10. September 2024
Die Arbeitsteilung ist geklärt. GM Jan Gustafsson, der Bundestrainer, wird tagsüber ranklotzen – teilweise Bücher wälzen, während die Nationalspieler im Spielsaal der BOK Hall in Budapest um Punkte für Deutschland kämpfen. Nachts muss dann GM Rasmus Svane ran, mit Partie-Analysen. Er ist der Sekundant. “Im Prinzip arbeitete Rasmus, wenn sich die anderen erholen”, sagt Gustafsson. Wenn sein Sekundant dann noch schlummert, kümmert sich der Chef schon wieder um die nächsten Gegner. “Ich muss mal schauen, dass ich dann von vier bis 12 Uhr schlafen kann”, sagt der Nationalspieler, der es diesmal nicht ins Aufgebot schaffte. Aber die neue Rolle gefällt ihm auch. “Darauf freue ich mich. Es ist so ähnlich, wie selbst an seinem eigenen Schach zu arbeiten”, sagt Rasmus Svane.
Die Rolle, wahrlich ungewöhnlich unter familiärem Aspekt. Denn im Grunde ist er damit auch Trainer seines eigenen Bruders. GM Frederik Svane, sieben Jahre jünger, schaffte es in den Kader für die 45. Olympiade. Die Entscheidung zwischen den beiden sei für ihn “brutal schwer” gewesen, sagt Gustafsson, “und Rasmus ist für mich auch Teil der Mannschaft. Wir haben sechs Nationalspieler, leider darf ich nur fünf nominieren.” Und auch da nur eingeschränkt jenseits der Elo-Zahlen, die vier Plätze vorgeben. “Darüber müssen wir vielleicht auch nochmal reden”, sagt der Bundestrainer.
Im Videointerview mit DSB-Mitarbeiterin Katharina Reinecke, in dem viel gelacht wird, geben die beiden Brüder erstmals sehr private Einblicke. Es geht um Kochen, Tricksen – und großes Gefühlskino. Außerdem gibt es da diese Erinnerung, die den Älteren immer noch ein wenig schmerzt – als er gegen den damals erst 13-jährigen Frederik zum ersten Mal verloren hat. Beim Simultanschach in Dänemark sei das gewesen – der große Bruder hatte damals noch über 500 Elo mehr. “Aber Frederik hat schon mit zwölf Jahren ein gutes taktisches Auge gehabt.”
Nun unterstützt Rasmus Svane seinen Bruder bei der Taktik. “Da hilft ein gutes Verhältnis von Sekundant zu Spieler bestimmt”, sagt Rasmus. Und diesen guten Draht haben die beiden. Auch wenn sie längst getrennt voneinander wohnen, ist das Elternhaus der Fixpunkt, wo man regelmäßig zusammenkommt. Wie sagt Frederik so schön über Rasmus? Er möge an ihm, “dass er sehr ehrlich und mitfühlend ist. Rasmus steht immer für andere ein”. Da bekommt unser lustiges Video kurz Gänsehautfaktor.
Für Frederik Svane ist es nun die erste Olympiade. “In der ersten Runde bin ich bestimmt noch aufgeregt”, sagt er, “aber das wird sich legen.” Zur Not muss der einfühlsame Bruder dabei helfen. (mw)
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