10. März 2014
Die Partien am Sonntag waren ähnlich spannend… Nein sogar spannender, als die Tage zuvor. Trotzdem waren alle vor 20 Uhr fertig. Lag es am Tatort mit Til Schweiger? Wollte jemand noch zu Günther Jauch, um unangenehm aufzufallen oder hatte die Doppelrunde am Samstag ihre Spuren hinterlassen? Man weiß es nicht und doch wurde den Zuschauern einiges geboten. Tragische Helden, glückliche Sieger, wiedererstarkte Kämpfer. Alles was der Schachsport zu bieten hat, fand Ausdruck in der 5.Runde des HSK GM-Turniers.
Im Radsport würde man sagen „es hat sich eine Ausreißer-Gruppe gebildet.“ Lubo, Malte und Lawrence und haben bereits einen Punkt Vorsprung vor dem Hauptfeld. Es gibt aber eine Ein-Mann-Verfolger-Gruppe namens José Fernando Cuenca Jimenez, der sich abstrampelt (mit einem halben Punkt Abstand) um zu den Ausreißern aufzuschließen. Das gelbe Trikot, um im Radsport-Bild zu bleiben, hat immer noch Lubo. Das weiße Trikot für den besten Jung-Profi ist derzeit auf Maltes Schultern, genau wie das grüne Trikot für den Zwischensprint in Runde 3 und 4. An wen geht nun das Trikot mit den roten Punkten für den besten Bergfahrer? An Georgios und Jonas natürlich, die gegen den negativen Trend angefahren sind und ihre Partien am Sonntag in überzeugend gewonnen haben. Das Gute bei unserem Schachspielern ist, dass niemand gedopt ist, außer natürlich mit Kaffee und Brötchen.
„So einen Zug mache ich nicht mal mit einem leicht erhöhten Blutalkoholspiegel“ ok, etwas anders hatte Karen es ausgedrückt, aber die Botschaft ist klar. Aus einer klar besseren Stellung heraus, machte er einen Zug, der vermutlich nicht der beste war und stellte einen Bauer ein. Die Stellung war immer noch ok, da seine Läufer ganze Arbeit leisteten, aber zum Sieg reicht dies bei weitem nicht. So hat Malte die nächste kritische Situation überstanden und braucht nur noch einen Punkt zur IM-Norm. Sein Restprogramm ist jedoch durchaus anspruchsvoll.
Karen wartet weiter auf seinen ersten Sieg, nachdem er jetzt zu Engie in die Stemwarder Straße gezogen und wird dort sicherlich auf Kampf eingestellt.
Leider habe ich von der Analyse nicht viel mitbekommen, das was ich jedoch mitbekommen habe war jedoch sehr amüsant. Gesprächsfetzen wie „auf dieser Variante habe ich meine Karriere aufgebaut“ trugen zur Belustigung der zahlreichen Zuschauer bei. Diesmal war es kein Großmeisterremis, beide kämpften und wollten gewinnen.
Lubo zeigte sich nach der Partie begeistert vom bisherigen Turnier „Toll, dass es so viel Kampf gibt. Wäre schade gewesen, wenn alle Partien Remis ausgehen. So gibt es Kampf und Emotionen, das ist Schach!“ Dem kann man sich nur anschließen.
Ein sichtlich erleichterter Georgios stand einem nach der gestrigen Partie gegenüber. „So schlecht wie ich bisher kann man eigentlich nicht spielen. Jetzt habe ich 10 Stunden geschlafen und dann lief es gleich viel besser.“ Die GM-Norm ist für Georgios nicht mehr drin, aber er wird sich in den kommenden Runden so teuer wie möglich verkaufen. Gegen José strebte er ein ausgeglichenes, aber etwas angenehmeres Endspiel an, in dem der Spanier einige ungenaue Züge machte. Als Georgios dann die Initiative hatte, gab es kein Halten mehr. Mit einem hübschen Finish beendete er die Partie.
Auch Jonas war glücklich über seinen ersten Sieg. Frank überraschte ihn mit 6…e6, statt seines geliebten Najdorf. Trotzdem fand sich Jonas in der Eröffnung besser zurecht und erhielt eine starke Stellung, die er bereits im 25. Zug gewinnen konnte. Vielleicht der Wendepunkt zur richtigen Zeit für Jonas, um nochmal die IM-Norm anzugreifen.
Das war ein Drama! Auch diese Partie dauerte „nur“ 33 Züge. Aber es war ein auf und ab. Rasmus erspielte sich eine Gewinnstellung übersah dann Sf5, woraufhin er immer noch besser stand. Ein Zug später kam dann das Remisangebot von Lawrence, Rasmus lehnte mit dem korrekten Zug h3 ab, hätte aber wenig später eine Zugwiederholung zulassen sollen. Das tat er nicht und spielte Dg4, von wo die Dame gerade kam. Das war der Verlustzug. Tf8 beendete Rasmus Hoffnung. „I am so sorry“ war Lawrence erste Reaktion, ein Sportsmann!
