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Laudatio auf Klaus Gohde

11. November 2018

gehalten von Gerhard Meiwald, Seniorenreferent des Deutschen Schachbundes, aus Anlass der Verleihung der Ehrenmitgliedschaft an Klaus Gohde auf dem Kongress des Deutschen Schachbundes am 27.5.2017 in Linstow (Mecklenburg-Vorpommern)

Meine sehr verehrten Damen und Herren,
liebe Schachfreundinnen und Schachfreunde,
mir wird heute eine Ehre zuteil, bei der ich mir nicht sicher war, als mich Herbert Bastian vor einigen Wochen anrief, ob es mehr Last oder Freude sein würde, über meinen Vorgänger im Amt und Freund Klaus Gohde eine würdigende Rede zu halten. Die Last liegt natürlich auch immer in der Vorbereitung einer solchen Laudatio, aber die Freude überwiegt doch deutlich, wenn man Revue passieren lassen kann, was ein unermüdlicher, verdienter Funktionär und guter Freund in den vielen Jahrzehnten für das Deutsche Schach geleistet hat.

Ich würde mir zu viel anmaßen, wenn ich die ganze Bandbreite von Klaus Gohdes Wirken erfassen müsste, das ja noch tiefer greift, als das sicher segensreiche Wirken in den letzten drei Jahrzehnten, als Klaus Gohde, als maßgeblicher Motor das Deutsche Seniorenschach mit aus der Taufe gehoben hat. Ich will dennoch versuchen ein ganzes, etwas abgerundetes Bild zu zeichnen.

Klaus Gohde wird am 9. Juni 1929 in Verden an der Aller geboren, und er wird schon in jungen Jahren von einem uns allen gut bekannten Virus befallen, dem berüchtigten Schachvirus, der ihn das ganze Leben nicht mehr verlassen wird. 1939 wird er Mitglied im Schachklub Verden und ist also seit dieser Zeit, also seit 78 Jahren Mitglied im Deutschen Schachbund. Streng genommen natürlich Mitglied in einem Schachverein des Schachverbandes Niedersachsen, der Mitglied im DSB ist. 1956 kommt Klaus Gohde nach Buchholz/Nordheide, wiederbelebt die Schachabteilung von Blau-Weiß Buchholz und ist dort 25 Jahre Vorsitzender der Schachabteilung.

Von 1971 bis 1980 ist Klaus Vorsitzender und Spielleiter im Bezirk IV des Niedersächsischen Schachverbandes. 1978 erhält er die goldene Ehrennadel des niedersächsischen Schachverbandes. Von 1989 bis 1991 ist er Vizepräsident des Verbandes, von 1989 bis 1992 Beauftragter für Senioren, seit 1992 ist er Seniorenreferent des niedersächsischen Schachverbandes. 1998 zeichnet ihn der Schachbezirk IV des Verbandes mit der Ehrenmitgliedschaft aus.

Mit dem höchsten Orden, den eine Zivilperson in unserem Staat erhalten kann, nämlich dem Bundesverdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland, verliehen durch den Bundespräsidenten Johannes Rau am 1. März 2000, will ich diese Aufzählung von Funktionen und Ehrungen, die Klaus im Laufe der Jahre ausgeübt und erhalten hat, abschließen.

Nun will ich mich dem Bereich etwas intensiver zuwenden, von dem ich selbst etwas verstehe, bzw. über den ich zum Teil eben auch schon aus eigener Anschauung und Erfahrung berichten kann.

Als der Deutsche Schachbund 1989 das Seniorenschach auch offiziell in den Satzungen statuiert, mit dem Amt eines Seniorenreferenten, der Einsetzung einer Seniorenkommission, die sich aus den Seniorenreferenten der Landesverbände zusammensetzt, ist in dieser Seniorenkommission des DSB Klaus Gohde mit der Stellvertretung des Vorsitzenden Erhard Voll beauftragt. Diese Funktion nimmt er bis 1999 war, dann wird er vom DSB Präsidium kommissarisch mit der Funktion des Referenten beauftragt und bis 2009 ununterbrochen wiedergewählt.

