28. September 2018
Beide deutschen Mannschaften waren gestern erfolgreich. Im offenen Turnier wurde der Punktverlust gegen Serbien mit einem unerwarteten Sieg gegen Ungarn wieder ausgeglichen und Deutschland ist voll auf Kurs und liegt nach vier Runden mit 7:1 Punkten auf Platz 12. Bei den Frauen siegte Deutschland nicht 4:0, aber dafür wenigstens 3:1 gegen den krassen Außenseiter Sri Lanka. Sarah Hoolt sorgte hier für ein bleibendes Erlebnis bei ihrer rund 600 Elopunkte schwächeren Gegnerin. Und zur Belohnung wartet heute auch noch Russland auf unsere vier Damen! Mit einem 4:0 wäre ihnen diese undankbare Los möglicherweise erspart geblieben.
Br. | Ungarn | Elo | 1½:2½ | Deutschland | Elo |
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10.1 | GM Peter Leko | 2690 | ½:½ | GM Liviu Dieter Nisipeanu | 2661 |
10.2 | GM Viktor Erdös | 2609 | ½:½ | GM Georg Meier | 2639 |
10.3 | GM Benjamin Gledura | 2621 | ½:½ | GM Matthias Blübaum | 2618 |
10.4 | GM Zoltan Almasi | 2702 | 0:1 | GM Daniel Fridman | 2591 |
Gegen die leicht favorisierten Ungarn hielten die vier deutschen Männer sehr gut mit. Die Schwarzbretter standen nie schlechter und die beiden Weißbretter erarbeiteten sich sogar sichtbare Vorteile. Während die Partie von Georg Meier später aber im Remis endete, konnte Daniel Fridman den vollen Punkt holen und war damit der Matchwinner gegen Ungarn. Sein Gegner Zoltan Almasi schwächte sich in der Diagrammstellung mit 18. ... Lh3. Es bleibt (vorerst?) sein Geheimnis warum er unbedingt einen Doppelbauern in der b-Linie haben möchte und dafür auch gleich mal eine Leichtfigur abtauscht. g6 oder Tb8 war zu bevorzugen. Der deutsche Nationalspieler ließ sich auf diesen Abtausch gern ein: 19. Lxh3 axb5 20. Txa8 Txa8 21. Td1 Sc4. Schwarz konnte später zwar den Doppelbauern gegen den weißen b-Bauern tauschen und einen Freibauern bilden, doch Daniel hatte inzwischen schon am Königsflügel alles aufgefressen. Almasi gab nach 44 Zügen mit zwei Minusbauern die Partie auf, ohne sich den weißen Gewinnweg anschauen zu wollen.
Br. | Sri Lanka | Elo | 1:3 | Deutschland | Elo |
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20.1 | H M H Janandani Abeysinghe | 1678 | 0:1 | IM Elisabeth Pähtz | 2513 |
20.2 | WIM S D Ranasinghe | 1785 | 0:1 | WIM Filiz Osmanodja | 2348 |
20.3 | Tenara de Silva | 1764 | 1:0 | WGM Sarah Hoolt | 2355 |
20.4 | WCM Sayuni Gihansa Jayaweera | 1655 | 0:1 | WGM Judith Fuchs | 2274 |
Mit 17. ... Df5 hatte Sarah Hoolt in etwa gleicher Stellung einen Ausflug in die weiße Stellung erwogen. Nachdem sie dort nun auf c2 angekommen ist, wird langsam die Luft dünn. Im Moment wähnt sie sich aber noch nicht gefährdet, da nach bspw. Td2 noch die Fluchtfelder e4 und f5 zur Verfügung stehen. Deshalb entschloß sie sich zum passiven 20. ... Lf8?? um den Bauern d6 zu verteidigen. 21. Sg5! schneidet das erste Fluchtfeld ab. Aber noch bleibt f5 übrig. 21. ... e6 So etwas macht man nicht gern, wird doch damit der Dame der Rückweg von f5 in das eigene Lager versperrt. Aber es war der beste Zug, drohte doch auch nach Td2 ein Einschlag auf f7. Spätestens hier fühlte sich Sarah garantiert nicht mehr wohl. Die junge Dame vom indischen Inselstaat läßt die Großmeisterin nicht mehr entkommen. 22. Td2 Df5 23. Le2 Einfacher ist h3 nebst g4. Der Textzug ermöglicht Schwarz sich über Sxb3 einigermaßen aus dem Dilemma zu befreien. 23. ... dxe5 24. fxe5 Sxb3 Stünde der Läufer noch auf c4 wäre dieser Befreiungsschlag nicht möglich gewesen. 25. Txf5 Lc5 26. Dxc5 Sxc5 27. Txf7 Sarah hat noch das Beste aus der Stellung herausgeholt und "nur" eine Leichtfigur weniger. Weiß brachte die Partie nach Hause und durfte nach 44 Zügen sicherlich viele Gratulationen entgegennehmen. Von dem Sieg gegen die deutsche Großmeisterin wird sie noch in vielen Jahren erzählen.
Nach dem tollen Sieg gegen Ungarn wartet heute mit Moldawien ein unangenehmer, aber schlagbarer Gegner auf Deutschland. Der Bundestrainer läßt Liviu Dieter Nisipeanu gegen seine quasi Landsmänner pausieren. Die kennen seine Stärken und Schwächen wahrscheinlich zu gut.
Nicht ganz so erfolgreich wie unsere Mannschaft im offenen Turnier präsentieren sich bisher die deutschen Frauen. Und wenn es mal mal nicht so gut läuft, bekommt man Gegner zugepaart, die entweder schwach sind (Sri Lanka) oder selbst mit ihrem bisherigen Abschneiden hadern - wie Russland. Man sollte es nicht glauben, aber der Olympiafavorit Russland spielt heute an Tisch 14(!) gegen Deutschland! So ist das Schweizer System. In der einen Runde bekommt man Aufbaugegner und in der nächsten Runde ist man selber Aufbaugegner.
Br. | Deutschland | Elo | - | Moldawien | Elo |
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6.1 | GM Georg Meier | 2639 | - | GM Victor Bologan | 2580 |
6.2 | GM Matthias Blübaum | 2618 | - | GM Viorel Iordachescu | 2591 |
6.3 | GM Daniel Fridman | 2591 | - | GM Vladimir Hamitevici | 2505 |
6.4 | GM Rasmus Svane | 2595 | - | GM Dmitrij Swetuschkin | 2580 |
Br. | Russland | Elo | - | Deutschland | Elo |
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14.1 | GM Alexandra Kostenjuk | 2559 | - | IM Elisabeth Pähtz | 2513 |
14.2 | GM Alexandra Gorjatschkina | 2535 | - | WIM Filiz Osmanodja | 2348 |
14.3 | GM Walentina Gunina | 2528 | - | WGM Sarah Hoolt | 2355 |
14.4 | WGM Olga Girja | 2462 | - | IM Zoya Schleining | 2370 |
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Frank Hoppe
// Archiv: DSB-Nachrichten - Nationalmannschaft // ID 8678