Start der Einzel-EM in Montenegro mit vielen deutschen Top-Spielern. Dmitrij Kollars: „Klares Turnierziel ist die Qualifikation für den World Cup“

6. November 2024

Dmitrij Kollars - voller Vorfreude auf die EM

So mancher deutsche Großmeister reist schon am Mittwoch nach Petrovac. Das zeigt, wie ernst sie die Schacheinzel-Europameisterschaft 2024 nehmen, die vom Freitag, 8. bis zum 19. November in Montenegro, stattfinden wird. Die Schacheinzel-Europameisterschaft ist eine Qualifikationsveranstaltung für den FIDE World Cup 2025. Weltverband FIDE und die Europäische Schach-Union ECU haben sich darauf geeinigt, dass sich 20 Spieler qualifizieren können.

Als bester deutscher Spieler im Starterfeld ist GM Matthias Blübaum auf Rang zehn gesetzt – er wurde vor zwei Jahren auch Europameister. Dahinter folgen auf Rang elf GM Frederik Svane und GM Dmitrij Kollars auf Rang 20. Auch er ist seit Mittwoch vor Ort, stellte sich kurz vor der Abreise aber noch einigen Fragen von Matthias Wolf aus dem DSB-Team Öffentlichkeitsarbeit.

Dmitrij, die Anreise nach Petrovac erfolgt frühzeitig. Habt Ihr noch gemeinsames Training bis zum Turnierstart? Oder bereitet sich jeder individuell vor?

Das stimmt, einige sind schon ab Mittwoch vor Ort. Wir werden uns dort bestimmt zum Essen treffen - aber gemeinsames Training gibt es nicht. Der schachliche Teil der Vorbereitung läuft meistens selbstständig ab.

Du hast gerade bei der Offenen Internationalen Bayerischen Meisterschaft am tegernsee sehr gut gespielt – Platz drei. Zufrieden? Oder wäre vielleicht sogar noch mehr drin gewesen, nachdem Du zwischenzeitlich geführt hast? War das eine gute Vorbereitung am Tegernsee, um mit viel Selbstbewusstsein zur EM zu fahren?

Insgesamt hatte ich am Tegernsee eine solide Perfomance - aber daraus will ich keine Rückschlüsse auf die kommende EM ziehen. Das wird wieder eine eigene Herausforderung. Insgesamt bin ich sogar über das Endergebnis etwas enttäuscht, weil ich bis zur letzten Runde immer in – geteilter - Führung lag, und gegen den Turniersieger Titas Stremavicius einige gute Chancen vergeben habe.

Die Meinungen über die Bedeutung der EM gehen auseinander. Einige Spieler sehen aber sehr wohl die Titelchance. Du auch? Die anderen wiederum sehen es als reines Qualifikationsturnier für den FIDE World Cup 2025. Wie wichtig ist es, sich als einer von 20 Spielern für dieses Turnier zu qualifizieren?

Ich glaube nicht, dass sich so ein spezieller Erfolg wie der EM-Titel planen oder vorhersehen lässt - vor Turnierbeginn denke ich darüber auch nicht nach. Bei der EM gibt es dennoch ein klares Turnierziel, nämlich die World-Cup-Qualifikation. Für mich ist der World-Cup das interessanteste Turnier im Schachkalender - denn dort bietet sich die seltene Gelegenheit zu Matches gegen Weltklassespieler.

Sehr lukrativ klingt das Preisgeld der EM – insgesamt 100 000 Euro. Wie beurteilst Du das aus Sicht des Schachprofis?

Das mögliche Preisgeld ist natürlich ein Anreiz, aber steht für mich nicht im Fokus. Müsste ich mich zwischen einem Preis oder einem World-Cup-Platz entscheiden, wäre die Wahl einfach.

Die Turnier-Location scheint auch sehr attraktiv zu sein. Schwimmbad, Sauna, Massagesalon. Ich glaube – siehe Deutscher Meisterschaft in Ruit - das ist Dir ja immer sehr wichtig, nach den Partien auch mal was Anderes als Schach zu machen, oder?

Bei meinen letzten Turnieren ist mir der positive Effekt von Bewegung und Sport besonders aufgefallen. Am Tegernsee waren lange See- und Bergwanderungen ein guter Ausgleich. In Petrovac plane ich also auch, möglichst viel Zeit an der frischen Luft zu verbringen und vielleicht - wie in Ruit - gemeinsam mit anderen Spielern Sport zu machen.

Sandra Schmidt
Dmitrij Kollars bei den 27. OIBM

Die Riege der deutschen Starter komplettieren GM Rasmus Svane (Startrang 30), GM Alexander Donchenko (35), GM Daniel Fridman (Rang 56), GM Roven Vogel (Rang 69), IM Julian Kramer (107), IM Marius Deuer (120), IM Aljoscha Feuerstark (122), IM Marius Fromm (135), IM Ilja Schneider (136), IM Vadym Petrovsky (152), GM Lev Yankelevich (169), IM Tobias Koelle (173), FM Magnus Ermitsch (189), IM Stefan Frübing (230), Roger Lorenz (299), Alexander Doraszelski (316), WFM Luisa Bashylina (328) und Michael Willim (331)

Turnierseite bei Chess Results

Die Meisterschaft wird in elf Runden nach Schweizer System gespielt. Das Gesamtpreisgeld der Veranstaltung beträgt 100.000 Euro, wobei 20.000 Euro an den Sieger der Meisterschaft gehen. Neben den Preisen für die 23 bestplatzierten Spieler stellen die Organisatoren Sonderpreise für sechs bestplatzierte weibliche Spieler, drei bestplatzierte Junioren U18 und drei bestplatzierte Senioren 50+ zur Verfügung. Das Turnier wird im Vier-Sterne-Hotel „Palas“ ausgetragen. (mw)

Die Turnierseite des Veranstalters

// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 36182

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