10. Februar 2015
Der letzte Tag bei der GRENKE Chess Classic war an Dramatik nicht zu überbieten. Alle Akteure kämpften bis zum Umfallen und es entwickelten sich die nach Zügen sowie Zeit längsten Partien im Turnier. Als ob das nicht genug wäre, gab es im Anschluss noch einen Tiebreak um den Turniersieg. Hier setzte sich Magnus Carlsen gegen Arkadij Naiditsch erst nach jeweils zwei Schnellschach- und Blitzpartien in einer Armageddon-Partie durch.
Magnus Carlsen und Arkadij Naiditsch, die im Laufe des Turniers das Tempo vorgaben, setzten auch in der 7. Runde Akzente. Der Weltmeister aus Norwegen erspielte sich eine Gewinnstellung gegen Etienne Bacrot, gab den Vorteil aber wieder aus der Hand und musste sich mit einem Remis begnügen. Mit dem gleichen Ergebnis entließ Arkadij Naiditsch seinen Kontrahenten Levon Aronian, nachdem er die ganze Partie Vorteil besaß. Michael Adams kam nach über sechs Stunden und 89 Zügen zum Sieg gegen Viswanathan Anand. Fast sieben Stunden dauerte der Kampf zwischen David Baramidze und Fabiano Caruana. Am Ende teilten sich die Spieler die Punkte.
Magnus Carlsen eröffnete gegen Etienne Bacrot mit einem Damenbauernspiel. In der Eröffnung verbrauchte der 32-jährige Franzose viel Zeit, die ihm im Mittelspiel fehlte. Der 24-jährige Weltmeister hatte mit zwei starken Springern und einen weit vorgerückten a-Bauern klaren Vorteil. "Ich war sicher, dass ich auf Gewinn stehe", meinte Carlsen im Anschluss, doch in Zeitnot seines Gegners ließ er einen Konter zu, der plötzlich zu einem Dauerschach führte.
Arkadij Naiditsch zeigte sich hervorragend vorbereitet gegen Levon Aronian. Im schottischen Vierspringerspiel diskutierten die Kontrahenten eine brandaktuelle Variante. Die deutsche Nr. 1 erspielte sich Vorteil durch die größere Zentrumsbeherrschung. Es entstand ein Turmendspiel, in dem Naiditsch die bessere Bauernstruktur besaß. Aronian verteidigte sich aber sehr zäh und schaffte es haarscharf die Niederlage zu verhindern. "Er hat gut gespielt und ich habe schlecht gespielt", fasst Aronian das Geschehen im Anschluss zusammen.
Michael Adams besiegte Viswanathan Anand. In einer Hauptvariante der Katalanischen Eröffnung spulten die Großmeister ihre Züge zu Beginn locker runter. Im Mittelspiel tauschten sie alle Leichtfiguren und die Dame ab, so dass sie ein Doppelturmendspiel erreichten. Hier sah alles nach einem schnellen Remis aus, doch Adams schaffte es in ein Turmendspiel abzuwickeln, das ihm plötzlich Gewinnchancen bot. "Mickey" verbesserte nach und nach seine Stellung, eroberte den gegnerischen h-Bauern und setzte seinen eigenen h-Bauern in Gang. Dieser erwies sich nach einem Blackout von Vishy als entscheidend und der Inder gab nach weit über sechs Stunden Spielzeit auf.
David Baramidze und Fabiano Caruana spielten eine wahre Mammutpartie. Der 22-jährige Italiener versuchte mit Schwarz fast sieben Stunden zu gewinnen, um mit Carlsen und Naiditsch in der Tabelle gleich zu ziehen und den Tiebreak zu erreichen. Letztendlich konnte Baramidze aber nach einer wahren Achterbahnfahrt das Remis sichern. Am Ende standen nur noch die nackten Könige auf dem Brett.
Der Rest war Unterhaltung. Magnus Carlsen und Arkadij Naiditsch boten den noch zahlreichen Zuschauern ein fantastisches Spektakel mit dem besseren Ende für den Weltmeister.
Georgios Souleidis
Pl. | Spieler | Elo | Land | Pkt. | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 |
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1. | Magnus Carlsen | 2865 | 4,5 | x | 0 | 1 | ½ | ½ | ½ | 1 | 1 | |
2. | Arkadij Naiditsch | 2706 | 4,5 | 1 | x | ½ | ½ | ½ | ½ | ½ | 1 | |
3. | Michael Adams | 2738 | 4,0 | 0 | ½ | x | ½ | ½ | ½ | 1 | 1 | |
4. | Fabiano Caruana | 2811 | 4,0 | ½ | ½ | ½ | x | 1 | ½ | ½ | ½ | |
5. | Lewon Aronjan | 2777 | 3,5 | ½ | ½ | ½ | 0 | x | ½ | 1 | ½ | |
6. | Etienne Bacrot | 2711 | 3,5 | ½ | ½ | ½ | ½ | ½ | x | ½ | ½ | |
7. | Viswanathan Anand | 2797 | 2,5 | 0 | ½ | 0 | ½ | 0 | ½ | x | 1 | |
8. | David Baramidze | 2594 | 1,5 | 0 | 0 | 0 | ½ | ½ | ½ | 0 | x |
// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 19397