26. November 2014
Das German Masters der Frauen 2014 ist Geschichte und wird in die Selbe eingehen. Die neunte Runde brachte weitere sehr spannende Partien und ein Mal mehr viele großartige Wendungen. Bereits vor der Runde stand Elisabeth Pähtz als Turniersiegerin fest. In der letzten Runde begnügte sie sich gegen Tatjana mit einem Remis und konnte damit 7 Punkte, ohne eine einzige Niederlage, sammeln. Auch die Zweitplatzierte Marta Michna teilte die Punkte. Gegen Zoya Schleining hatte sie jedoch einige gute Möglichkeiten zum Sieg. Durch das Kampfremis platzierte sich Zoya auf dem Bronzerang. Ketino verpasste das Treppchen knapp, nachdem sie ihre Partie nach einer sehr kritischen Phase noch drehen konnte.
Zu den Partien:
Judith wählte die Abtauschvariante innerhalb der Spanischen Partie. Nachdem sie eine sehr aussichtsreiche Stellung erspielte, griff Hanna Marie auch noch mit Ld6 fehl. Das bot Judith die Möglichkeit, bereits kurz nach der Eröffnung, die Partie zu gewinnen. Zumindest aber eine sehr gute Stellung mit Lxd6, gefolgt von einem kleinen Ausritt des weißen Springers nach a8, zu erreichen. Judith verpasste die Chance, erreichte dennoch ein sehr gutes Endspiel, in dem sie richtigerweise versuchte mit ihrer Mehrheit am Königsflügel einen Freibauern zu erzeugen. Dieser Plan scheiterte jedoch, vielleicht wäre ein rechtzeitiges g4-g5 eine Möglichkeit gewesen einen Freibauer zu bilden.
Stattdessen machte Hanna Marie Fortschritte und fand sich in einem gewonnenen Turmendspiel wieder. Dieses brachte sie dann auch entspannt nach Hause und konnte sich sogar Hoffnung durch diesen Sieg auf den 3. Platz machen. Am Ende wurde es der fünfte Platz, ein Ergebnis mit dem sie sehr gut leben kann.
Filiz spielte wieder voll auf Sieg, diese Taktik schien dieses Mal aufzugehen, als sie einige Bauern gewinnen konnte. Nach Komplikationen im Endspiel hatte sie einen Bauern mehr, beide Seiten spielten neben diversen Bauern mit einem Turm und einem Läufer auf unterschiedlichen Farben. Irgendwann konnte Filiz keine Fortschritte mehr machen und das Remis schien das logische Ergebnis. Aus dem Nichts geriet Filiz König etwas unter Druck, der weiße König enterte die Stellung und wenige Züge später war diese nicht mehr zu verteidigen. Filiz kämpfte noch bis zum 100. Zug - konnte die Niederlage aber nicht mehr abwenden.
Eine sehr interessante Partie. Marta wählte mit einigen Umständen die Königsindische Verteidigung und legte prinzipiell und ganz ihrem Stile entsprechend los wie die Feuerwehr. Bald standen sich die Bauern am Königsflügel gegenüber. Kurz darauf steckte Marta einen Bauern ins Geschäft, den verschmähte Zoya noch, nur um Marta zu einem Figurenopfer zu zwingen. Das musste Zoya annehmen, was ihr allerdings nicht gut bekam. Marta bekam die Figur zurück, die Zinsen waren zwei Bauern, die sie auf der Habenseite verbuchen konnte. Das ungleichfarbige Läuferendspiel mit zwei Bauern mehr war wohl an diversen Stellen für Marta gewonnen. Zoya verteidigte sich kreativ und dank einiger Ungenauigkeiten von Marta rettete sie sich ins Remis. Ein nicht nur interessante, sondern auch verrückte Partie. Partien wie diese waren Grundstein für das gelungen Turnier.
Nach langer Durststrecke konnte Melanie das Turnier noch positiv abschließen. Jeder Schachspieler kann die Erleichterung verstehen, die dieser Sieg für Melanie bedeutet haben muss. In einem Maroczy-System spielte Sarah konsequent auf Angriff und schob die Bauern immer weiter nach vorne und so schien es zwischendurch als hätte Sarah gewinnen können. Melanie verteidigte sich aber sehr stark und somit war die Angelegenheit alles andere als klar. Möglicherweise hätte zwischendurch der Vorstoß h4-h5 für Schwarz gefährlich werden können. Nachdem Sarah die Zügel aber etwas schleifen ließ, nutzte Melanie die Chance auf den vollen Punkt zu spielen. Sarah verlor den Faden und stellte kurz darauf die Partie taktisch ein. Beide Spielerinnen haben sich während des Turniers durch Kampfschach ausgezeichnet, es hat viel Spaß gemacht die Partien der beiden zu verfolgen.
