1. Juli 2015
Es hätte ein beinah' perfekter Tag werden können. Diese dritte Runde beim Sparkassen Chess-Meeting hatte das Zeug dazu. Nachdem die deutschen Spieler schon in den ersten beiden Runden zu überzeugen wussten, stand im Gegensatz zur zweiten Runde keine innerdeutsche Paarung auf dem Programm. Stattdessen hatte es Georg Meier mit Fabiano Caruana zu tun, der mit seinem neuen Manager IM Lawrence Trent in Dortmund weilt.
Liviu Dieter Nisipeanu trat gegen die stärkste Frau, Hou Yifan, an, während Arkadij mit dem starken Neu-Amerikaner Wesley So zu kämpfen hatte. Für alle die bereits im Bann des Dortmunder Turniers stehen und sich genau mit der Teilnehmerliste auskennen, wissen, dass dann nur noch das rein russische Duell übrig bleibt und so durfte Wladimir Kramnik mit den weißen Steinen gegen Ian Nepomnjaschtschi antreten.
In der Partie zwischen der Chinesin und unserem Neuzugang des letzten Jahres Liviu Dieter Nisipeanu entwickelte sich die zu erwartende spannende Partie. Wobei ich das Gefühl hatte, dass Dieter aus der Eröffnung heraus mit den weißen Steinen keinerlei Vorteil hatte. Aber womöglich war das genau der Plan. Nach den beiden unglaublich erfolgreichen Runden, kein Risiko gehen und lieber das sichere Remis nehmen, das wurde schnell vereinbart, blieb aber in dieser Runde auch die einzige Punkteteilung.
Arkadij scheint im Moment mit den schwarzen Steinen einen echten Lauf zu haben. In der ersten Runde besiegte er als Nachziehender den ehemaligen Weltmeister Wladimir Kramnik und in der dritten Runde dann Wesley So. In einer für Weiß leicht besseren Stellung sicherte sich So das Spiel gegen die hängenden Bauern. Als dies aber nicht viel versprach spielte er mit 21. Ta1 einen sehr dubiosen Zug, der ihn vermutlich in Nachteil brachte. Spätestens als er Dxa6 spielte konnte Arkadij zugreifen und die Partie durch einen großartigen Angriff gewinnen.
Georg ist der tragische Held. In einer starken Partie gegen den Weltklassemann Fabiano Caruana erspielte sich Georg mit Weiß eine Gewinnstellung. Der außer Form spielende Caruana war kurz davor mit 0,5 aus 3 Partien dazustehen und beinah' hätten wir ein deutsches Trio an der Spitze gesehen, aber Georg verlor den richtigen Weg und ließ Caruana wieder zurück in die Partie. Dass dieser nicht seine beste Zeit hat, zeigt, dass er Georg nochmal die Gelegenheit auf Vorteil gab. Doch Georg übersah anscheinend eine wichtige taktische Pointe und musste am Ende die Niederlage hinnehmen.
Die letzte Partie ging zu Gunsten von Wladimir Kramnik aus, der in einem scheinbar ausgeglichenen Endspiel seinem Landsmann sehr viele Probleme stellte, die dieser nicht bewältigen konnte.
Damit führt Dieter weiterhin mit 2,5 Punkten vor Arkadij und Wladimir Kramnik mit jeweils 2 Punkten.
Br. | Weiß | Elo | Erg. | Schwarz | Elo |
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1 | GM Georg Meier | 2654 | 0:1 | GM Fabiano Caruana | 2805 |
2 | GM Wladimir Kramnik | 2783 | 1:0 | GM Ian Nepomnjaschtschi | 2720 |
3 | GM Liviu Dieter Nisipeanu | 2654 | ½:½ | GM Hou Yifan | 2676 |
4 | GM Wesley So | 2778 | 0:1 | GM Arkadij Naiditsch | 2722 |
Pl. | Spieler | Land | Elo | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | Pkt. |
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1. | GM Liviu Dieter Nisipeanu | 2654 | x | 1 | 1 | ½ | 2,5/3 | |||||
2. | GM Wladimir Kramnik | 2783 | x | 0 | 1 | 1 | 2,0/3 | |||||
2. | GM Arkadij Naiditsch | 2722 | 0 | 1 | x | 1 | 2,0/3 | |||||
4. | GM Fabiano Caruana | 2805 | x | ½ | 1 | 0 | 1,5/3 | |||||
5. | GM Ian Nepomnjaschtschi | 2720 | 0 | ½ | x | ½ | 1,0/3 | |||||
5. | GM Georg Meier | 2654 | 0 | ½ | x | ½ | 1,0/3 | |||||
5. | GM Wesley So | 2778 | 0 | 0 | 1 | x | 1,0/3 | |||||
5. | GM Hou Yifan | 2676 | ½ | 0 | ½ | x | 1,0/3 |
Heute warten auf die deutschen Spieler, wie jede Runde, wieder Gegner mit Weltklasseformat. In diesem Zusammenhang sei mir ein wenig Eigenwerbung gestattet, wer meine Berichte nicht nur lesen möchte, sondern auch mal live und in Farbe meine Kommentare erleben will, der sollte heute bei schach.de einschalten, wo ich für den Partner des Deutschen Schachbundes ChessBase zusammen mit IM Georgios Souleidis die vierte Runde kommentieren werde. Würde mich sehr freuen!
Jonathan Carlstedt
// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 19939