7. November 2024
Über seine Freude will Bundesnachwuchstrainer IM Bernd Vökler eigentlich gar nicht reden. Denn er ist da abergläubisch. „Ich will da gar nichts beschreien“, sagt er, „mir ist schon so oft passiert, dass ich gedacht habe: Da geht was in Sachen Medaillen, der oder die sind richtig gut drauf – und dann ging es noch nach hinten los.“
Okay, aber im Grunde ist bei der Jugend-WM in Brasilien das passiert, was Vökler schon vorhergesagt hat: FM Bennet Hagner, bei der männlichen U16, und WFM Charis Peglau, bei der weiblichen U16, sind sehr gut unterwegs. „Ich wusste vorher: Das sind die beiden, die auf jeden Fall was reißen können“, so Vökler, „und das passiert jetzt vielleicht auch.“ Aberglaube hin oder her. Fakt ist: Bennet Hagner spielt heute noch gegen FM Javier Habans Aguerrea. Der ist der alleinige Führende mit sieben Punkte aus acht Partien, Hagner hat sechs. Einen halben Zähler nur ist er von den Medaillenrängen entfernt. Bei Charis Peglau (5,5 Punkte) ist es ebenfalls nur ein halber Punkt auf einen Medaillenplatz. Es bleiben drei Runden für zarte Medaillenträume.
Für die meisten deutschen Spielerinnen und Spieler allerdings ist der Drops schon gelutscht. „Es gibt hier einige, die sind schon ziemlich sauer auf sich selbst“, sagt Vökler, „die haben von sich mehr erwartet.“
Sinnigerweise gehört zu den Unzufriedenen (allerdings ist das Klagen auf hohem Niveau) auch Hagner. „Meine Niederlage in der zweiten Runde gegen Nikita Kalinin war völlig unnötig“, sagt der 16-Jährige von der OSG Baden-Baden, der ganz klar mit dem Ziel Medaille nach Brasilien gereist ist. Bennet Hagner war sogar unglücklich, weil er bei der ersten Problemlöse-WM in seiner Alterklasse nur Silber geholt hat. „Der Junge will immer alles, der ist super ehrgeizig“, sagt Vökler. Und das, obwohl der Wettbewerb (in dem FM Kevin Haack Weltmeister bei der U18 wurde) eher ein zusätzlicher Spaß-Wettbewerb ist. Das Problemlösen komme immer mehr in Mode, so Vökler – und findet das prima: Es gäbe so einem Turnier, dem Schachsport insgesamt, eine neue Facette.
Vökler hat auch beobachtet: Der Ruhetag am Montag habe vor allem Hagner auch sehr gutgetan. Völlig losgelöst sauste er mit dem Sandboard die Düne herunter und sammelte dabei, so der Bundestrainer, jede Menge frischen Mut und Selbstvertrauen.
Der Ehrgeiz als Antrieb. Das gilt im Übrigen auch für Charis Peglau, die auf das Lob von Vökler gar nicht so viel gäbe, wie er betont: „Sie hasst es, anderen im Teilnehmerfeld hinterherzurennen. Sie spielt wirklich sehr ordentlich – aber das ist halt nicht ihr Anspruch. Sie will mehr.“
Der Bundestrainer selbst sieht das Glas halbvoll. Überhaupt sei die WM in vielerlei Hinsicht bisher ein Erfolg. „Das Gemeinschaftsgefühl hier wächst von Tag zu Tag“, sagt er. Gut zu sehen beim Strand-Volleyball, wo es tägliche Kämpfe im sechs gegen sechs gibt, mit Eltern, Trainer, Spielerinnen und Spielern. Ein Highlight auch für jene, die am Brett nicht so gut performen. Oder wie es Vökler formuliert: „Natürlich ist es egal, wo Du Dein Spiel verlierst – Du bist danach sauer auf Dich selbst. Aber wenn du danach in der Sonne Volleyball spielen oder im Meer baden kannst, fällt der Frustabbau deutlich leichter.“ (mw)
Ergebnisse der FIDE Jugend-Weltmeisterschaft 2024
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