Dass Klaus Gohde seit dieser Zeit das Seniorenschach maßgeblich prägt, lässt sich nicht an diesen formalen Funktionen festmachen. Klaus hat nie ein Amt bekleidet, nein, er hat es ausgeübt, er hat gehandelt und maßgeblich gestaltet. Die Entwicklung des Seniorenspielbetriebes ist das entscheidende Kriterium für die Wahrnehmung seiner Aufgabe.

In allen Landesbezirken entwickeln sich geschlossene und offene Senioreneinzelmeisterschaften. Als ein Beispiel will ich die 9. Offene Deutsche Senioreneinzelmeisterschaft 1997 in Bad Bevensen mit über 360 Teilnehmern herausheben. Dass er diesen Erfolg umgehend nutzt und ab 1998 eine offene Niedersächsische Seniorenmeisterschaft in Bad Bevensen installiert, die sich nun über 15 Jahre konstant bis zu einer Größe von mehr als 200 Teilnehmern etabliert, ehe es der unfähigen Stadtverwaltung und der handlungsunfähigen Kommunalpolitik gelingt, eines der größten und schönsten Seniorenturniere in Deutschland zu zerstören.

Wer 2009 gedacht hat, Klaus Gohde wolle aus Altersgründen sein Amt als Seniorenreferent an Georg Hamm weitergeben, sollte sich leicht getäuscht sehen. Mit 80 Jahren war seine Schaffenskraft noch nicht erschöpft. Ja, er hatte eine Aufgabe weitergereicht, aber nur um sich mit noch größerer Kraft auf sein Lebenswerk, den Förderkreis der Senioren im DSB und auf sein Lieblingskind, das Deutsche Seniorenderby, zu konzentrieren.

In den Jahren der Wahrnehmung seines Amtes als Seniorenreferent des DSB, war Klaus von Beginn an parallel mit der Entwicklung eines Projektes beschäftigt, das als Idee in Niedersachsen entwickelt wurde und nun auf die Ebene der gesamten Republik übertragen werden sollte. 1993 wurde der Förderkreis in Frankfurt gegründet und in München offiziell formal als „Förderkreis der Senioren im DSB e.V.“ eingetragen. Zu diesem Zeitpunkt hat der Verein 39 zahlende Mitglieder. Zweck dieses gemeinnützigen Vereins war die Förderung des Seniorenschachs in Deutschland. Der tiefere Sinn dieses etwas allgemein gehaltenen Titels war es, Schachspielerinnen und Schachspielern die finanziell nicht so begütert sind, mit einem finanziellen Zuschuss einmal im Jahr die Teilnahme an einem der vielen schönen Seniorenturniere in Deutschland zu ermöglichen. Zur Zeit erhalten diese Antragsteller 80%, der Übernachtungskosten, der Fahrtkosten und des Startgeldes vom Förderkreis erstattet. Natürlich hat der Förderkreis ein nachvollziehbares und vor allem nachprüfbares System eingerichtet, um einen Missbrauch zu verhindern.

Seit dem Bestehen war Klaus Vizepräsident des Förderkreises und schon kurz nach der Gründung wurde ihm der arbeitsreichste und verantwortungsvollste Job übertragen, den der Förderkreis zu vergeben hatte. Er war nicht nur Vizepräsident sondern auch Schatzmeister. Als er 2009 sein Amt als Seniorenreferent niederlegt, hat dieser Förderkreis 650 Mitglieder, die mit einem Jahresbeitrag von 20,00 € immerhin einen Etat von 13.000,00 € zur Verfügung stellen, mit dem jährlich etwa 50 Anträge positiv beschieden werden können. Klaus nimmt nicht nur das Geld ein, überprüft und verwaltet, er bearbeitet alle Anträge, sorgt für ordnungsgemäße Abstimmungen im Vorstand, achtet darauf, dass die Antragsteller rechtzeitig über den Zuschuss verfügen, denn sonst würde manches Vorhaben schon bei der notwendigen Fahrkarte zum Turnierort scheitern. Er kümmert sich um zusätzliche Spenden für den Förderkreis. Er organisiert und versendet die jährlich erscheinende Senioren-CD mit inzwischen über 250.000 Partien ausschließlich aus dem Seniorenschach. Er ist sozusagen unbezahlter Geschäftsführer des Förderkreises, der im normalen Bürobetrieb mindestens einer Halbtagsbeschäftigung entspricht.

