10. Juni 2015
Bevor ich mit dem eigentlichen Artikel anfange muss ich mich bereits entschuldigen. Sollten die nächsten Zeilen und Absätze eine tendenziöse Anwandlung in Richtung Hamburg haben, so bitte ich das zu entschuldigen. Als Trainer der Hamburger Mannschaft in Braunfels ging man in den letzten Tagen durch ein Wechselbad der Gefühle und somit fällt es mir schwer diese Emotionen komplett aus diesem Bericht herauszuhalten.
Aber beginnen wir am Anfang. Schon traditionell findet über das Fronleichnam-Wochenende, diesmal vom 4. bis 7. Juni 2015 die Deutsche Frauen Mannschaftsmeisterschaft der Landesverbände im hessischen Braunfels statt. Die Schachfreunde Braunfels organisieren, um ihren Frontmann Sebastian Swoboda, diese Veranstaltung traditionell souverän und ohne Fehler. Sogar für ein Rahmenprogramm war gesorgt, damit sich die Damen nicht nur schachlich sondern auch kulturell an Braunfels erfreuen konnten.
Wie bereits im letzten Jahr gingen 12 der 17 Landesverbände an den Start. Berechtigt wären sogar 18 Mannschaften da der Vorjahressieger das Recht auf Meldung zweier Mannschaften hat. Die Landesverbände, die es schafften eine Mannschaft zu melden waren: Saarland, Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein, Hamburg, Hessen, Thüringen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Baden, Württemberg, Sachsen und Bayern. Natürlich muss die Frage diskutiert werden, bzw. eine Lösung gefunden werden, wie man es schafft alle 17 Landesverbände zu diesem tollen Turnier zu bekommen. Selber habe ich dazu zu wenig Einsicht in die Abläufe in den Landesverbänden, es muss aber das Ziel sein, eine Meisterschaft zu veranstalten die komplett ist.
Die Frauenländermeisterschaft startete also am 4. Juni mit der ersten Runde, angepfiffen vom Schiedsrichter Wolfgang Fiedler, der das Turnier alljährlich begleitet und den Überblick behält. Bereits in der ersten Runde gab es die ersten Sensationen. So verlor Vorjahressieger Baden, aufgrund zweier kampfloser Partien, die erste Runde gegen Rheinland-Pfalz denkbar knapp. Das gleiche Kunststück vollbrachten die Hamburger gegen die vollzählig spielenden Württemberger. Somit war klar, dies wird keine Meisterschaft wie jede andere, sondern es gibt mindesten 9 Anwärter auf die vorderen Plätze.
In Runde 2 konnten zwei Mannschaften ihre weiße Weste beibehalten, Hessen und NRW punkteten voll, während sich Hamburg und Rheinland-Pfalz unentschieden trennten. Aus Sicht der letztgenannten Mannschaft sehr unglücklich, da beim Stand von 4:3 zu Gunsten von Rheinland-Pfalz die letzte Spielerin die Uhr in ausgeglichener Stellung ablaufen ließ. In unserem, dem Hamburger Lager, löste das natürlich Freude aus, trotzdem muss man ehrlich anerkennen, dass wir uns über eine Niederlage auch nicht hätten beschweren können.
Runde 3 hielt dann das Gipfeltreffen parat. NRW und die Heimmannschaft der Hessen trafen im direkten Duell aufeinander. Die Hessen gewannen, relativ souverän, gegen den späteren Deutschen Meister mit 5:3. Hamburg hielt den Kontakt nach oben mit einem überraschenden 4,5:3,5 gegen die favorisierten Bayern. An Brett 3 gab es ebenfalls eine handfeste Überraschung: Mecklenburg-Vorpommern konnte sich gegen Rheinland-Pfalz durchsetzen.
So lautet die Spitzenbegegnung in Runde 4 die ungeschlagenen Hessen gegen die Überraschungsmannschaft aus dem hohen Norden. Die Begegnung ging überraschend klar 5,5:2,5 zu Gunsten der Hamburger aus, die an dem einen oder anderen Brett zwar die Schachgöttin Caissa auf ihrer Seite wussten. Am Ende schien zumindest der Sieg, wenn auch nicht in dieser Höhe, durchaus verdient. Unter den Verfolgern setzte sich NRW gegen Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen gegen Rheinland-Pfalz durch. So führte vor der finalen Runde Hamburg mit 7:1 Punkten vor Sachsen, NRW und Hessen mit jeweils 6:2 Punkten.
Es kam also in der Schlussrunde zum alles entscheidenden Duell zwischen NRW und Hamburg. Um eine spannende Geschichte nicht zu ausschweifend zu beschreiben, bleibt es das Ergebnis zu verkünden. NRW gewann verdient in einem umkämpften Match mit 4,5:3,5 gegen die Hamburger Auswahl. Dank eines 4:4 zwischen Hessen und Thüringen reichte es für die Hamburger aber zumindest für Platz 3. Den zweiten Platz belegte Sachsen, die verdient gegen Schleswig-Holstein gewinnen konnten.
Dieses Turnier ist Werbung, nicht nur für das Frauenschach, sondern für das Schach allgemein. In 2016 wird aller Voraussicht nach Braunfels wieder der Ausrichter sein und der Schachzirkus der deutschen Frauen wird wieder halt machen, um das beste Bundesland zu ermitteln. Ich freue mich bereits jetzt darauf!
Jonathan Carlstedt
// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 19854