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Berlin-U25-Open wieder ein echter Höhepunkt der Nachwuchsszene: Großmeister holen die Preisgelder - Talente sammeln Erfahrung.

28. Oktober 2024

Der Preistopf war gigantisch – und auch deshalb kam viel Prominenz der Nachwuchs-Schachszene. Und viele gingen auch sehr zufrieden nach Hause. Das Berlin-U25-Open des SV Königsjäger Süd-West war wieder ein echtes Highlight im Turnierkalender.

Carsten Haase (links) und Torsten Rose (rechts) bei der Siegerehrung

Von Montag, 21. Oktober, bis Sonntag, 27. Oktober, spielten insgesamt 308 Teilnehmer um den großen Preistopf von 32.000 Euro – eine monetäre Dimension, die normalerweise bei Nachwuchsturnieren hierzulande unvorstellbar ist. Möglich macht es die Erbschaft des langjährigen Vereinsmitgliedes Rainer Radtke († 2019), aus dem der Preistopf nun schon zum zweiten Mal gespeist wurde – und nach dem das Turnier auch benannt ist.

Das Besondere am Berlin-U25-Open ist aber auch die außergewöhnliche Spielstärke der Teilnehmer. 60 Titelträger, darunter auch sechs Großmeister, sorgten für ein bemerkenswertes Niveau. So war der Kampf um die ersten Plätze bis zur letzten Runde offen. Es kam somit auch vor, dass normalerweise bei Nachwuchsturnieren höher gesetzte Spieler bei den U25-Open in der Startliste deutlich weiter unten zu finden waren. Das musste zum Beispiel auch FM Johannes Tschernatsch erfahren, der sich auf Platz 30 wiederfand: „Es ist das einzige Turnier, wo ich weit hinten gesetzt bin. Aber man bekommt hier die Option, gegen gute Leute zu spielen und das ist wichtig für die persönliche Weiterentwicklung.“ Tschernatsch wurde am Ende Elfter.
Wie hoch die Trauben bei so einem top besetzten Turnier hängen, musste auch die deutsche Nachwuchs-Hoffnung FM Christian Glöckler erleben: Er schaffte diesmal nur Rang 60. Auch amtierende Deutsche Meisterin der Frauen WGM Fiona Sieber musste sich mit Rang 35 im A-Open zufriedengeben. Jedoch konnte sie sich bei den Frauen den 1. Platz sichern.

Aber Dabeisein ist für viele alles – weil der Rahmen stimmt. Die jungen Spieler und Spielerinnen haben die Möglichkeit, bei diesem Turnier in Kooperation mit dem Deutschen Schachbund und dem Berliner Schachverband Wettkampferfahrung auf internationalem Niveau zu sammeln. Gute Leistungen werden mit gutem Geld belohnt – das mache das Turnier so attraktiv, betonten viele der Teilnehmer und Teilnehmerinnen.

Der Sieger des A-Open, GM Paulius Pultinevicius, reiste mit beachtlichen 5.000 Euro Siegprämie nach Litauen zurück. Der Zweitplatzierte GM Szymon Gumularz aus Polen und der Drittplatzierte GM Gergely Kantor aus Ungarn erhielten 4.000 Euro bzw. 3.000 Euro. Im B-Open gewann Oleksandr Zhukovskyi 1.000 Euro, an die Bestplatzierten im C-Open gingen attraktive Sachpreise.