Ein kurzes Remis durch ein spektakuläres Dauerschach, so lässt sich die Partie der Turniersiegerin zusammenfassen. Nach einem anstrengenden Turnier waren beide Seite mit der Punkteteilung zufrieden. Elisabeth spielte überraschend die Caro-Kann-Verteidigung, nach 2. c4 führte das schnell zu einer Isolani-Stellung. Weiß entwickelte Aktivität und nach einem Einschlag auf h7 mit dem weißen Turm(!) folgte schnell das Dauerschach durch die weiße Dame.
Bei der Siegerehrung, die wie das ganze Turnier in professioneller und vor allem freundlicher Atmosphäre stattfand, dankte die Elisabeth als Turniersiegerin stellvertretend für alle Spielerinnen, den Sponsoren. Allen voran zu nennen UKA, die nicht nur das Turnier, sondern auch viele andere Aktivitäten des Deutschen Schachbundes unterstützen. Aber auch das Schachfestival mit dem Team um Dirk Jordan wurde von Elisabeth gelobt, für dieses Turnier und die großen Verdienste der letzten Jahre rund um das Frauenschach und zu guter Letzt wurde auch die Leistung und Unterstützung des Turniers durch den Deutschen Schachbund unterstrichen. Das alles verbunden mit der Hoffnung, dass aus diesem Turnier eine Tradition entsteht, die eine starkes Frauenturnier in Deutschland etabliert. Als Kommentator vor Ort kann ich mich dieser Hoffnung nur anschließen. Das German Masters der Frauen war eine Werbung nicht nur für das Frauenschach, sondern auch für den Schachsport allgemein. Persönlich möchte ich vor allem das Orga-Team vom Schachfestival vor Ort loben. Um jede kleine Sorge wurde sich gekümmert, alle waren freundlich und entspannt.
Br. | Weiß | Elo | - | Schwarz | Elo |
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1 | WIM Judith Fuchs | 2289 | 0:1 | Hanna Marie Klek | 2219 |
2 | IM Ketino Kachiani-Gersinska | 2342 | 1:0 | WIM Filiz Osmanodja | 2322 |
3 | WGM Zoya Schleining | 2351 | ½:½ | WGM Marta Michna | 2343 |
4 | WGM Sarah Hoolt | 2334 | 0:1 | WGM Melanie Ohme | 2322 |
5 | WGM Tatjana Melamed | 2323 | ½:½ | IM Elisabeth Pähtz | 2480 |
Pl. | Spielerin | DWZ | Elo | Verein | Pkt. | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 0 |
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1. | IM Elisabeth Pähtz | 2470 | 2480 | SV Hockenheim | 7,0 | x | ½ | 1 | ½ | 1 | 1 | ½ | ½ | 1 | 1 |
2. | WGM Marta Michna | 2287 | 2343 | SK Norderstedt | 5,5 | ½ | x | ½ | ½ | 1 | 0 | 1 | ½ | ½ | 1 |
3. | WGM Zoya Schleining | 2318 | 2351 | SV Letmathe | 5,0 | 0 | ½ | x | 0 | 0 | 1 | ½ | 1 | 1 | 1 |
4. | IM Ketino Kachiani-Gersinska | 2282 | 2343 | OSG Baden-Baden | 5,0 | ½ | ½ | 1 | x | 0 | ½ | ½ | 1 | 0 | 1 |
5. | Hanna Marie Klek | 2223 | 2219 | SC Erlangen | 4,5 | 0 | 0 | 1 | 1 | x | 1 | ½ | 0 | 0 | 1 |
6. | WIM Judith Fuchs | 2271 | 2289 | Hamburger SK | 4,0 | 0 | 1 | 0 | ½ | 0 | x | ½ | 1 | ½ | ½ |
7. | WGM Tatjana Melamed | 2315 | 2323 | AE Magdeburg | 4,0 | ½ | 0 | ½ | ½ | ½ | ½ | x | ½ | ½ | ½ |
8. | WGM Melanie Ohme | 2322 | 2322 | SF Neuberg | 3,5 | ½ | ½ | 0 | 0 | 1 | 0 | ½ | x | 1 | 0 |
8. | WGM Sarah Hoolt | 2312 | 2334 | Spfrd. Katernberg | 3,5 | 0 | ½ | 0 | 1 | 1 | ½ | ½ | 0 | x | 0 |
10. | WIM Filiz Osmanodja | 2297 | 2322 | USV TU Dresden | 3,0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | ½ | ½ | 1 | 1 | x |
Jonathan Carlstedt
// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 19177