4. Februar 2015
In der 3. Runde der GRENKE Chess Classic sorgte Arkadij Naiditsch mit dem Sieg gegen Magnus Carlsen für die größte Überraschung. Damit übernahm die deutsche Nr. 1 die Führung im Turnier zusammen mit Fabiano Caruana, der Levon Aronjan besiegte.
Etienne Bacrot und Viswanathan Anand beendeten ihre Partie nach gut drei Stunden. Die Spieler folgten einer bekannten Variante der Berliner Verteidigung der Spanischen Partie, mit der sie sehr viel Erfahrung gesammelt haben in der Vergangenheit. Während sich der 45-jährige Inder mit der gleichen Variante gegen Magnus Carlsen bei der WM in Sotschi verteidigte, saß Bacrot vor gar nicht allzu langer Zeit gegen den russischen Großmeister Alexander Motyljow auf der anderen Seite des Brettes. Beruhend auf dieser Erfahrung testete der 32-jährige Franzose gegen Anand eine neue Idee, doch schon kurz nach dem ersten neuen Zug gefiel Bacrot seine Stellung nicht mehr und er forcierte mit Weiß ganz schnell das Remis. Die Spieler tauschten sehr viele Figuren und die Zugwiederholung in einem Endspiel mit Turm und Läufer gegen Turm und Springer mit jeweils drei Bauern war folgerichtig.
Michael Adams kam zu seinem ersten Sieg bei der GRENKE Chess Classic 2015. Gegen David Baramidze nutzte er einen Fehler seines Gegners und eroberte früh entscheidend Material. In der Eröffnung tricksten sich beide Spieler ein wenig aus. In einer Spanischen Partie war der eine, Baramidze, mit der Variante nicht vertraut, und der andere, Adams, überrascht über die Wahl seines Gegners. "Eigentlich war nichts los nach der Eröffnung, doch dann hatte ich Glück, dass mein Gegner eine taktische Abwicklung übersah", spielte Adams seine Leistung auf typisch britischer Weise etwas runter. Anstatt positionell am Damenflügel weiterzuspielen, warf Baramidze alle Figuren auf den Königsflügel, wo die Verteidigung des Gegners aber nicht zu durchbrechen war. "Ich wollte meinen Gegner einfach Matt setzen, doch ich habe zu viel übersehen", fasst Baramidze das Geschehen zusammen.
Fabiano Caruana kam mit Schwarz zu einem Big Point gegen Levon Aronjan. Der Armenier verlor in Zeitnot komplett die Kontrolle und stellte Material und eine eigentlich gut angelegte Partie ein. Die Spieler wählten eine seltene Variante der Nimzowitsch-Indischen Verteidigung und es ergab sich ein interessantes Mittelspiel mit beiderseitigen Chancen. Aronjan opferte einen Bauern, um sich die bessere Leichtfigur und Kompensation zu sichern. Es folgte ein Lapsus des Italieners, der die Partie zugunsten Aronjans hätte drehen können. "Ich bekam eine Herzattacke, als mir mein Fehler bewusst wurde", wies Caruana im Anschluss auf seinen Fehler hin. Doch Aronjan wollte heute nichts gelingen. Nachdem er einige Züge zuvor schon das Remis durch Zugwiederholung verschmähte, folgten nun reihenweise schlechte Züge. Caruana gewann einen weiteren Bauern und der Aronjan gab im 40. Zug in hoffnungsloser Stellung auf. "Es ist natürlich lächerlich die Zugwiederholung auszulassen, wenn man nichts hat. Und natürlich sollte man die Stellung nicht sofort einstellen", fand Aronjan in der Pressekonferenz deutliche Worte für seine Leistung.
Arkadij Naiditsch und Magnus Carlsen lieferten sich einen Kampf auf Biegen und Brechen. Der Weltmeister goß im 10. Zug mit einem Figurenopfer für zwei Bauern gehörig Öl ins Feuer. Offensichtlich saß der Stachel von der Niederlage bei der Schacholympiade in Tromsø noch tief und er wollte seinen Gegner aus der Eröffnung heraus aus dem Konzept bringen. Die deutsche Nr. 1 blieb aber cool. Er sammelte das Material ein und behielt in einem Mittelspiel mit ungewöhnlichen Stellungsbildern die Übersicht. Die Spieler manövrierten sich langsam aber sicher in ein Endspiel, in dem Carlsen drei Bauern für die Figur hatte. Naiditsch gewann allerdings den a-Bauern und erhielt dadurch einen Freibauern auf dieser Linie, den Carlsen trotz zahlreicher Freibauer auf der anderen Seite nicht kompensieren konnte. Nach über sechs Stunden gab der Weltmeister auf. "Es ist ein gutes Gefühl, den stärksten Spieler der Welt zu schlagen", freute sich Naiditsch direkt nach der Partie.
Am Donnerstag folgt ein Ruhetag, bevor es am Freitag den 6. Februar mit der 4. Runde weitergeht. Dabei kommt es zum ersten Kampf zwischen Viswanathan Anand und Magnus Carlsen nach der WM in Sotschi.
Die Paarungen lauten:
Viswanathan Anand - Magnus Carlsen
Fabiano Caruana - Michael Adams
David Baramidze - Arkadij Naiditsch
Etienne Bacrot - Levon Aronjan
Die GRENKE Chess Classic finden vom 2. bis 9. Februar 2015 in den historischen Sälen des Kulturhauses LA8 im Zentrum von Baden-Baden statt. Rundenbeginn ist täglich um 15 Uhr. Ruhetag ist Donnerstag, der 05. Februar 2015.
Informationen zum Großmeister-Turnier:
Turnierdirektor Sven Noppes: <span class="western">snoppes@schachzentrum-baden-baden.de, Tel.: +49-172-7258738
Allgemeine Informationen:
Dr. Markus Keller (Geschäftsführer Schachzentrum Baden-Baden): <span class="western">info@schachzentrum-baden-baden.de; Tel.: +49-7221-50079623
Offizielle Website: www.grenkechessclassic.de
Georgios Souleidis
Pl. | Spieler | Elo | Land | Pkt. | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 |
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1. | Fabiano Caruana | 2811 | 2,0 | x | ½ | ½ | 1 | |||||
1. | Arkadij Naiditsch | 2706 | 2,0 | x | ½ | 1 | ½ | |||||
3. | Michael Adams | 2738 | 1,5 | ½ | x | 0 | 1 | |||||
3. | Magnus Carlsen | 2865 | 1,5 | 0 | 1 | x | ½ | |||||
5. | Etienne Bacrot | 2711 | 1,5 | ½ | x | ½ | ½ | |||||
5. | Viswanathan Anand | 2797 | 1,5 | ½ | ½ | ½ | x | |||||
7. | Lewon Aronjan | 2777 | 1,0 | 0 | ½ | x | ½ | |||||
7. | David Baramidze | 2594 | 1,0 | 0 | ½ | ½ | x |
// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 19359