Endstand A-Open

Pl. Titel Name Land Elo Verein/Ort Pkt. Buch
1 GM Paulius Pultinevicius 2585 SF Bad Mergentheim 7,5 51,0
2 GM Szymon Gumularz 2559 SK Doppelbauer Kiel von 1910 7,0 53,5
3 GM Gergely Kantor 2533 7,0 47,5
4 GM Martin Petrov 2538 SV Deggendorf 6,5 51,5
5 GM Evgenios Ioannidis 2494 6,5 49,0
6 IM Jonasz Baum 2464 SF Berlin 1903 6,5 46,5
7 IM Richard Stalmach 2433 6,5 45,5
8 IM Ruben Gideon Köllner 2480 SF Deizisau 6,5 41,5
9 FM Nikola Kanov 2424 6,0 46,5
10 IM Konstantin Peyrer 2415 Hamburger SK von 1830 6,0 46,5
11 FM Johannes Tschernatsch 2319 SV Babelsberg 03 6,0 46,0
12 FM Jakub Kusa 2402 SF Bad Mergentheim 6,0 42,5
13 Hongchi Peng 2385 6,0 42,5
14 IM Emil Schmidek 2439 SF Berlin 1903 6,0 42,0
15 FM Nico Stelmaszyk 2369 SK Lehrte von 1919 5,5 50,5
16 IM Adar Tarhan 2474 5,5 50,0
17 FM Malek Koniahli 2290 5,5 49,5
18 GM Luis Engel 2555 Hamburger SK von 1830 5,5 49,0
19 IM Petr Gnojek 2427 5,5 46,5
20 FM Valentyn Prokofiev 2376 Sfr. Wolfhagen 5,5 46,5
21 FM Jachym Nemec 2398 SF Bad Mergentheim 5,5 45,5
22 CM Justus Bargsten 2211 Post SV Uelzen 5,5 42,5
23 FM Aras Vardanyan 2302 5,5 41,0
24 Bruno Engel 2242 Lübecker SV von 1873 5,5 34,0
25 FM Sergey And. Korshunov 2315 5,0 48,5
26 Nazar Sokhor 2186 5,0 48,0
27 FM Alfred Nemitz 2206 USV Potsdam 5,0 45,5
28 Maurin Möller 2138 SK Blauer Springer Paderborn 5,0 44,5
29 Hongsen Chen 2464 5,0 44,5
30 FM Simon Degenhard 2236 Heilbronner SV 5,0 43,0
31 IM Pijus Stremavicius 2346 5,0 43,0
32 FM Christian Polster 2265 HSK Lister Turm 5,0 42,5
33 FM Valentyn Hulka 2237 Sfr. Wolfhagen 5,0 42,0
34 FM Kemal Bashirov 2328 Sfr. Wolfhagen 5,0 41,5
35 WGM Fiona Sieber 2264 SAbt SV Werder Bremen 5,0 39,5
36 FM Jachym Smolik 2319 5,0 37,5
37 Marcel Petersen 2147 SV Mattnetz Berlin 5,0 37,5
38 FM Bayastan Sydykov 2268 SK 1858 Gießen 5,0 36,5
39 CM Nikita Nechitaylo 2289 Schach-Drachen Isernhagen 5,0 36,0
40 Robin Coles 2209 4,5 49,0
41 Lorenzo Fava 2250 4,5 48,0
42 IM Vadym Petrovskyi 2454 Sfr. Wolfhagen 4,5 46,0
43 Giorgi Giorgadze 2189 SK Königsspringer Emden 4,5 43,0
44 Frederick Dathe 2256 SC Kreuzberg 4,5 42,5
45 Julius Semling 2233 OSG Baden-Baden 4,5 42,0
46 FM Torben Knüdel 2272 HSK Lister Turm 4,5 42,0
47 FM Michal Jares 2298 4,5 42,0
48 Jan Pubantz 2318 HSK Lister Turm 4,5 40,5
49 Jiazhen Gu 2166 4,5 40,0
50 CM Vladyslav Garsky 2148 4,5 39,5
51 CM Aaron Matthes 2204 SC Kreuzberg 4,5 39,5
52 Mykhailo Matviienko 2090 SK Zehlendorf 4,0 46,0
53 CM Simeon Todev 2092 4,0 44,0
54 Henrik Petersen 2182 SV 03/25 Koblenz 4,0 43,5
55 Yunong Elias Lu 2023 Hamburger SK von 1830 4,0 43,0
56 FM Artem Berin 2236 4,0 41,5
57 FM Mert Acikel 2222 SK König Tegel 1949 4,0 41,0
58 Myhaylo Zhukovskyi 2075 4,0 39,5
59 Martin Yatskar 2155 SK König Tegel 1949 4,0 38,0
60 FM Christian Glöckler 2336 Wiesbadener SV 1885 4,0 36,5
61 WFM Bozhena Piddubna 2132 4,0 36,5
62 Nikolai Nitsche 2115 SV Empor Berlin 4,0 36,5
63 Johannes Semling 2206 OSG Baden-Baden 4,0 36,0
64 Ruben Coles 2199 4,0 33,5
65 Daniel Prazak 2290 3,5 45,5
66 Uri Shefer 2128 Ramat Gan Chess Club 3,5 43,5
67 Bao Anh Le Bui 2221 SV Mattnetz Berlin 3,5 41,0
68 Jakob Herrmann 2142 SAV Torgelow-Drögeheide 90 3,5 40,5
69 Advaitt Srikant Koduri 2162 3,5 35,0
70 Alexander Doraszelski 2250 SV Empor Berlin 3,5 33,5
71 Magnus Langenberg 2026 SK Weisse Dame Hamburg 3,5 33,5
72 Phuc Nhat Nguyen 2000 TSG Oberschöneweide 3,5 33,0
73 Felix Reichmann 2215 SF Nordost Berlin 3,5 32,5
74 Momme Fredrik Held 2041 SC Kreuzberg 3,5 31,5
75 Gabriel Gabadadze 2043 3,5 31,0
76 Jaroslaw Verbitsky 2063 SV Mattnetz Berlin 3,5 31,0
77 CM Marek Fizer 2221 3,0 40,5
78 IM Tobias Kölle 2434 TSV Schönaich 3,0 36,5
79 IM Ashot Parvanyan 2413 3,0 34,0
80 WFM Mariam Avetisyan 2055 3,0 34,0
81 Anton Weigand 2084 SK Lehrte von 1919 3,0 30,5
82 IM Marius Fromm 2463 SK Doppelbauer Kiel von 1910 2,5 35,0
83 Kay Hoffmann 2028 Barnimer SF im SV Sta 2,5 35,0
84 Yage Li 2022 2,5 34,0
85 Josef Gelman 2099 SC Weisse Dame 2,5 33,5
86 Daniel Rose 2057 SV Königsjäger Süd-West 2,5 31,0
87 Yixing Wu 2324 2,5 29,0
88 WFM Katerina Bräutigam 2137 SK Doppelbauer Kiel von 1910 2,5 28,0
89 FM Henrik Hesse 2281 SV Mattnetz Berlin 2,0 30,0
90 Levente-David Ilonczai 2171 SF Berlin 1903 2,0 30,0
91 Joachim Morczynski 2000 SK Zehlendorf 2,0 26,5
92 Jonas Liu 1911 SV Königsjäger Süd-West 1,5 33,5
93 WFM Malak Ismayil 2167 0,5 25,5
94 FM Gerrit Hourigan 2284 SF Hamburg 0,5 10,5

