28. April 2025
Glücklich sieht sie aus, mit dem Pokal auf der Rückbank: WGM Jana Schneider und der SC Bad Königshofen – der neue Deutsche Meister der Frauenbundesliga. „Unfassbar schön“ sei diese „Saison wie im Traum“ gewesen, so die Nationalspielerin. Als das Team am Sonntagabend um 19.30 Uhr in der Stadt ankam (und Schneider den Pokal aus dem Autofenster hielt), warteten schon die ersten Fans und applaudierten. Weil der Bandleader krank geworden war, fiel zwar die musikalische Begrüßung wie in früheren Jahren aus, auch die Polonäse – aber es gab viele herzliche Umarmungen und danach eine Sause im „Schlundhaus“, dem Traditions-Gasthaus direkt am Marktplatz, wo 1957 auch der SC Bad Königshofen gegründet wurde. „Die Feier war kurz und sehr feucht“, sagte Vereinschef Jürgen Müller, Montagvormittag schon wieder erstaunlich fit dem DSB-Team Öffentlichkeitsarbeit. „Ich hatte nur vier Stunden Schlaf.“ Wofür es übrigens auch eine, nun ja: Erklärung gibt: „Ich bin der Sohn eines Braumeisters – ich vertrage schon seit dem Kindergarten sehr viel.“
Um 23 Uhr verließ die Mannschaft die rund 60 Gäste, auch örtliche Prominenz und Sponsoren, und feierte im „Hotel Müller“ weiter – so heißt in Fachkreisen das Privathaus der Familie Müller, die so viel Herzblut in ihre Vereinsarbeit steckt. „Da haben wir dann noch bis tief in die Nacht zusammengesessen“, sagte Jürgen Müller, „einfach zur Ruhe kommen, nochmal über einzelne Partien sprechen und überhaupt realisieren, was wir geschafft haben.“ Danach sprangen die Spielerinnen in die Stockbetten im Hotel Müller.
Müller sprach noch einmal von einer Saison, die „wie aus einem Guss abgelaufen ist. Das macht uns alle noch jetzt richtig ungläubig.“ Neben den Siegen gegen die Favoriten OSG Baden-Baden (dritte Runde) und SK Schwäbisch Hall (sechster Spieltag) sei ein Schlüsselmoment zweifellos das furiose 5:1 in Runde neun gegen die nahezu in Bestbesetzung angetretenen Rodewischer Schachmiezen gewesen. Das war bereits in Deggendorf. „Da wussten wir endgültig, dass wir es packen können“, so Jürgen Müller: „Insgesamt aber ist das meistbenutzte Wort bei unserer Meisterfeier dieses gewesen: surreal.“ Gut also für Jana Schneider und Co., dass man so einen Pokal anfassen kann. Ganz real.
Kurzer Blick noch zum Meister der Bundesliga. Gegenüber schachbundesliga.de bestätigte der Sponsor des Düsseldorfer SK, Wadim Rosenstein am Schlusstag der Zentralen Endrunde, dass er zwar nicht aussteige, aber sein finanzielles Engagement deutlich zurückfahren wolle. "Unser Ziel war, einmal Meister zu werden, und das haben wir erreicht", sagte Rosenstein. Konkurrenten wie Stefan Martin vom SC Viernheim, die zuletzt die Nachhaltigkeit des Düsseldorfer Bundesliga-Projekts angezweifelt hatten, dürfen sich bestätigt fühlen. Auseinanderbrechen aber werde in Düsseldorf nichts, hatte Teamchef Jan Werner gegenüber dem DSB-Team Öffentlichkeitsarbeit betont: „Anfangs wollte Wadim Rosenstein ja alles machen, dann aber hat er rasch gemerkt, dass das mit der Organisation mühselig ist. Er sprach immer von Kinderkram. Also hat er das Finanzielle gemacht, ich die komplette Organisation. Mir hat dieser Management-Bereich viel Spaß gemacht – und das wird auch weiter so sein.“ Man bleibe also insgesamt gut aufgestellt – nur wird künftig wohl der ein oder andere indische Großmeister weniger einschweben. Meisterträume dürften sich damit erledigt haben.
Es sei denn, man macht es in Düsseldorf wie in Bad Königshofen: Mit dem Faktor familiäre Atmosphäre. „Ich denke, man kann das so deutlich sagen“, sagte Jürgen Müller: „Wir sind nicht der Meister mit dem meisten Geld, sondern der mit dem größten Teamgeist.“ Und das wird auch so bleiben: Schon jetzt zeichnet sich ab, dass das Team beisammenbleibt. (mw)
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