23. August 2019
Noch bis zum 2. September treffen sich in Weifang in China die besten Nachwuchsspieler der Altersklassen U8, U10 und U12 (jeweils offen/Mädchen) um ihre Weltmeister zu ermitteln – auch Deutschland ist mit einer Delegation vor Ort. Bundesnachwuchstrainer Bernd Vökler berichtet für uns aus dem fernen Asien.
Falls es jemals einen Ort gegeben hat, wo diese sozialistische These ihre volle Gültigkeit erlangt hat, ist es China. Das Riesenreich ist auf der Überholspur ganz weit vorn. Die ehemaligen sozialistischen und kommunistischen Bruderländer liegen mit Motorschaden quasi aussichtslos zurück und die kapitalistischen Volkswirtschaften verlieren auch immer mehr an Boden.
China überholt sich sogar schon selbst!
Die Kadettenweltmeisterschaft im Schach mag dafür nur ein klitzekleines Indiz sein, aber immerhin. Weifang, wer kennt schon Weifang? Eine Wirtschaftszone von vielen im Riesenreich. Eine developed City; d.h. frei übersetzt „entwickelte Stadt“. In der Praxis scheint alles schachbrettartig geplant. Riesengroße Verkehrsadern von Nord nach Süd und Ost nach West, mit dem Lineal gezogen, die Industrieparks, Kraftwerke oder unser Spiellokal, ein Tagungs- und Weincenter miteinander vernetzen.
Im Hotel oder im Spiellokal wuseln sofort Volunteers um einen herum, die jeden Google-Translator-Wunsch von den Lippen ablesen lassen. Es kommen ganz witzige Sprüche dabei raus, da werden Sie auf jeden Fall geholfen! Das Wort „Fachchinesisch“ bekommt einen komplett anderen Sinn.
Unser Hotel ist nagelneu, so neu, dass selbst Google Maps es nicht kennt. So neu, dass die Zimmer und Möbel noch nicht vollständig ausgedünstet sind. Formaldehyd liegt in der Luft und führt bei sensibleren Naturen, vorzugsweise unseren Jüngsten zu Reaktionen, wie Unwohlsein und Schwindel.
Liegt es am Jetlag, am Karma oder am durchwachsenen Spiel, die Ausbeute der Deutschen ist bisher nicht berauschend. Einzig Marius Deuer befindet sich mit 2 aus 2 im Soll und wird in Runde 3 am ersten Brett geprüft. Die anderen haben noch jede Menge Zeit, ihre Aufholjagd zu starten.
Diesmal darf überhaupt kein Landesbetreuer oder Delegationsleiter zu den Spielern rein. Es unterbleiben sämtliche Blickkontakte, Verdächtigungen usw. Wir nehmen es hin und warten mit chinesischer Gelassenheit draußen auf unsere Spieler. Eine Gelassenheit, die man in Weifang selbst übrigens nirgendwo mehr findet!
China überholt sich selbst.
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Bernd Vökler
Bundesnachwuchstrainer
// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 10100