18. Februar 2022
Nachdem im Halbfinale noch beide Duelle in der klassischen Bedenkzeit entschieden wurden, musste im Duell der beiden US-Amerikaner Hikaru Nakamura und Levon Aronian der Tie-Break im Schnellschach die Entscheidung bringen. Hier gelang es Nakamura, sich mit zwei Siegen durchzusetzen. Wir blicken zurück auf ein Finale, das uns drei Tage lang in Atem hielt.
Das Duell Nakamura-Aronian war die Paarung zweier Veteranen. Beide waren sich bereits in einer dreistelligen Anzahl an Turnierpartien in allen drei Bedenkzeiten begegnet. Die allgemeine Einschätzung war, dass Aronian einen leichten Vorteil in der klassischen Bedenkzeit haben sollte, während Nakamura im Tie-Break leicht favorisiert wäre.
In der ersten Partie entschied sich Nakamura mit Weiß für die Spanische Eröffnung. In der Folge entwickelte sich ein fast fünf Stunden währender Kampf auf Augenhöhe, der trotz einiger scharfer Verwicklungen nie das Gleichgewicht verließ. Nach 54 Zügen hatte Nakamura zwar zwei Damen, aber Aronian beendete mit einem Dauerschach die Partie, bevor das weiße Damenpaar Schaden anrichten konnte.
In der zweiten Partie wählte Aronian – nun mit Weiß – die Italienische Partie. Nach einem kurzzeitig interessanten Kampf im und um das Zentrum und einer für diese Eröffnung zunächst ungewöhnlichen schwarzen Bauernstruktur mit Bauern auf d6 und c5, endete die Partie schnell in einer Zugwiederholung nach 29 Zügen. Somit stand bereits nach zwei Stunden fest: Die Entscheidung wird erst am nächsten Tag im Tie-Break fallen. Im Interview äußerten sich anschließend beide zu ihrer Sicht auf das bisherige Match.
Der Tie-Break lieferte uns dann direkt im ersten Spiel eine der dramatischsten Partien des Turnieres. In einer Neuauflage der spanischen Partie zwei Tage zuvor wich Aronian im 9. Zug mit dem proaktiveren 9... d5 anstelle von 9... d6 von der Vorgängerpartie ab. Kurz darauf opferte er mit Schwarz einen Bauern für aktives Figurenspiel. Genau dieses Spiel kam aber nie zur Geltung. Nakamura gelang es, sämtliche Initiative zu neutralisieren, sodass Aronian die gesamte Partie ums Überleben kämpfen musste. Es kam zu einem Turmendspiel mit Mehrbauern für Nakamura. Das war genau zwei Züge lang für Nakamura gewonnen, bevor ungenaues Spiel die Engines signalisieren ließ, dass der Vorteil weg war.
So ging es auch die nächsten 13 Züge weiter. Nakamura presste und versuchte weiterhin alles, Aronian verteidigte sich aber präzise und war auf dem Weg zum Remis. Bis zum 46. Zug.
Anstatt mit dem Turm auf der dritten Reihe zu bleiben stellt Aronian mit Td8?? die Partie ein und auf einmal ist das Turmendspiel für Nakamura gewonnen! 😱#FIDEGrandPrix #schach pic.twitter.com/BnUawa7hg8
— Deutscher Schachbund (@Schachbund) February 17, 2022
Doch auch damit war die Partie noch nicht entschieden. Im folgenden Video könnt ihr sehen, wie die letzten drei dramatischen Minuten live bei Sebastian und Gunny auf SchachdeutschlandTV liefen. Das war nichts für schwache Nerven!
Nakamura konnte den ganzen Punkt einfahren und damit war klar, dass Aronian in der letzten Partie gewinnen musste, um den Tie-Break noch in die Blitzrunden zu verlängern. Er versuchte in der Neuauflage der italienischen Partie zwar alles, gelangte aber niemals in Vorteil. Ein ausgeglichenes Turmendspiel überzog Aronian dann, da er eine schöne Mattpointe übersah, bei der mit einem Königszug Matt gesetzt werden konnte. Damit stand Hikaru Nakamura als Sieger des ersten FIDE Grand Prix 2022 fest!
Nakamura sichert sich auch die zweite Partie und gewinnt damit den #FIDEGrandPrix in Berlin! pic.twitter.com/GQonHqAlex
— Deutscher Schachbund (@Schachbund) February 17, 2022
Damit hat Hikaru Nakamura beste Chancen, einen der beiden Plätze für das WM-Kandidatenturnier im Sommer in Spanien zu ergattern. Aber auch Aronian hat als Verlierer des Finales eine gute Ausgangsposition. Am 28. Februar beginnt der nächste Grand Prix in Belgrad. Dort werden sowohl die beiden Finalisten als auch Vincent Keymer aussetzen und erst zum dritten Turnier - wieder in Berlin - zurückkehren.
Wir möchten uns bei allen bedanken, die auf SchachdeutschlandTV dabei waren. Regelmäßig über 1000 Zuschauerinnen und Zuschauer gleichzeitig und eine rege Beteiligung im Chat bei bis zu fünfstündigen Übertragungen haben gezeigt, dass das Interesse groß ist! Weiter geht es am heutigen Freitag, dem 18.02. ab 19 Uhr bei unserer Show zur Deutschen Schach-Online-Liga mit Sebastian Siebrecht.
Nr. | Spieler | Elo | - | Spieler | Elo |
---|---|---|---|---|---|
1 | Hikaru Nakamura | 2736 | ½:½, ½:½ 1:0, 1:0 |
Levon Aronian | 2772 |
Pl. | Spieler | Land | Elo | GP-Punkte | 1. Turnier Berlin |
2. Turnier Belgrad |
3. Turnier Berlin |
---|---|---|---|---|---|---|---|
1 | Hikaru Nakamura | 2736 | 13 | 13 | |||
2 | Levon Aronian | 2772 | 10 | 10 | |||
3 | Richard Rapport | 2763 | 7 | 7 | |||
3 | Leinier Perez Dominguez | 2752 | 7 | 7 | |||
5 | Wesley So | 2772 | 4 | 4 | |||
5 | Radoslaw Wojtaszek | 2686 | 4 | 4 | |||
5 | Andrey Esipenko | 2714 | 4 | 4 | |||
8 | Santosh Vidit Gujrathi | 2727 | 3 | 3 | |||
8 | Daniil Dubov | 2720 | 3 | 3 | |||
10 | Pentala Hariskrishna | 2717 | 2 | 2 | |||
10 | Vladimir Fedoseev | 2704 | 2 | 2 | |||
10 | Alexander Grischuk | 2764 | 2 | 2 | |||
13 | Alexei Shirov | 2704 | 0 | 0 | |||
13 | Vincent Keymer | 2664 | 0 | 0 | |||
13 | Grigoriy Oparin | 2681 | 0 | 0 | |||
13 | Etienne Bacrot | 2642 | 0 | 0 | |||
17 | Ding Liren | 2799 | - | ||||
17 | Anish Giri | 2772 | - | ||||
17 | Shakhriyar Mamedyarov | 2767 | - | ||||
17 | Maxime Vachier-Lagrave | 2761 | - | ||||
17 | Nikita Vitiugov | 2736 | - | ||||
17 | Dmitry Andreikin | 2724 | - | ||||
17 | Yu Yangyi | 2713 | - | ||||
17 | Samuel Shankland | 2708 | - | ||||
17 | Alexander Predke | 2682 | - | ||||
17 | Amin Tabatabaei | 2643 | - |
// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 10865