24. April 2025
Die Zentrale Endrunde der Bundesligen – das Finale, findet am kommenden Wochenende (25. bis 27. April) in Deggendorf statt. Es war eine spannende Saison. Mit interessanten Spielerinnen in der Frauenbundesliga. Das müssen nicht immer die sein mit den großen Titeln. Und deshalb hat das DSB-Team Öffentlichkeitsarbeit sich mal die jüngste und die älteste Bundesligaspielerin dieser Saison etwas genauer angesehen: Olivia Lukas und WFM Hana Kubikova. Man könnte es so auf den Punkt bringen: Die kesse Kleine - und die dezente Dame. Das Talent der Schachfreunde Deizisau und den Routinier der Rodewischer Schachmiezen trennen 52 Jahre. Auch das zeigt, wie bunt die Frauenbundesliga des Deutschen Schachbundes ist.
Die Familie musste nicht lange überlegen. „Ich habe Olivia gefragt ob sie das machen möchte“, sagt Jürgen Lukas, „und sie hat sich ziemlich schnell dafür entschieden es auszuprobieren.“ Mit gerade einmal zehn Jahren spielt Olivia Lukas also bereits in der Frauenbundesliga mit – ihre Premiere in Liga eins feierte sie sogar schon im Oktober 2023.
Olivia wohnt mit ihren Eltern (die Mutter kommt aus Taiwan) in einem kleinen Ort bei Nürtingen. Sie spielt für die Schachfreunde Deizisau, bei denen der Vereinsvorsitzende Sven Noppes große Stücke auf sie hält. Und sie gehört bereits zum Talentkader der Gemeinsamen Kommission Leistungssport in Baden-Württemberg mit Trainer Alexander Hilverda. Vor allem aber trainiert sie bei GM Artur Jussupow und WFM Nadja Jussupow in deren Schachschule – online in zwei Gruppen. „Als ich gehört habe, dass Olivia Bundesliga spielen soll“, sagt Nadja Jussupow, „da war meine erste Reaktion: Diese Schuhe sind noch zu groß für sie. Die Unterschiede zu den erfahrenen Spielerinnen sind einfach immens. Ich sehe eine Gewinnahcne, die ganz klein ist.“ Sie riet der Familie ab. Doch seine Tochter stehe Neuem generell sehr aufgeschlossen gegenüber. „Und da wir das wussten, haben wir ihr es auch gleich zugetraut“, sagt der Vater von Olivia. Und, das sagt Nadja Jussupow auch, Olivia sei wirklich ein furchtloses Talent. Sie kenne sie seit einigen Jahren und habe immer wieder festgestellt, dass sie sich nicht vor großen Aufgaben scheue. Nadja Jussupow: „Sie weiß manchmal vorher, dass sie auf die Nase bekommt – aber sie steckt das mit einem Lächeln weg.“ Zuletzt beeindruckte Olivia die Jussupows auch beim Internationalen Turnier zum Welt-Frauentag in Augsburg – dort spielte sie sich vom letzten Startrang 19 bis zur Silbermedaille durch. Der große Artur Jussupow sagt: „Sie ist ein Talent, ich wünsche ihr, dass sie den Durchbruch schafft.“
In der Bundesliga hatte sie bisher in dieser Saison zwei Einsätze. Ergebnis: null Punkte. Darf sich Nadja Jussupow bestätigt fühlen? Von wegen. „Ein Sieg oder ein Remis wäre natürlich schön gewesen aber auch wenn ich verliere freue ich mich über die Erfahrung“, sagt sie. Und auch sonst ist Olivia nicht um Antworten verlegen, wie ihre Antworten auf die Fragen von Matthias Wolf vom DSB-Team Öffentlichkeitsarbeit zeigen:
Olivia, seit wann spielst du Schach?
Angefangen habe ich 2021 mit sechs Jahren. Damals war Corona und es gab einen Onlinekurs der Hector-Kinderakademie Baden-Württemberg. Meine Eltern spielen beide kein Schach. Mein Papa kennt aber immerhin die Regeln. Er fragte mich, ob ich den Kurs ausprobieren möchte. Der Kurs wurde damals von IM Christian Braun geleitet. Am Ende spielte er online ein Simultan gegen alle Kinder. Das hat mir viel Spaß gemacht - und so hat sich das entwickelt. Mein Papa hat mir dann danach geholfen weiter zu machen und einen Verein und meine erste Trainerin Simona Gheng zu finden.
Was liebst du am Schachsport?
Am Schach liebe ich sehr viele Sachen. Zum Beispiel macht es mir während der Partie viel Spaß, wenn ich selber eine Drohung gespielt habe, bei der ich nicht sehe wie der Gegner sich noch verteidigen kann. Danach fühle ich mich richtig gut. Manchmal gehe ich dann auch im Turniersaal spazieren und denke mir: Viel Glück noch - für den Gegner... (lacht)
Wie erlebst Du die Bundesliga? Und wie aufregend ist das für Dich, mit und gegen die besten Frauen im Schach zu spielen?