Man kann ohne Übertreibung behaupten: Ohne Klaus Gohde gäbe es diesen Förderkreis nicht, bzw. er hätte schon vor langer Zeit sein segensreiches Wirken eingestellt. Als sich der Förderkreis bis zur Jahrtausendwende auf etwa 380 Mitglieder aufgebaut hatte, entwickelte Klaus, der ja nicht nur Schatzmeister und Vizepräsident des Förderkreises war, als Seniorenreferent die Idee eines Jahrgangsturnieres für Senioren. Mit dem Erreichen des 60. Lebensjahres bei Männern und 55 Jahren bei Frauen, sollten exakt alle diese Mitglieder des DSB das Recht haben an diesem Jahrgangsturnier teilzunehmen. Im Jahr 2001 startet Klaus sein Lieblingsprojekt, das „Deutsche Seniorenderby“. Reden wir hier bitte wieder nicht vom Arbeiten. Von nun an schreibt Klaus persönlich (und per Briefversand) etwa jährlich 900 – 1000 Mitglieder des DSB an, Männer die in dem entsprechenden Jahr 60 und Frauen die 55 werden.

In diesem Jahr 2017 haben wir das 16. Deutsche Seniorenderby in Wesel Undeloh, in der schönen Lüneburger Heide gespielt. (Klugerweise hat Klaus zumindest darauf geachtet, das seine Wege jetzt nicht mehr ganz so weit sein müssen). Wieder sind 48 Männer und 2 Frauen seiner Einladung gefolgt. Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind ausnahmslos von diesem liebevoll ausgerichteten Turnier begeistert. Ihr dürft jetzt raten, wie viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihren Beitritt zum Förderkreis der Senioren ausgefüllt haben. Ich selbst helfe Klaus jetzt seit ein paar Jahren mit bei der Turnierorganisation.

Als ich Klaus persönlich kennenlernte, als ich vor 10 Jahren dieses wunderschöne Turnier selbst mitspielen durfte, hatte ich mich spontan entschlossen ihm eine Zusage zu machen, wenn er selbst das Turnier nicht mehr weiterführen wolle oder könne, dann würde ich ihm versprechen das Turnier fortzuführen. Nun wird mein Freund Klaus in ein paar Tagen 88 Jahre alt und wir planen unter seiner Verantwortung das 17. Derby im Jahr 2018. Dies wird aber im Jahr 2018 nicht unser gemeinsamer Höhepunkt werden.

Im Februar 2018 werden wir in Magdeburg mit einem Jubiläumsturnier das 25-jährige Bestehen des Seniorenförderkreises feiern. Gemeinsam wollen wir dort ein Buch über 30 Jahre Seniorenschach in Deutschland vorstellen und wir beide sind noch so optimistisch bis zudiesem Zeitpunkt das 1000. Mitglied in unserem Förderkreis begrüßen zu können. Dazu können auch alle Mitglieder dieses Kongresses beitragen, die noch nicht Mitglied des Förderkreises sind, indem ihr selbst Mitglied werdet oder ein Mitglied in eurem schachlichen Umfeld von dieser wunderbaren sozialen Idee überzeugt.

Liebe Schachfreundinnen und Schachfreunde, wir stehen sonst immer auf, wenn wir Schachfreundinnen oder Freunden gedenken, die schon von uns gegangen sind. Ich möchte darum bitten, Euch heute einmal von den Plätzen zu erheben, um jemanden zu ehren, der selbst noch zuhören darf, wie wir seinem schachlichen Lebenswerk Respekt zollen.

// Archiv: DSB-Nachrichten - Senioren // ID 23296

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