Übertragene Partien

-
D35

Das große Ganze machte vielen Lust auf mehr. Und diese Zugabe wird es auch geben. Bei der Siegerehrung wurde von Hauptschiedsrichter Carsten Haase, der mit Jonathan Born im Organisationsteam die Fäden zog, unter großem Applaus angekündigt, dass das 3. Berlin-U25-Open schon in Vorbereitung ist. „Wir sind sehr zufrieden, wie das Turnier gelaufen ist. Mit über 300 Spielern war das schon eine Herausforderung“, so Haase: „Unsere Erwartungen sind mehr als erfüllt worden.“ Sein Dank ging auch an das große Helferteam seines Vereins.

Eine Neuerung bei der zweiten Auflage des U25-Open war die digitale Berichterstattung. So wurden am letzten Wettkampftag die Partien live auf Twitch übertragen. Dabei konnte Turnierleiter Jonathan Born den Nationalspieler GM Matthias Blübaum als Kommentator ins Boot holen, der bei dieser Aufgabe sehr viel Spaß hatte. „Ein tolles Event“, schwärmte Blübaum. Für ihn war die Arbeit am Mikrofon eine Premiere. Carsten Haase: „Dieser Twitchstream bei SchachdeutschlandTV war wirklich wunderbar. Ein sehr gutes Konstrukt, um den Nachwuchs-Schachsport zu präsentieren.“ Der SV Königsjäger Süd-West wird deshalb prüfen, ob er sein Streaming-Angebot im nächsten Jahr weiter ausbaut.

Aufzeichnung der Live-Kommentierung

Neben der Erweiterung des digitalen Angebots ist auch eine Vergrößerung des Turniers vorstellbar, so Haase. Einziges Problem (viele würden sagen: Problemchen): Die Erträge aus dem Erbe, das auf Wunsch von Radtke in Wertpapieren angelegt wurde, sind zweckgebunden für die Preisgelder. Die Veranstalter bräuchten aber für ein noch größeres Turnier auch größere Räumlichkeiten, als sie das Beethoven-Gymnasium in Lankwitz bietet. „Ideen und Pläne gibt es immer. Aber aufgrund der finanziellen Vorgaben des Turniers sind auch uns Grenzen gesetzt“, so Haase.

Doch eines hat das 2. Berlin-U25-Open gezeigt: Internationale Spieler sowie deutsche Nachwuchsspieler sind zu locken – wenn das Preisgeld und das Ambiente stimmen. (lr)

Offizielle Turnierseite | Ergebnisse bei ChessResults: A-Open, B-Open, C-Open, Blitzturnier

// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 36170

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