18. September 2024
Seit Montag ist auch die Präsidentin des Deutschen Schachbundes, Ingrid Lauterbach, in Budapest. Vom Ambiente der 45. Schacholympiade in der BOK Hall zeigt sie sich sichtlich enttäuscht. Wenig Mühe hätten sich die Veranstalter und die FIDE im Schatten der beeindruckenden Puskás-Aréna gegeben, um die Turniere auch zu einem Event für Zuschauer zu machen. Aber das ist nicht ihre größte Sorge.
Am Wochenende (21. und 22. September) steht die Generalversammlung der FIDE an. Der Weltverband sei dabei, sich durch die Zulassung eines Antrages des Verbandes aus Kirgistan (unterstützt von der russischen Föderation) “selbst zu schaden”, sagt Lauterbach. Auf DSB-Initiative hin ist seit dem ersten Vorstoß unseres Verbandes am 23. August auch internationale sehr viel Bewegung in die Sache gekommen. Der Dachverband ARISF hat sich nach einem Schreiben der DSB-Präsidentin eingeschaltet. Lauterbach: „Die FIDE und der Schachsport würden sich international ins Abseits stellen, wenn das durchgeht.“ Hierzu hat der DSB eine eigene Pressemitteilung versandt, die ihr auch auf unserer Homepage findet.
Natürlich äußern sich Ingrid Lauterbach und Sportdirektor Kevin Högy auch zu diesem aktuellen sportpolitischen Thema in einem Video-Interview, das Matthias Wolf vom Team Öffentlichkeitsarbeit in Budapest geführt hat. In rund 40 Minuten geht es aber um viele Themen im deutschen Schachsport. Eine Art Lagebericht, unter dem Motto: „Zur Sache, DSB-Führung.“
Thema Finanzen: “Wir wollen uns nicht kaputtsparen – aber wir müssen sparen”, so Lauterbach. “Wir haben uns konsolidiert und sind auf einem sehr guten Weg.” Optimistisch stimme sie, dass mittlerweile an vielen Stellen im Verband das Bewusstsein gewachsen sei, “dass wir sorgsam mit Geld umgehen müssen”. So werde man am Ende des Jahres “besser dastehen, als wir gedacht haben.”
Thema Spitzensportförderung: Natürlich müsse auch der Leistungssport “seinen Beitrag leisten” zur Konsolidierung, betont Högy, aber hier sei grundsätzlich wenig Einschneidendes passiert. Schlagzeilen, der DSB spare seinen Leistungssportbereich kaputt, seien unangebracht. “Bei den Lehrgängen und Maßnahmen für Wettkämpfe wurde nicht gestrichen – und das war eine wichtige Nachricht an die Kaderspieler.” Dank eines 240.000-Euro-Etats (davon rund 180.000 Euro vom BMI) für den Leistungssport könne man nach wie vor “einiges machen”. Die Welt sei in diesem Bereich nicht so schwarz-weiß, wie viele Schachspieler denken würden, betont Lauterbach.
Was kommt nach der Konsolidierung? Im Interview beschreibt Ingrid Lauterbach Wege, die der DSB verstärkt beschreitet, um künftig wieder mehr eigene Mittel zu generieren. Högy sagt, die „aktive Partnersuche“, und nicht das Warten auf Sponsoren, stehe im Vordergrund. „Für uns muss die zentrale Frage sein: Für wen sind wir interessant?“, so Lauterbach. Hinzu komme das Bemühen um Fördermittel und Zuschüsse. Hier passiert im Hintergrund bereits sehr viel, da habe man auch Erfolge zu verzeichnen (Stichwort Mitropa-Cup) - aber der DSB freut sich über jede Hilfestellung.
Thema Kritik aus dem Seniorenbereich: Die Senioren, mit rund einem Drittel eine große und wichtige Gruppe im DSB, fühlen sich stiefmütterlich behandelt. Zuletzt wurde die Diskussion sehr emotional geführt, auch über Schachmedien. Teilweise wurde jedoch mit falschen Zahlen und längst überholten Vorgängen hantiert. „Da gibt es den Versuch, die Öffentlichkeit in die Irre zu führen“, sagt Lauterbach. Hier gehen sie und Högy sehr ins Detail.
Weitere Themen sind die Zukunft der Deutschen Meisterschaften – und die Frage: Darf eine deutsche Verbandspräsidentin für England spielen? Wer darauf und auf andere Fragen nach einer Antwort sucht, sollte das Video schauen. Es lohnt sich. (mw)
// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 11507