Damit ist Lawrence wieder auf Kurs während Rasmus jetzt 4 Siege in Folge für die GM-Norm braucht.
10.03.14 - 16:00 Uhr
Pl. | Name | Land | Elo | DWZ | Verein | Pkt. | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 10 |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
1. | GM Lubomir Ftacnik | SVK | 2543 | 2491 | Hamburger SK | 3,5 | x | ½ | ½ | ½ | 1 | 1 | ||||
2. | Malte Colpe | GER | 2351 | 2307 | Hamburger SK | 3,5 | x | ½ | ½ | 1 | 1 | ½ | ||||
3. | IM Lawrence Trent | ENG | 2437 | - | - | 3,5 | ½ | x | ½ | 1 | ½ | 1 | ||||
4. | IM José F. Cuenca Jimenez | ESP | 2468 | 2468 | SC Gelnhausen | 3,0 | ½ | x | ½ | 0 | 1 | 1 | ||||
5. | IM Rasmus Svane | GER | 2477 | 2454 | Hamburger SK | 2,5 | ½ | 0 | ½ | x | 1 | ½ | ||||
6. | GM Karen Movsziszian | ARM | 2500 | 2505 | - | 2,5 | ½ | ½ | ½ | x | ½ | ½ | ||||
7. | GM Ilja Zaragatski | GER | 2488 | 2489 | Spfrd. Katernberg | 2,5 | ½ | 0 | ½ | x | 1 | ½ | ||||
8. | IM Georgios Souleidis | GRE | 2420 | 2400 | Hamburger SK | 2,0 | 0 | 0 | 1 | ½ | 0 | x | ||||
9. | Jonas Lampert | GER | 2359 | 2356 | Hamburger SK | 1,5 | 0 | 0 | 0 | ½ | x | 1 | ||||
10. | Frank Bracker | GER | 2389 | 2359 | Hamburger SK | 0,5 | ½ | 0 | 0 | ½ | 0 | x |
Ein guter Tag für die Jugend. Dmitrij holte den ersten vollen Punkt für die junge Generation, in einer spektakulären Angriffspartie gegen Altemeister FM Hauke Reddmann. Auch Lars Hinrichs war nah an einem Sieg dran. Björn wehrte sich jedoch und trotz Mehrbauer fand Lars im Endspiel keinen Weg Fortschritte zu machen.
Ben spielte gegen Helge eine starke Partie, erarbeitete sich eine bessere Stellung, ähnlich wie Dmitrij am Vortag opferte er unnötig Material, das Helge gerne und gewinnbringend mitnahm.
Damit ist der Vergleichskampf beendet. Eine wichtige Erfahrung für die Jugend. Dmitrij, Lars und Ben können mit ihrer Leistung sehr zufrieden sein.
Ben hat zwar alle Partien verloren, in zweien aber deutlich bessere Stellungen erreicht und gemerkt, dass man bessere/gewonnene Stellungen eben auch gewinnen muss und in den anderen beiden Partien ist die Moral von der Geschicht', dass man auch verlieren kann, ohne einen Fehler gemacht zu haben.
Lars hätte zumindest einen halben Punkt mehr verdient gehabt, sei es die bessere Stellung gegen Björn oder Zeit gegen Rüdiger, trotzdem hat er starkes Schach gespielt und gegen alle gut gegengehalten.
Dmitrij ist der tragische Held des Turniers. Wenn alles normal gelaufen wäre hätte er 3 aus 4 gehabt. Das Remis gegen Björn war so ok und gegen Helge war es eigentlich trivial Remis. Die Partie mit Weiß gegen Hauke war stark, gute Vorbereitung, Qualitätsopfer, konsequent fortgesetzt, Aufgabe von Hauke. Aber auch seine andere Weißpartie war sehr gut und hätte den vollen Punkt geben müssen.
Ich hoffe es wird in Zukunft mehr solche Gelegenheiten geben, dann auch mit noch mehr HSK-Jugendlichen.
Ein großer Dank geht natürlich an die 4 Altmeister, die ohne Honorar gegen die Jugend antrat. Wie sagt man?! „Solche Leute braucht das Land!“
DANKE!
Normalerweise wird am Ende eines Turniers gedankt, aber mir sind schon so viele positive Dinge aufgefallen, dass ich es bereits jetzt für angebracht halte Danke zu sagen.
An Jürgen Bildat für Deine großartige Arbeit an und mit den Livebrettern
An die Schiedsrichter für Euer souveränes auftreten und den reibungslosen Turnierverlauf
An Andi Albers für Deine Hilfe bei der Orga und den hervorragend Kuchen
An Wilhelm Graffenberger für die Pflege der Internetseite.
An den DSB, der unser Turnier so hervorragend präsentiert
An Björn Hauke Rüdiger und Helge, dass Ihr die Jugendlichen ins Schwitzen gebracht habt.
