11. September 2024
Die BOK Hall in Budapest; von außen eher zweckmäßig, unscheinbar. Der Turniersaal aber sehr beeindruckend. Eine Arena, mit Tribünen. Bestückt mit Flaggen, an jedem der (nachhaltigen) Papptische eine kleine Kamera. Jeder Spieler steht individuell im Fokus bei dieser 45. Schacholympiade. Ein innovatives Streaming-Erlebnis, nah dran an den Spielerinnen und Spielern - in das sich der Deutsche Schachbund bei einigen Runden einklinken wird.
Der Auftakt, heute ab 15 Uhr – zwei Wundertüten für die deutschen Teams. Madagaskar, der im Reiseprospekt traumhafte anmutende afrikanische Inselstaat für die Männer. Und Andorra für die Frauen.
Was er über den ersten deutschen Gegner sagen könne? “Im Grunde nichts”, so Frauen-Bundestrainer GM Yuri Yakovich. Das an Nummer 94 gesetzte Team sei “eine Pflichtaufgabe”. FM Lara Schulze war trotzdem neugierig: “Ich habe im Internet ein bisschen was über Andorra gefunden.” Bei den deutschen Frauen setzt heute GM Elisabeth Pähtz aus.
Bei den Männern "business as usual", wie es Bundestrainer GM Jan Gustafsson nennt. "Unsere Gegner haben Partien in den Datenbanken, wir bereiten uns normal vor. Dimitrij Kollars hat mit Schwarz nominell die schwerste Aufgabe." Es herrscht durchaus auch Respekt vor jenen, die unter Palmen Schach spielen. “Bei solchen Teams aus der unten Hälfte der Setzliste kann vieles passieren”, so Sportdirektor Kevin Högy, “man weiß nie, was einen erwartet. Oft sind die besser als ihr Elo-Ranking", so Högy: “Man sollte also in solchen Fällen aufpassen, dass es keine böse Überraschung gibt.” Bei den Männern pausiert heute wie erwartet GM Vincent Keymer, der erst gestern angereist ist.
Dienstagabend wurden die Turniere feierlich eröffnet - und das machte emotional durchaus etwas mit der ein oder anderen deutschen Spielerin. Als die spielstärkste Frau aller Zeiten, GM Judit Polgar, erst auf einem Film zu sehen war, wie sie die Fackel durch Budapest trug – das Feuer war zuvor in Indien entzündet worden und wurde über elf Länder nach Budapest transportiert – und dann plötzlich in das Dr.-Jeno-Koltai-Sports-Center einlief. “Das war schon sehr berührend”, sagt Lara Schulze. Sie hatte noch im März, ebenso wie die zum deutschen Olympiade-Aufgebot gehörende IM Dinara Wagner, im Rahmen des deutsch-israelisches Freundschaftstreffens im Bundestag, sogar zwei Tage lang mit Judit Polgar trainiert. “Das war ein Riesenerlebnis. Judit ist einfach großartig. Schon damals hat sie gesagt: Wir sehen uns bei der Olympiade.” Nun war es also so weit.
Ansonsten wirkte die Eröffnungsfeier recht klassisch. Musik, Fahnenpräsentation - allein das war schon ein Akt, nehmen doch nach Angaben des Weltverbandes FIDE 194 Länder teil. Mit zwei Schach-Exoten bekommen es die deutschen Teams also heute zu tun. Der Stream des DSB startet trotz der scheinbar klaren Ausgangslage für die deutschen Ensembles aufregend: The Big Greek ist bei uns. (mw)
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// Archiv: DSB-Nachrichten - Nationalmannschaft // ID 11490