28. März 2018
"Man kann es einfach nicht vorhersagen", seufzte Turnierdirektor Dr. Dirk Jordan am Sonntagmorgen, als die letzte Runde der Deutschen Schach-Amateurmeisterschaft (DSAM) in Kassel anstand - "aber das ist ja gerade das Schöne!"
Gelassen überwanden Spieler und Organisatoren am Mittwoch/Donnerstag die Herausforderungen der Anreise nach Nord-Hessen, während das Wetter in NRW weniger an Palmsonntag und Ostern als an Käpt'n Iglu und Eisstock-Schießen denken ließ. Aber 326 Spieler - für DSAM-Maßstäbe eher ein kleineres Turnier - strömten dann doch an die Bretter. Das H4-Hotel / Stadthallen Palais ist nach der Renovierung wieder sehr schön geworden und erfüllte die Gästewünsche in guter Qualität.
Und es gab eine Überraschung! Der immerhin an vier gesetzte, aber zuerst von den meisten gar nicht so arg als Gipfelstürmer der A-Gruppe eingeschätzte Patrick Lick, Hannover 96, (DWZ 2180 / Elo 2211) gewann die A-Gruppe mit einem halben Punkt Vorsprung, nämlich mit vier aus fünf. Die Kirsche auf dem Eis war in der Schlussrunde sein Weiß-Sieg gegen Dr. Volker Gassmann. Ebenfalls positiv zu beeindrucken wusste Richard Scheftlein von Lok Meiningen, der wohl einen Heizer auf der Lok stehen hatte. 3,5 Punkte und der zweite Platz, gleichauf mit dem Kasseler Philipp Humburg, waren Ausweis seines starken Spiels. Der Autor traute dem talentierten, erst 13-jährigen Richard Bethke einen sogar noch besseren Platz zu, aber auch sein mit drei aus fünf erzielte fünfte Rang hinter dem Katernberger Dr. Volker Gassmann ist ein überzeugendes Resultat!
Mit beeindruckend heiterer Ruhe zog der Buxtehuder Ralf Schöngart (aktuell DWZ 2050 / Elo 2102) einmal seine Kreise und siegte in Gruppe B, mit vier aus fünf allerdings punktgleich mit fünf(!) weiteren Brett-Athleten, durchtrainiert vom Ohrläppchen bis in die Zughand. Beste Dame des Turniers wurde die nur an 22 der C-Gruppe gesetzte Berlinerin Cecilia Lange von der TSG Oberschöneweide. Vor zwei, drei Jahren noch ein 1500er Rating, jetzt schon um 1850; aufgemerkt! Die 2000 geborene junge Dame könnte weiteren Erfolgen entgegen streben.
Völlig zu Recht wurde dem Turnier trotz Welt- und Europameisterschaft großes Interesse entgegengebracht. Die Journalisten stärkten den Schachvereinen in der Kasseler Region den Rücken, erst recht aber die Stadtverwaltung, die mit einem fulminanten, kenntnisreichen Grußwort zu begeistern wusste. Schon am 27. April geht es mit der letzten Qualifikationsrunde weiter und zwar erstmals mit der DSAM in München! Und wieder einen Monat danach wird nach den Quellen des DSB gesucht, nämlich mit dem Finale der DSAM in Leipzig in einer Doppelveranstaltung mit dem Finale des Dähne-Pokals.
Ralf Mulde
// Archiv: DSB-Nachrichten - Breitenschach // ID 23047