14. September 2019
So etwas passiert nicht alle Tage: Einer der besten Schachspieler der Welt der letzten Jahre wird von Liviu Dieter Nisipeanu auseinandergenommen. Man könnte fast sagen, gedemütigt. Begonnen hatte alles mit dem zwölften Zug, über den Nisipeanu fast 28 Minuten nachdachte. Danach entschied er sich für eine Neuerung in dieser selten gespielten Katalanisch-Variante - ein Damenopfer! Und das gegen Hikaru Nakamura!
Die Überraschung entfaltete sofort ihre Wirkung: Der Deutsche erhielt für die Dame nicht nur Turm, Springer und Bauer, sondern auch ein komfortables Figurenspiel. Nakamura musste jetzt oft einzige Züge finden und viele Drohungen abwehren. Unterentwickelt und mit schwacher Grundreihe ausgestattet gelang es ihm nicht, auf den Punkt genau die richtigen Antworten zu geben. Mehrere Fehler reihten sich aneinander und seine Stellung ging schnell den Bach runter. Nach 30 Zügen gab der US-Amerikaner auf.
Nach der Partie fand Nisipeanu markige Worte im Interview, sprach von einem Biest, das in der zweiten Partie auf ihn losgehen wird. Er hoffe, dass er das überleben könne. Nakamura hat Weiß und wird den deutschen Ranglisten-Ersten wahrscheinlich anspringen wie ein Tiger. Nisipeanu wird dann seinen Betonmischer anwerfen und das Härteste dagegenstellen, was von Menschen gemacht werden kann. Entweder mit einem dem Fußball entlehnten Catenaccio oder halt mit Stahlbeton. Wir drücken unserem Nationalspieler heute ganz fest die Daumen, dass die Abwehr hält und er mit einem Remis die nächste Runde erreicht!
Sollte Nakamura aber wirklich den Weg ins gegnerische Tor finden - was wir natürlich nicht hoffen - steht Nisipeanu ein noch schwererer Kampf im Schnellschach- oder gar Blitzschach bevor. In diesen beiden Disziplinen macht Nakamura keiner was vor. Da ist er die Nummer drei (Schnellschach) und eins in der Welt. Um Nakamura darin zu schlagen, muss man schon fast außerirdische Kräfte entwickeln.
Angesichts des spektakulären Sieges von Nisipeanu ging die heroische Leistung von Niclas Huschenbeth etwas unter. Gegen den Weltklassemann Nikita Witjugow spulte er die Eröffnung relativ schnell herunter und hatte dann sogar einen kleinen Vorteil. Als der Russe die Qualität opferte, musste der Deutsche Meister aber bald das Material zurückgeben, um gegen Läuferpaar und starken Freibauern nicht noch zu verlieren. Die beiden einigten sich schnell auf ein Remis.
Auch Niclas Huschenbeth heute viel Erfolg für die zweite Partie!
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