31. Mai 2018
315 Spieler in der DSAM und 30 Pokalfighter im Zeichen des Dähne-) kamen im herrlichen H4 Hotel Leipzig zusammen, um das Ding, den Titel klar zu machen. Gerade für einen Pokal ist das eine etwas bizarr anmutende Kombattantenzahl, aber wer es glücklicherweise nicht vor der eigenen Haustür plätschern hört, muss nur Nachrichten schauen: manchen Spielern war die Anreise einfach unmöglich. Unter die 315 der DSAM mischten sich 35 Damen, und diese 11% werden in den anstehenden 5 Runden auch kräftig mitmischen!
Auch eine Live-Übertragung ist im Angebot:
Weil die vorderen Bretter live übertragen werden, wird der Schachliebhaber sich an der Spielführung der Rating-Favoriten des Turniers erfreuen können, die ja in Runde 1 und oft auch noch 2 an den vorderen Tischen zu finden sein werden. Schon so mancher rückte dann im Verlauf des Turniers eher in Richtung Tresen ... Gute hundert oder gar zweihundert Rating-Dingens liegt der an eins gesetzte IM Hagen Poetsch DWZ 2462, Elo 2507 vor der Turnier-Nummer 2, IM Michael Kopylov, DWZ 2366, Elo 2418. Wir tippen auf die Nummer 31 der Setzliste als Sieger! Zeitweise glaubte der Texter ganz fest daran, dass Frauen vom Pokalfinale ausgeschlossen worden seien, dann aber räumte Britta Leib aus Neumünster auf - mit diesem Irrglauben.
Die äußerst ungewöhnliche Wetterlage mit viel zu hohen Temperaturen in einigen Teilen des Landes und katastrophalen Überschwemmungen, Hagel etc. besonders entlang des Rheins erzeugten im DSAM-Team große Besorgnis um unsere Schachfreunde in den betroffenen Regionen, aber auch um jene, die in den erfahrungsgemäß witterungsanfälligen Zügen saßen ("mit der Deutschen Bahn sicher ans Ziel..."). Aber einige kamen dann ja doch noch durch. Seltsamerweise gibt es nur eine einzige Frau im Feld der DSB-Pokalfighter, was dem Stifter des übrigens echten Silberpotts, dem Hamburger Emil Dähne (1902-68), gewiss nicht recht gewesen wäre. Der korrekte Hamburger war 1951-68 u.a. Präsident des Deutschen Schachbundes und stiftete 1952 "den Pott" mit eigenem Geld.
Die sympathische Leiterin des (für die Schachspieler der Stadt zuständigen) Sportamts, Frau Kerstin Kirmes, repräsentierte in ihrem fachkundigen Grußwort das schöne, quirlige Leipzig und gab zu erkennen, dass Schach im Rathaus der Bücher-Weltstadt nicht nur im politischen Sinne der Winkelzüge eine Rolle spielt, sondern als Sport mit großer pädagogischer Wirkung für jede Altersstufe gesehen wird.
Der im DSB für die DSAM zuständige Referent für Breitenschach Hugo Schulz, zugleich als Schiedsrichter aktiv, zitierte kurz ein Geleitwort des Verbandes in Berlin und wünschte jedermann, jede Partie glanzvoll zu gewinnen. Uns fiel erst nach längerem Nachdenken auf: Geht ja gar nicht! Der jüngste Teilnehmer im Saal, Alexander Bräutigam aus Rendsburg, Jahrgang 2009, merkte es etwas schneller.
Nach der dem Texter vorliegenden "Pokal-Liste" vom 1. Mai 2018 (Ratings vom 15. Mai) nehmen folgende fünf Spieler oberhalb eines Elo-Ratings von 2300 am (von Thomas Wiedmann geleiteten) Finale des Dähne-Pokals teil:
Es sind also nur wenige "Dähnen" numerisch stärker als die DSAM-Finalisten (A). Die DSAMler werden vom Leipziger FM Hendrik Hoffmann (Elo 2281), gefolgt vom Hamburger FM Julian Grötzbach (2279) angeführt.
