13. November 2024
Bundesnachwuchstrainer IM Bernd Vökler formuliert frei nach Sepp Herberger: „Nach der WM ist vor der WM.“ Aber während Fußballtrainer vier Jahre warten müssen bis die nächste WM stattfindet, geht der Rhythmus im Schach bisweilen schneller. Kaum hat Vökler also den Jetlag der Jugend-WM in Brasilien überwunden und den Koffer ausgepackt – geht es schon wieder weiter. Mit dabei: Die rekordverdächtige Zahl von 30 deutschen Talenten.
„Nach einem kurzen Aufenthalt im nebligen Deutschland reise ich weiter nach Italien“, meldet ein gut gebräunter Bundesnachwuchstrainer. In Montesilvano beginnt ab Freitag, 15. November (bis 26.11.) die WM in den Altersklassen U8 bis U12. 30 Spielerinnen und Spieler aus Deutschland kämpfen mit über 700 Gleichaltrigen aus 80 Ländern in sechs Altersgruppen um die WM Titel und Medaillen.
Prognosen? „Schwierig“, sagt Vökler. Eigentlich war Arian Alloussi als Mitfavorit ausgemacht. Der Junge ist hochtalentiert, Stipendiat der Weissenhaus-Akademie, deutsche Nummer 1 in der U8. Doch derzeit spielt er etwas unrund. Beide Arme hat er sich fachfremd gebrochen - beim Fußball. „Der Gips ist ab, aber ob er die schweren Züge heben kann, man wird sehen“, sagt Vökler mit einem Lächeln.
Erfreulich sei der Trend bei Anton Belin und Alicia Kovalskyy, beide U12. Ihre Platzierung in der Startliste-Top-20 lässt einige erhoffen. Viele Spieler und Spielerinnen haben sich nach der Deutschen Jugend-Einzelmeisterschaft (DJEM) noch über die sogenannte Performance-Regelung qualifiziert und zeigten zuletzt gute Ergebnisse. Die Performance-Regel erklärt Vökler so: „Ich vergleiche das mit einem Hochspringer“, sagt er, „beim entscheidenden Wettkampf schafft er die Qualifikationsnorm von 2,20 Metern nicht – aber eine Woche drauf bei einem Leichtathletik-Meeting überspringt er plötzlich 2,25 Meter. Das muss belohnt werden.“ Im Schach bedeutet dies: Als Selbstzahler können solche Talente an der WM teilnehmen.
Eine schöne Geschichte hierzu: Wie Moritz Benischke noch zur WM kam.
„Ich bin gespannt, wer am Ende oben mitspielt und wer sich im Mittelfeld mit den unterbewerteten Kontrahenten aus Ländern wie Indien, China und den USA herumplagt“, sagt Vökler. Auch Russland (unter FIDE-Flagge startend) stellt wie immer ein großes und qualitativ gutes Kontingent. „Warum allerdings die FIDE-Delegation in Brasilien die Länderwertung gewinnen durfte, bleibt ein Geheimnis eben dieser FIDE“, sagt Vökler mit Blick auf die vergangene WM der U14, U16 und U18.
Unterstützt wird der Bundesnachwuchstrainer von den A-Trainern FM Matthias Krallmann und Philipp Müller. Gutes Omen: In Montesilvano, ein Ortsteil von Pescara an der Adria-Küste, fand auch 2023 die Jugend-WM statt, bei der das DSB-Team zwei Medaillen holten. „Die Latte ist hoch aufgelegt“, sagt Vökler, „jetzt muss nur noch der ein oder andere drüber springen.“ (mw)
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