27. Februar 2015
Bei einem Rundenbeginn um 15 Uhr an den meisten Spieltagen, kann man lange ausschlafen und sich ausgiebig am Computer auf den Gegner am Nachmittag vorbereiten. Oder man schlägt die Zeit mit der Ruinierung des Schuhwerks tot, indem man die 800.000-Einwohner-Stadt zwischem Toten Meer und Mittelmeer zu Fuß erkundet.
Im Gelobten Land scheinen die Deutschen als Frühaufsteher zu gelten, denn sonst hätte die israelische Touristikbranche wohl kaum die deutschsprachigen Museumsführungen auf 8.30 Uhr angesetzt. Russen und englischsprachigen Besuchern wird dagegen ein späterer Beginn gegönnt.
8.30 Uhr war allerdings auch den beiden Deutschen zu früh, die sich gestern auf dem Weg Richtung Knesset machten und im Israel-Museum landeten. Hier der nächste Reisebericht unseres Berliner Schachtouristen.
Zum gestrigen Ausflug in den Knesset, dem Einkammerparlament des Staates Israel, begleitete mich Sebastian Fischer. Er hatte vorgestern leider verloren und war nun unternehmungslustiger.
Nach dem Frühstück schritten wir also in Richtung "Versammlung", die nur etwa 2 km vom Ramada Jerusalem Hotel entfernt liegt. Ich hatte gelesen, dass um 11 Uhr eine Führung in englischer Sprache stattfinden soll, 8:30 Uhr in Deutsch kam natürlich nicht in Frage. Dort angekommen hieß es aber, dass um 12 Uhr die nächste englischsprachige Führung stattfindet, es sei denn, wir nehmen die Führung in Russisch. Ich war durchaus nicht abgeneigt, aber Sebastian winkte natürlich ab. Wir kommen eben doch aus verschiedenen Regionen...
Da aber das Israelische Museum nicht weit entfernt lag, sollte dort die Stunde Wartezeit sinnvoll überbrückt werden. Also 54 Schekel bezahlt und bei der Audio-Guide-Ausgabe nach einer 1-Stunden-Tour gefragt. Die Antwort verblüffte mich dann doch etwas: "Das Museum ist seeeehr groß." Okay, wir gaben den Knesset auf und erkundeten das Museum. Inzwischen weiß ich, dass das Israel Museum die größte Kultureinrichtung Israel's ist und international zu den führenden Museen für bildende Kunst und Archäologie zählt. Von außen sah das gar nicht so aus. Und es wurde tatsächlich ein sehr beeindruckender Besuch. Man hätte sich allerdings etwas besser vorbereiten sollen, um insbesondere das zu sehen, was einen wirklich interessiert. Aber so ist das nun mal bei spontanen Entscheidungen. Bereut haben wir es aber auf keinen Fall. Nebenbei stellte es sich heraus, das Sebastian nicht nur einen Hebräisch-Kurs besucht, sondern auch Altgriechische Buchstaben lesen kann...
Wir waren jedenfalls pünktlich im Hotel zurück und die 3. Runde konnte beginnen. Unser beider Gedanken mögen noch bei den Schriftrollen des Toten Meeres, dem Riesenmodell des Zweiten Tempels, dem Schrein des Buches oder im Billy Rose Kunstgarten gewesen sein, jedenfalls konnten wir die Kunst nicht auf das Schachbrett umsetzen und verloren beide relativ chancenlos. Heute beginnt die Runde bereits 11 Uhr und ich schau gleich mal, ob die Auslosung schon online ist...
Ralf Schnabel
Für unseren Berichterstatter begann die Europameisterschaft eigentlich erst einen Tag später. Bekanntlich hatte er die erste Runde komplett verträumt. Grund genug für den Cheffotografen des Israelischen Schachverbandes unseren Pechvogel bei der Audienz bei den Funktionären abzulichten:
Frank Hoppe
// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 19485