Frauen-EM: Teils sonnig, teils bewölkt. Von Angstgegnerinnen und dem Versuch, Kraft zu tanken.

Jim Laga

Zwei Punkte bis zur Spitze, einen Zähler bis zum World-Cup-Platz. Noch ist alles drin für das deutsche Quartett Heinemann, Wagner, Sieber und Schneider.

„Rhodos im Regen, grüner Edelstein in Meer“– sang schon der legendäre Udo Jürgens 1979 über die griechische Insel. Lange vor der Zeit (und jenseits ihres Musikgeschmacks) von jenen vier jungen Frauen, die aktuell bei der Einzel-Europameisterschaft auf Rhodos um die Teilnahme am World Cup kämpfen. Also einen Platz unter den Top Ten. Gerne sogar um mehr, wie IM Dinara Wagner angekündigt hatte. Bisher aber kommen noch keine Medaillen-Gefühle auf. "Die erste Turnierhälfte verlief bei mir nicht so wie geplant", so Wagner. Und für den Geschmack der deutschen Spielerinnen regnet es auch zu viel auf Rhodos. Heute ist Ruhetag. „Wir hoffen, dass wir etwas Sonne abbekommen und so die Insel erkunden können“, sagt WGM Josefine Heinemann, die die sportliche Stimmungslage so auf den Punkt bringt: „Das Ergebnis bisher ist ausbaufähig.“ Das gilt für das gesamte DSB-Quartett.

"Keine Katastrophe - aber ausbaufähig."

Die Stimmung ist ambivalent. Da muss man nur in die Mädels-WG schauen. Jene Ferienwohnung, die drei Spielerinnen gemeinsam angemietet haben – und wo sehr viel Karten gespielt wird, eben weil das Wetter nicht so berauschend ist und man sich mit den Karten die Zeit bis zur Auslosung (und dann folgenden Vorbereitung auf die nächsten Gegnerinnen) am besten vertreiben kann. Sie habe zwei Partien „wirklich unnötig verloren“, hadert Heinemann, macht sich gleichzeitig jedoch auch Mut: „Aber ist alles noch im Rahmen und die letzten fünf Runden ist noch viel möglich.“ Bei WGM Fiona Sieber („Es könnte besser, aber auch schlechter laufen) und WGM Jana Schneider ist die Stimmungslage ähnlich: „Es ist schön mit einem Sieg in den Ruhetag zu gehen. Es war in den vorherigen Runden aber mehr drin“, so Schneider.

Vor der Ruhepause besiegte Schneider WCM Lara Zagorac, Wagner holte gegen WIM Adela Velikic nur ein Remis, ebenso wie WGM Fiona Sieber gegen WIM Ekatarina Pavlidou. Heinemann unterlag GM Elina Danielian und sagte hinterher: „Ich hatte schon bei der Auslosung kein gutes Gefühl“, zumal sie die letzten drei Duelle gegen die Armenierin verloren hatte, „aber ich hatte gehofft, dass ja irgendwann mal ein Sieg klappen sollte.“ Im Endeffekt verpasste sie gegen die Angst-Gegnerin mehrfach Remis-Chancen und ist froh, dass jetzt Ruhetag ist: „Ich muss Kraft tanken, es ist noch eine Menge zu tun.“ Es sei „kein katastrophaler Zwischenstand, aber ich hätte lieber vier Punkte.“ Insgesamt sind es jetzt wie bei Schneider und Wagner 3,5 Zähler – schon zwei Punkte Rückstand auf die Führende, die Überraschungs-Erste WFM Anastasia Kirtadze aus Georgien (Startplatz 70). Dinara Wagner, die in Runde vier ein internes Duell gegen Sieber mit einem Remis beendete, hatte von sich viel mehr erwartet. Nach Runde sechs habe sie am Ruhetag lange geschlafen und danach bei einem Inselausflug "Inspiration für den Rest des Turniers gesammelt". Denn Fakt ist auch: Zu den Top Ten ist es nur ein Punkt.

So ist die Leistung halt wie das Wetter: teils bewölkt, teils sonnig. Immerhin bis zu 19 Grad. Oder um es mit Udo Jürgens zu singen: Es gilt, sich an den kleinen Freuden aufzurichten. „Und wenn schon morgen früh die Sonne scheint, funkelt er (der grüne Edelstein, die Insel Rhodos) hell wie nie vorher.“ (mw)

Joesefine Heinemann ist übrigens eine Sportlerin, die immer ihre Partien anaylsiert - egal ob sie gewinnt oder verliert. Hut ab! Ihren YouTube-Kanal findet Ihr hier

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