24. Februar 2015
Mit der geographischen Zugehörigkeit nehmen es die internationalen Sportverbände nicht so genau. Israel zählt geographisch zu Asien und geologisch zu Afrika. Und sportlich immer mehr zu Europa. Im Fussball kennt man Israel als Europameisterschaftsteilnehmer schon länger, im Schach ist Israel jetzt sogar Europameisterschaftsaustragungsland.
Aber Israel ist nicht nur als EM-Land etwas ungewohnt. Es ist auch eine Reise in eine andere Kultur, die immerhin fünf Deutsche da vor sich haben. Einer von ihnen ist der Berliner Ralf Schnabel, der für Nickelhütte Aue in der 2. Bundesliga spielt. Und der selten so aufgeregt war vor einem Turnier wie jetzt vor der Europameisterschaft.
In Berlin, nach einem ausführlichem Interview und ordentlicher Taschen- und Körperinspektion, starteten wir mit etwa einer Stunde Verspätung in Schönefeld - es gab noch Probleme am El-Al-Flieger (Red.: El Al ist die größe israelische Fluggesellschaft).
Der Flug war kurzweilig und fast ausschließlich mit Israelis besetzt, aber drei andere Schachspieler hatten den gleichen Flug genommen: Mateusz Bartel aus Polen, Mircea-Emilian Parligras aus Rumänien und Viktor Erdös aus Ungarn. Ich nehme mal an, das zurückliegende Bundesligawochenende war der Grund ihres Abflugortes. Also in illustrer 26er Gesellschaft - sie haben mich aus mir unerfindlichem Grund nicht erkannt - verflogen die Stunden wie im Fluge und wir landeten hart in Tel Aviv.
Die Kontrollen hielten sich hier sehr in Grenzen und in der Haupthalle erhöhte sich der Elo-Schnitt nochmals, unter anderem durch die Anwesenheit von Etienne Bacrot. Allerdings mussten wir noch auf David Navara und Francisco Vallejo Pons warten, bevor wir den Bus nach Jerusalem besteigen konnten. Der Mercedes-Kleinbus fuhr dann etwa 50 Minuten eine etwas heruntergekommene Autobahn nach Jerusalem. Nach fünf Minuten sorgte David für eine kleine Aufregung, als er den Fahrer in etwa 5 Sprachen versuchte klar zu machen, das es im Kleinbus nach Gas roch. Irgendwann öffnete der Chauffeur ein Fenster und ließ frische Luft herein - bei etwa 17 Grad Außentemperatur noch recht angenehm.
Im Hotel Ramada Jerusalem waren wir dann gegen 18:30 Uhr und nach einer weiteren Stunde konnte ich mein Zimmer, die 2221, beziehen. Das Hotel ist schon recht betagt und das Appartment leicht angestaubt, aber es gab zur Begrüßung Wein und eine Box mit Datteln, Pistazien und anderen Leckereien.
Die Eröffnung wurde von Lior Suchard kurzweilig zelebriert. Er ist Gedankenleser und hat unter anderem meine VISA-PIN-Nummer allen Teilnehmern preis gegeben, die erste Freundin von Daniele Vocaturo erraten (Michaela) und noch ein paar Geschichten mehr, es war eigentlich fast unglaublich! Die Redner haben ihre Reden gehalten und eine Band den Saal mit netten Klängen erfüllt. Dazu tanzten dann auch noch zwei adrette Damen. Lior meinte zum Abschluss, ich solle morgen mal mein Konto checken - könnte sein, dass ich pleite bin...
Ralf Schnabel
(Redaktionell leicht bearbeitet)
Einleitungstext: Frank Hoppe
// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 19473