Turnier zu spielen“, sagte er. In Runde vier saßen sie bereits nebeneinander. Da sorgte der Computer mit seinem Spielpan für noch eine dieser wunderbaren DSAM-Geschichten. (mw)
Gruppe A:
Gruppe B:
Gruppe C:
Gruppe D:
Gruppe E:
Gruppe F:
Gruppe G:
Hier ein Beitrag des Schachklubs Kelheim
Die Berichterstattung des Bayerischen Schachverbandes zur DSAM
Der Bayerische Schacxhverband über die Rolle von GM Leon Mons
// Archiv: DSB-Nachrichten - Breitenschach // ID 36276