An Walburga für Deine Unterstützung am Samstag
An den SV Rapid, dafür dass Ihr flexibel ward und den Kampf verlegt habet.
An Christian Zickelbein, Kurt Hinrichs und Reinhard Ahrens, für Eure Zustimmung zu diesem Turnier.
An die HSK-Mitglieder, dafür, dass Ihr durch die Beiträge das Turnier möglich macht
An die Zuschauer, die das Turniergeschehen mit Leben füllen.
An die Spieler für das kämpferische Schach.
An Christoph Engelbert für Deine Unterbringung von Karen.
Br. | Jung-Geblieben | DWZ | 3½:½ | Jung | DWZ |
---|---|---|---|---|---|
1 | FM Rüdiger Breyther | 2243 | 1:0 | Lars Hinrichs | 1975 |
2 | Dr. Helge Hedden | 2119 | 1:0 | Michael Rinck | 1960 |
3 | FM Dr. Hauke Reddmann | 2173 | 1:0 | Ben Wito Kowalski | 1608 |
4 | Björn Bente | 2180 | ½:½ | Dmitrij Kollars | 2153 |
Zwischenstand: Jung-Geblieben 3½:½ Jung
Br. | Jung | DWZ | ½:½3 | Jung-Geblieben | DWZ |
---|---|---|---|---|---|
1 | Lars Hinrichs | 1975 | ½:½ | Dr. Helge Hedden | 2119 |
2 | Michael Rinck | 1960 | 0:1 | FM Dr. Hauke Reddmann | 2173 |
3 | Ben Wito Kowalski | 1608 | 0:1 | Björn Bente | 2180 |
4 | Dmitrij Kollars | 2153 | 0:1 | FM Rüdiger Breyther | 2243 |
Zwischenstand: Jung 1:7 Jung-Geblieben
Br. | Jung-Geblieben | DWZ | 4:0 | Jung | DWZ |
---|---|---|---|---|---|
1 | FM Dr. Hauke Reddmann | 2173 | 1:0 | Lars Hinrichs | 1975 |
2 | Björn Bente | 2180 | 1:0 | Michael Rinck | 1960 |
3 | FM Rüdiger Breyther | 2243 | 1:0 | Ben Wito Kowalski | 1608 |
4 | Dr. Helge Hedden | 2119 | 1:0 | Dmitrij Kollars | 2153 |
Zwischenstand: Jung-Geblieben 11:1 Jung
Br. | Jung | DWZ | 1½:2½ | Jung-Geblieben | DWZ |
---|---|---|---|---|---|
1 | Lars Hinrichs | 1975 | ½:½ | Björn Bente | 2180 |
2 | Michael Rinck | 1960 | 0:1 | FM Rüdiger Breyther | 2243 |
3 | Ben Wito Kowalski | 1608 | 0:1 | Dr. Helge Hedden | 2119 |
4 | Dmitrij Kollars | 2153 | 1:0 | FM Dr. Hauke Reddmann | 2173 |
Endstand: Jung 2½:13½ Jung-Geblieben
Nun kommt der harte Schnitt zu einem anderen Thema.
Leo Meise war einer unser Trainer, ein starker Schachspieler, ein engagiertes Mitglied, er war aber vor allem ein guter Freund. In der Silvesternacht 2008/09 verstarb Leo im Alter von 18 Jahren und hinterließ uns schockiert, noch heute ist uns dieses Ereignis so präsent als sei es gerade erst passiert.
Zu seinen Ehren veranstalten wir alljährlich ein Gedenkturnier, das sich jenen widmet, die Leo immer besonders wichtig waren, den Jugendlichen. Wir werden dieses Jahr wieder versuchen Jugendmannschaften aus der ganzen Republik und Jugendliche aus anderen Ländern zum Turnier einzuladen. Alle die an diesem Projekt arbeiten, allen voran seine Schüler Daniel und Julian Grötzbach, tun dies ehrenamtlich. Trotzdem entstehen Kosten.
Wir freuen uns sehr über jeden der Euro, der für dieses Turnier gespendet wird.
And now the difficult step to another topic. Leo Meise was one of our trainers, a strong chess player, and a committed member of our club. But he was, more than anything else, a good friend. Leo died on New Year’s Eve of 2008/2009 when he was only 18 years old; his untimely death shocked us all and has left such a mark on us that it’s as if it happened yesterday. Every year we organize a Memorial Tournament in his honor and dedicate it to those who were most important to Leo: the youth. This year, we will again try to invite the youth teams from across the Republic and to get youth from other countries to participate in the tournament. Everyone who works to make this happen, first of all his students Daniel and Julian Grötzbach, are volunteers. But there are expenses nevertheless.
We would, therefore, be grateful for each and every Euro that gets donated for this tournament.
Jonathan Carlstedt
// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 9556