Als ich zum ersten Mal in der Frauenbundesliga gespielt habe war ich fast neun Jahre alt. Diese Saison durfte ich mit zehn Jahren das zweite Mal spielen. Sven Noppes hat mich bei den Schachfreunden Deizisau als Ersatzspielerin mit in die Liste der Spielerinnen in der Frauenbundesliga eingetragen. Ganz am Ende der Liste. Bei den zwei Spieltagen fragte Sven Noppes meinen Papa, ob ich spielen könnte. Besonders beim ersten Mal war ich schon sehr aufgeregt. Aber ich habe mich über die Chance gefreut. Es war eine neue Erfahrung. Ich habe davor schon bei einigen Turnieren gespielt und auch bei der Deutschen Meisterschaft und der Europameisterschaft. Aber es war schon nochmal etwas Anderes. Auch, weil es ja in der Bundesliga sehr ums Team geht. Ich spiele ja sonst auch in der Liga – aber bisher nur A-Klasse. Und jetzt Frauenbundesliga…Aber ich mache mir jetzt gar nicht so bewusst, wie wichtig das Spiel jetzt ist. Klar, ich weiß schon, dass Bundesliga wichtig ist. Aber ich mache mir nicht so viel Druck – und das hilft mir.
Wie hast Du Deine Partien erlebt?
Meine bisherigen vier Bundesliga-Partien waren alle spannend und interessant. Ich habe einmal mit einem Bauernvorstoß am Königsflügel angegriffen - aber es hat nicht so richtig geklappt. Deswegen trainiere ich jetzt auch zusätzlich mit der Chessbase-CD Königsangriff - um da noch besser zu werden.
Was hast Du aus den Spielen mitgenommen? Schließlich spielst Du in einem Team mit einer Nationalspielerin wie WGM Hanna Marie Klek?
Bei den Spielen in der Bundesliga habe ich eines gelernt: Wie eine Spielerin auf dem Niveau spielen muss wo ich gerne hinwill. Es muss nicht unbedingt ein vollkommen taktisches Spiel sein, sondern es geht um Ruhe - und sich langsam einen Vorteil aufzubauen. Das Treffen mit Hanna Marie Klek war toll. Wir waren auch zusammen Abendessen und Hanna Marie hat mir davon erzählt, was sie als Kind beim Schach spielen gemacht hat. Und sie hat mir Tipps gegeben.
Du bist schon recht cool am Schachbrett, sagt Deine Trainerin Nadja Jussupow. Also bist Du ein mutiges Mädchen?
Mutig bin ich eher nicht, würde ich sagen. Kommt sehr darauf an, auf was man bei mir guckt. Bei manchen Sachen bin ich eher vorsichtig. Aber ich bin ein großer Fan davon, neue Sachen auszuprobieren.
Du lebst einen Teil des Jahres in Taiwan – wie funktioniert das, auch mit der Schule?
Meine Mutter kommt aus Taiwan und mein Opa und meine Oma leben dort. Wir versuchen immer, einmal im Jahr für eine Zeit nach Taiwan zu gehen. Wir machen das immer über Weihnachten für etwa vier Wochen. Dann gehe ich dort auch in die Schule. Mit der Schule in Deutschland funktioniert das ganz gut, da dort über Weihnachten Ferien sind und ich nicht so viel verpasse. Den Rest des Unterrichts hole ich dann immer noch nach wenn ich wieder zurückkomme.
Was machst du sonst noch, außer Schach spielen?
Ich spiele sehr gern Fußball und bin da auch in einem Verein in der E-Jugend, eine Mädchenmannschaft in Nürtingen. Ich mache insgesamt sehr gern Sport und viele verschiedene Sachen. Außerdem lese ich auch sehr gerne und viel.
Kommen wir zur ältesten Spielerin dieser Saison. WFM Hana Kubikova von den Rodewischer Schachmiezen ist 1962 geboren. Sie lebt in Prag. Aber, sagt der Rodewischer Teamchef Wolfgang Schwarzer, wenn Hana Kubikova der Ruf ihrer Schachmiezen ereile – dann sei sie sofort da. „Auf sie ist absolut Verlass - die Zuverlässigkeit in Person. Wir riefen schon mehrmals kurz vor Mitternacht bei ihr an, weil eine Spielerin plötzlich ausfiel. Am nächsten Morgen stand sie um sechs Uhr am Bahnhof.“ Erstmals spielte sie für den Verein aus dem Vogtlandkreis in der Saison 2005/06. Seitdem, so besagt es die Statistik, hat sie in 65 Partien 38 Punkte für die Sächsinnen geholt. In dieser Saison 1,5 Zähler aus zwei Partien. Um ihre Rolle will die bescheidene Tschechin kein großes Aufheben machen. „Ich bin nur Ersatzspielerin“, sagt sie, „ich spiele nur ein bisschen.“ Aber, das betont sie auch: „Ich komme immer sehr gerne nach Rodewisch, wenn ich gebraucht werde. Wir haben einen tollen Teamgeist und ich treffe dort auf echte Freundinnen." Auch das ist es, was die Frauenbundesliga ausmacht. (mw)
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