20. April 2025
Am kommenden Wochenende (25. bis 27. April) steht die zentrale Endrunde der beiden Schach-Bundesligen in Deggendorf an. IM Dinara Wagner kennt beide Welten. Die offene Bundesliga – und die Frauen-Bundesliga. Bei der OSG Baden-Baden, am ersten Frauenbrett, genießt sie ebenso hohe Wertschätzung wie in der Männerwelt Bundesliga – auch wenn sie hier eher Exotin ist. Auf den ersten Blick, jedenfalls, angesichts der geringen Frauendichte. Aber beim SC Viernheim sehen sie Wagner als große Bereicherung. Fünf Punkte aus sieben Partien hat sie in dieser Saison bei den Frauen, geholt, 2,5 Zähler aus vier Partien in der offenen Bundesliga. „Dinara passt bei uns wunderbar in die erste Mannschaft, menschlich und von der Spielstärke her sowieso“, sagt Viernheims Vereinsvorsitzender und Bundesliga-Teamchef Stefan Martin, „abgesehen davon ist uns im Verein und auch unserem Sponsor d-fine, der auf Diversität großen Wert legt, sehr wichtig, dass Männer und Frauen gleichermaßen auf hohem Niveau zum Zuge kommen.“ Ein interessanter Ansatz. In der zweiten Mannschaft des SC Viernheim spielen gleich mehrere Frauen – in der zweiten Bundesliga. Passend zu einem Antrag, den der Württembergische Schachverband beim Bundeskongress stellt. Vor der zentralen Endrunde (bei der sie nach jetziger Planung für Baden-Baden antreten wird) stellte sich Dinara Wagner den Fragen von Matthias Wolf vom DSB-Team Öffentlichkeitsarbeit. Auch zu einem festen Frauenbrett in Liga zwei.
Dinara, Du bist eine Wandlerin zwischen den Welten, weil Du sowohl in der offenen Bundesliga als auch der Frauen-Bundesliga spielst. Was sind die gravierendsten Unterschiede?
Als größten Unterschied empfinde ich den frühen Rundenstart in der Frauenbundesliga um 9 Uhr morgens am Sonntag. Das finde ich schon sehr früh und hoffe, dass das in Zukunft an die Bundesliga angepasst wird (lacht)
Hand aufs Herz, welche Bundesliga macht mehr Spaß?
Da kann ich keine klare Entscheidung treffen, beides macht mir großen Spaß. Sowohl bei der OSG Baden-Baden in der Frauenbundesliga als auch beim SC Viernheim in der Bundesliga haben wir eine tolle Atmosphäre im Team und ich fühle mich sehr wohl.
Apropos Viernheim. Ich habe mit teamchef Stefan Martin gesprochen. Er sagt, er findet es unheimlich wichtig, spielstarke Frauen wie Dich in der Bundesliga einzusetzen. Wie bist Du in Viernheim integriert?
Ich fühle mich mit dem Viernheimer Verein sehr verbunden und bin dankbar für die Gelegenheit, nicht nur in der zweiten Bundesliga sondern auch in der ersten Bundesliga zu spielen. Dabei sammle ich viele wertvolle Erfahrungen. Auch abseits des Schachbrettes ist es einfach cool, Zeit mit den Viernheimer Top-Großmeistern zu verbringen - das gibt mir viel Inspiration.
Wie empfindest Du die Akzeptanz von Frauen insgesamt in der offenen Bundesliga?
Frauen sind in der Bundesliga nach wie vor stark unterrepräsentiert. Der Trend ist allerdings positiv, letzte Saison waren es nur drei, diese Saison sind es schon sieben. Ich hoffe, die Zahl geht in Zukunft weiter nach oben.
Was hältst Du von dem Antrag an den DSB-Bundeskongress, in der 2. Bundesliga zwingend ein Frauenbrett einzurichten? Das wird jetzt schon sehr kontrovers diskutiert. Was denkst Du? Würde das dem Frauenschach in seiner Entwicklung helfen?
Ich denke, das ist eine gute Idee, da dadurch automatisch mehr Frauen in den Vereinen integriert werden. Langfristig würde diese Maßnahme auch den Frauenanteil in der ersten Bundesliga verbessern.
Was erwartest Du Dir von der Endrunde in Deggendorf - auch im Hinblick auf den Event-Charakter?
Es ist immer schön, mit allen Teams an einem Ort zu spielen. Schön, dass die Frauenbundesliga dieses Mal auch mit dabei ist.
Der SC Bad Königshofen scheint bei den Frauen durch zu sein. Oder macht Ihr Euch noch Hoffnungen auf den Titel?
Natürlich ist Bad Königshofen klarer Favorit auf den Titel, aber ihre Gegner bei der Endrunde sind nicht leicht, da hoffen wir natürlich auf einen Ausrutscher. Aber im Grunde ist doch eines klar: Wir müssen uns darauf konzentrieren, die eigenen Matches zu gewinnen.
In Viernheim spielst Du mit Deinem Mann Dennis zusammen in einer Mannschaft. Wie muss ich mir das vorstellen? Bereitete man sich gemeinsam vor? Oder analysiert danach gemeinsam die Partien?
Es ist immer etwas Besonderes, mit Dennis zusammen zu spielen. Vor der Partie bereiten wir uns meist jeder für sich vor, manchmal tauschen wir aber ein paar Ideen aus. Aber ich muss sagen: Wenn ich sehe, dass Dennis eine gute Stellung hat, gibt mir das auch zusätzliche Energie für meine eigene Partie.
Und dann steht noch München 2025 an - was erwartest Du von diesem Turnier? Hat Dich Dein Sponsor Roman Krulich ins Rahmenprogramm eingebunden?
Auf die Deutsche Meisterschaft in München freue ich mich schon sehr. Es ist schön, dass dank Roman und Gerald Hertneck ein weiteres großes Schach-Event in München stattfindet. Der Frauen Grand-Prix 2023 war bereits ein großer Erfolg und ich bin sicher, dass auch die Deutsche Meisterschaft 2025 eine tolle Veranstaltung wird. Das Rahmenprogramm klingt sehr spannend, bis jetzt bin ich dort aber nicht involviert. Primär bin ich ja auch als Spielerin dort und werde mich auf das Turnier konzentrieren müssen.
// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 36358