18. September 2024
Pressemitteilung des Deutschen Schachbundes
Die Generalversammlung des Schach-Weltverbandes FIDE findet vom 21. bis 22. September in Budapest statt – am Rande der Schacholympiade. Ein Antrag der kirgisischen Schachunion (KCU) und der Schachföderation Russlands (CFR) birgt politische Brisanz. Dabei geht es darum, die Rückkehr russischer und belarussischer Spielerinnen und Spieler an internationale Bretter ohne Einschränkungen zu ermöglichen. Der Deutsche Schachbund versucht dies seit Bekanntwerden des Antrags zu verhindern. Dabei hat sich DSB-Präsidentin Ingrid Lauterbach dieser Tage auch an die ARISF (Association of IOC Recognised International Sports Federations) gewandt – und nun die erhoffte Unterstützung erhalten. In Form einer klaren Aufforderung der ARISF an die FIDE, die Empfehlungen des IOC weiterhin einzuhalten und insbesondere keine russischen Sportler mit Hymne oder Fahne zuzulassen.
Die ARISF gehört zur olympischen Bewegung. In ihr sind jene Sportfachverbände zusammengeschlossen, die vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) anerkannt sind, aber im Allgemeinen nicht bei Olympischen Spielen mit einem Wettbewerb vertreten sind. Auch die FIDE ist Mitglied der ARISF.
In dem Antwortschreiben des Präsidiums über Executive Advisor Marco Ienna an Ingrid Lauterbach heißt es, die ARISF erwarte von der FIDE, dass sie den Vorgaben des IOC folgen mögen. Das heißt, der jetzige Status für russische und belarussische Athletinnen und Athleten müsse beibehalten werden. „Damit die Werte Exzellenz, Freundschaft und Respekt innerhalb des Sports gewahrt bleiben“, so die ARISF. Auch auf die Solidarität des IOC mit der Ukraine wird von der ARISF in diesem Zusammenhang noch einmal verwiesen.
Aktuell sind russische und belarussische Schachspieler und -spielerinnen aufgrund des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine suspendiert. Die Nationalmannschaften von Russland und Belarus wurden auf Beschluss des FIDE-Rates von der Teilnahme an offiziellen FIDE-Turnieren ausgeschlossen. Spieler aus diesen Ländern durften seitdem an einzelnen Turnieren des FIDE-Weltmeisterschaftszyklus nur unter der FIDE-Flagge teilnehmen. Russische und belarussische Staatssymbole, die Flagge und die Hymne, wurden bei allen von der FIDE gewerteten internationalen Schachveranstaltungen verboten. Die Verbände von Kirgistan und Russland wollen das mit ihrem Antrag rückgängig machen.
„Dass überhaupt dieser Antrag gestellt worden ist, halte ich für ein Unding“, so Ingrid Lauterbach, „nun hoffe ich, dass der gesunde Menschenverstand siegt.“ Hierzu habe sie Gespräche mit mehreren europäischen Landesverbänden geführt. An das FIDE-Management-Board richtet sie den Appell, den Tagesordnungspunkt zu streichen. „Sollte der Kirgistan-Antrag dennoch der Versammlung vorgelegt werden, bitte ich Sie als Delegierte dringend, die Interessen der FIDE zu schützen und dagegen zu stimmen“, schreibt sie an 199 Delegierte. Lauterbach glaubt: „Die FIDE und der Schachsport stellen sich sonst international in der Sportwelt ins Abseits.“
Bereits am 23. August, sofort nach Bekanntwerden des Antrages, hatte sich der Deutsche Schachbund als erster Schachverband klar positioniert: „Aus unserer Sicht decken sich dieser Anträge nicht mit der Haltung des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) und auch unserer Haltung zu diesem Krieg. Sportlerinnen und Sportler aus einem Land, das einen blutigen Angriffskrieg führt, dürfen nicht mit Hymne und Fahne an internationalen Wettkämpfen teilnehmen. Diejenigen Sportler, die den Krieg unterstützen, sind ganz auszuschließen - wie das IOC dies ja auch für die Sommerspiele und Paralympics in Paris gehandhabt hat.“
Der Antrag liegt in drei möglichen Abstimmungsvarianten vor:
Lauterbach abschließend: „Selbst eine Abmilderung der Sanktionen darf kein Thema sein. Hier gilt es klare Kante zu zeigen.“
Ansprechpartner:
Matthias Wolf
Leiter Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
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