Bella Italia. Deutsche Frauen rücken in Spitzengruppe vor. Wiedergutmachung für Männer. Keymer: “Überzeugender Teamsieg.”

Katharina Reinecke

Das ging ratz-fatz. In weniger als vier Stunden war alles vorbei. Nur zwei Partien gingen überhaupt über die 40-Züge-Marke hinaus. Kurzum: Es war ein triumphaler Tag für die deutschen Nationalmannschaften. Die Frauen siegten 3,5;0,5 gegen Italien. Die Männer rehabilitierten sich für die Niederlage gestern gegen Montenegro – und gewannen sogar alle vier Partien. "Viel besser geht es schlicht nicht”, sagte Sportdirektor Kevin Högy: “Zwei unsagbar herausragende Auftritte. Wir haben nirgendwo gewackelt.”

Bevor wir feierlich ins Detail gehen, hier die Olympiade-Geschichte des Tages, einfach weil es Magnus ist: Der Superstar kam diesmal nicht mit dem Fahrrad, aber schnellen Schrittes - für andere wäre es schon ein leichtes Joggen gewesen. Zeit für Selfies war nicht mehr. Es war schon 15.07 Uhr, als GM Magnus Carlsen, der beste Spieler der Welt, an der BOK Hall ankam und an der Kamera des Deutschen Schachbundes vorbeihuschte - da waren die anderen längst am Spielen. Der Mann ist einfach immer ein Showact.

Matthias Wolf

Matthias Wolf

Deutschlands Teams kamen 20 Minuten früher - IM Dinara Wagner nahm sich noch Zeit für ein Foto und eine Unterschrift auf dem Schachbrett von Arthur Wruckenhauser. Der Deutsche, einst für den SC Forchheim aktiv, und der Österreicher Leonhard Herter, sind Freunde von GM Dennis Wagner – und eigens aus ihrem Studienort Wien angereist, um mal ein bisschen Olympiade-Luft zu schnuppern. “In der Halle gibt es nichts zu sehen, das ist schlecht gelöst”, sagte er, nur 100 Zuschauer dürfen auf die Tribüne, es gibt keine Live-Kommentierung für Zuschauer vor Ort, “aber heute Abend ist Bermuda-Party, da wollen wir hin.” In einem angesagten Club treffen sich Spieler, Funktionäre, Fans ganz ungezwungen.

Doch wer würde wirklich Grund zum Feiern haben, vor dem morgigen Ruhetag? Das war die große Frage. Am Ende konnte man festhalten: alle Deutschen. Endlich auch wieder die Männer. “Es ist wirklich sehr schön, mit einem so überzeugenden Teamsieg in den freien Tag zu gehen”, sagte GM Vincent Keymer, der gestern noch verloren hatte. “Ja, es war nicht schön, die Überschriften wie 'Germany fall' zu lesen”, so Keymer, “aber sie zeigen halt auch: bisher lief es nicht optimal für uns.” Doch es ist Zeit zum Durchatmen. Oder, wie es Matthias Blübaum formulierte: “Wir wollen am Ruhetag Kraft tanken.”

Deutschlands Männer pulverisierten Venezuela. 4:0. GM Vincent Keymer traf auf den einzigen Großmeister der Südamerikaner, Jose Gascon del Nogal. Er hatte keine Mühe. GM Dimitrij Kollars bekam es mit IM Felix Ynojosa Aponte zu tun. “Eine Partie wie ein Fiebertraum”, sagte WIM Sonja Bluhm im DSB-Livestream: “Ich habe nicht verstanden, was sein Gegner gemacht hat.” GM Matthias Blübaum spielte es am Ende gegen FM Samid Escalona Landi nur noch runter, ebenso wie GM Alexander Donchenko gegen FM Jose Castro Torres. Das war heute ein Klassenunterschied.

Frauenturnier

Bella Italia bei den Frauen. IM Dinara Wagner spielte Remis gegen IM Marina Brunello. Ihre Partien souverän gewannen GM Elisabeth Pähtz gegen IM Olga Zimina, WGM Josefine Heinemann gegen WIM Tea Gueci und WGM Hanna Marie Klek gegen IM Elena Sedina. Ein Grund zum Feiern. Und sie taten es auf Einladung von DSB-Sponsor Roman Krulich im “Kiraly 100” sehr ausgiebig heute Abend, bei leckerem Essen. Die Laune, natürlich prächtig: “Diese Runde war einfach fantastisch”, sagte Josefine Heinemann, “so darf es gerne auch gegen stärkere Gegner weitergehen.” Die deutschen Frauen haben sich mittlerweile mit zehn Punkten in der Spitzengruppe eingenistet. (mw)

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