Das konnte Kerstin Kirmes als Repräsentantin der Stadt Leipzig nicht wissen. Die Leiterein des Sportamtes hat aber stets die Belange der Sportler im Blick: "Wir sehen, in Ihren Vereinen ist ständig etwas in Bewegung, so zum Beispiel die Bestrebungen der mit gleich zwei Teams in der Oberliga siegenden Schachgemeinschaft SG Leipzig. Der Club ist gerade bestrebt, ein eigenes Vereinshaus zu bauen, um dort bald neben Training und Übungsabenden spannende Bundesliga-Wettkämpfe auszutragen."
Sie unterstrich auch, dass die Stadt als soziales Gemeinwesen durchaus vom Schachsport profitiert: "Erfreulich ist, dass die Jüngsten lernen, dass so etwas auch gegenüber Erwachsenen funktioniert - jedenfalls ziemlich oft... Soziales Verhalten wird von ihnen so ganz unmerklich eingeübt. Vereinzelt wird berichtet: Manchmal sprechen Schachspieler ja sogar miteinander! - Schach hat aber über den Aspekt Spaß, Spiel und Sport hinaus noch eine weitere Funktion. Es ist nämlich ein "edukatives Spiel".
Sogar Kinder im Vorschulalter können bereits im Kindergarten mit Schach ihr räumliches Vorstellungsvermögen verbessern, die Kombinatorik sowieso, bald tritt eine messbare Verbesserung der Konzentrationsfähigkeit hinzu - mithin, Schach ist ein kleiner Hilfsmotor für das Gehirn - und das gilt eigentlich für jedes Lebensalter."
Der bereits am Final-Brett sitzende, ehemalige Breitenschach-Chef Ralf Schreiber wird sich sehr an das erinnert gefühlt haben, was er tags zuvor in einem einstündigen Treffen der NRW-Ministerin Tanja Milz in Sachen "Schach für Kids" erläutert hatte.
Und damit war der eigentliche Sinn dieser Grußworte erfüllt, dass nämlich a. die (Geld gebende ...) Behörde sich mit den Belangen der Schachclubs beschäftigt, dass b. die Clubs jemanden vor sich sehen, den oder die sie ansprechen könnten, dass c. damit auch dem Sinn der gesamten Veranstaltung des DSB, nämlich den Vereinen zu dienen und zu helfen, entsprochen wurde - während die Schiedsrichter in ihren schwarzen Anzügen im Hintergrund d. die Paarungen der ersten Runde ermittelten.
Der Breitenschachreferent des Deutschen Schachbundes DSB Hugo Schulz überbrachte dem Turnier die Grüße des DSB und hinterließ dem Chronisten den Wortlaut: "Liebe Schachfreunde, als Breitenschachreferent überbringe ich gern die Grüße des Präsidiums des Deutschen Schachbundes zu diesem beliebten Turnier. Bei den sieben Vorturnieren habe ich vielen von Ihnen bei der Siegerehrung die Hand gedrückt und ich freue mich, Sie hier beim Finale wieder zu sehen.
Sie alle sind in einer beneidenswerten Situation, wenn ich mich so umschaue, sehe ich: So sehen Sieger aus! Sie alle haben in einem der 7 Vorturniere schon mal auf der Bühne gestanden und sich vorher in 5 Runden gegen starke Gegner erfolgreich durchgesetzt. Das müssen Sie nun nur noch wiederholen, und Sie haben die letzte Stufe geschafft.
Nun brauchen Sie in den kommenden Tagen nur noch ein wenig Glück, und schon können Sie Ihr Ziel erreichen, um Deutscher Schach Amateurmeister 2018 zu werden.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg. Ihrem Gegner wünsche ich das auch - als Schiedsrichter muss ich ja neutral bleiben.
Behalten Sie die Nerven und vertrauen sie auf ihre Spielstärke.
Wie in anderen Kampfsportarten gilt es auch beim Schach zu beachten: "Wenn Ihr Gegner zurückweicht, dann sollten Sie nicht allzu siegesgewiss sein - er könnte ja immerhin Anlauf nehmen.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit."
www.dsam-cup.de | DSB-Turnierseite Pokal-Einzelmeisterschaft
Ralf Mulde
// Archiv: DSB-Nachrichten - Breitenschach // ID 23176