9. Mai 2025
Der Wonnemonat Mai ist voll mit Highlights des Deutschen Schachbundes. Nach den Deutschen Meisterschaften in München (14. bis 24. Mai) findet schon gleich der Bundeskongress statt. Hier stehen am 31. Mai und 1. Juni in Paderborn neben zahlreichen Anträgen auch Wahlen auf dem Programm. Seit heute ist offiziell, dass die Delegierten die Qual der Wahl haben. Es wird einen Zweikampf um das höchste Amt geben. Paul Meyer-Dunker, Präsident des Berliner Schachverbandes, wird gegen Amtsinhaberin Ingrid Lauterbach antreten. Er wolle keinen riesigen Wahlkampf im Vorfeld, so Meyer-Dunker. Man kenne ihn ja in der Schachszene. Wer dennoch vorab Fragen an ihn habe, könne sie ihm persönlich stellen. „Die letzten zwei Jahre standen im DSB im Zeichen der Konsolidierung“, sagte er dem DSB-Team Öffentlichkeitsarbeit, „im Berliner Schachverband haben wir die letzten fünf Jahre gezeigt wie wirtschaftliche Vernunft und sportliche Weiterentwicklung Hand in Hand gehen können. Ich möchte daran auf Bundesebene anknüpfen und dafür arbeiten, dass Ehren- und Hauptamt wieder Freude an der Arbeit im DSB finden und wir gemeinsam den Schachsport voranbringen.“ Ingrid Lauterbach sagte, sie wolle gerne weitermachen. Der DSB „braucht jetzt Kontinuität“, so die Präsidentin: „Wir haben in den jetzt knapp zwei Jahren viel erreicht. Die Finanzen sind wieder stabil.“
Die Amtsinhaberin führt weiter aus: „Im April 2025 war die gemeinsame Bundesliga-Endrunde in Deggendorf eine rundum gelungene Veranstaltung. Die Deutschen Einzelmeisterschaften in München versprechen nicht nur sportlich sehr attraktiv zu sein (die DEM wird einen ELO-Schnitt von mehr als 2600 haben). Ich kann mich nicht erinnern, jemals ein solches Rahmenprogramm für alle gesehen zu haben wie in München. Die Ausstellung „Capture“ wird überhaupt das erste Mal in Deutschland gezeigt. 2026 ist der Schachgipfel in Dresden bereits in intensiver Planung.“ Sie betont, die „diese erfolgreiche Arbeit fortsetzen“ zu wollen: „Es bleibt weiterhin viel zu tun, insbesondere Prozesse und IT müssen weiterentwickelt werden. Dazu braucht es Motivation und Engagement, aber auch Managementqualitäten und die Bereitschaft und die Kapazität, einen enormen Zeitaufwand für den Schachbund zu erbringen. Dies habe ich in den letzten zwei Jahren bewiesen und möchte dies auch weiterhin tun.“ Mit Meyer-Dunkers Antritt ist nun in jedem Fall das wochenlange Brodeln in der Gerüchteküche beendet…
Auch im Bereich der Vizepräsidenten ist Bewegung. So soll in jedem Fall ein neuer Vizepräsidentenposten geschaffen werden – für Digitales und Sicherheit. Dieser Punkt, zu dem die Satzung geändert werden muss, steht bereits auf der Tagesordnung für den Bundeskongress.
Und Jannik Kiesel, Student der Wirtschaftsinformatik und Psychologie, bewirbt sich um den Posten des Vizepräsidenten Verbandsentwicklung. Kiesel ist stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Schachjugend und Mitglied der gemeinsamen Kommission DSB-DSJ, sowie der gemeinsamen Ausbildungskommission. Bei einer Wahl würde er diese beiden Ämter sofort niederlegen, aber weiterhin Mitglied in der gemeinsamen Arbeitsgruppe von DSB und DSJ zur Förderung des Frauen- und Mädchenschachs bleiben. Sein Amt als DSJ-Vize würde Jannik Kiesel, der sich gerade in Portugal auf dem Jakobsweg befindet, „zeitnah“ abgeben – er sei noch voll in die Vorbereitung der Deutschen Jugendmeisterschaften in Willingen im Juni eingebunden und wolle dies gerne zu Ende bringen, betonte er auf Nachfrage. In jedem Fall wolle er durch den Rücktritt aus seinen bisherigen Ämtern Interessenskonflikte vermeiden, so Kiesel gegenüber dem DSB-Team Öffentlichkeitsarbeit. Kiesel tritt gegen Amtsinhaber Guido Springer an. Eine ausführliche Bewerbung von Jannik Kiesel findet sich auch auf unserer Extra-Seite zum Bundeskongress.
Der Bundeskongress ist das oberste Organ des Deutschen Schachbundes, welches von den Vorsitzenden und Delegierten der Mitgliedsorganisationen, den Ehrenpräsidenten und Ehrenmitgliedern des Bundes, den Mitgliedern des Präsidiums und den Referenten und anderen Funktionären des Bundes gebildet wird. Auch die Sitzung in Paderborn wird live bei SchachdeutschlandTV übertragen.
Die Berichte der Funktionsträger sind bereits online auf unserer Unterseite zu finden. In ihrem gemeinsamen Bericht verkünden Ingrid Lauterbach und der DSB-Vizepräsident Finanzen, Alexander von Gleich: „Die finanzielle Gesundung des Deutschen Schachbundes ist gelungen: Statt eines Verlustes wurde ein deutlicher Überschuss für 2024 erwirtschaftet.“ Im Vergleich zum eigeplanten Minus sind es 202 000 Euro, letztlich übrig bleibt ein Plus von rund 187 000 Euro. Ingrid Lauterbach: „Vorrangig galt es die Finanzen zu stabilisieren, das konnten wir erreichen, sicher mit viel Kritik auch bezüglich der Kürzungen. Um wieder in ein gesundes Fahrwasser zu kommen war das aber unumgänglich.“ Man sei „klar auf dem richtigen Weg“.
Neben vielen formellen Anträgen stechen auch einige grundsätzliche heraus. So dürfte der ein oder andere von Carsten Karthaus (Präsident Schachverband Württemberg) für Diskussionen sorgen. Sie sind gleich mehrfach auf Gleichberechtigung und die Förderung des Frauenschachs ausgerichtet. So solle laut seinem Antrag ab der Saison 2027/2028 in der zweiten Bundesliga eines von acht Brettern mit mindestens einer weiblichen Person besetzt werden. Ist dies nicht der Fall, gelte dies als Nichtantritt des Teams. Karthaus bringt auch seinen Antrag auf „Ausbildungskostenentschädigung“ zur Abstimmung. Diskutiert wurde hierüber bereits kurz beim Hauptausschuss 2024 in Rosenheim. Karthaus: „Wir wollen die Jugendarbeit fördern und deshalb muss gute Nachwuchsarbeit belohnt und wertgeschätzt werden.“ In Deutschland komme es regelmäßig vor, dass einzelne oder mehrere starke Spieler ihren Jugendverein verlassen und in einem anderen Verein ihre Laufbahn fortsetzen. Der Ausbildungsverein gehe dann oft leer aus. Weiter auf dem Programm: Frauenschach-Referentin Nadja Jussupow wird beim Bundeskongress mit ihrem Antrag um höhere Zuschüsse kämpfen.
Die Versammlung findet am 31. Mai 2025 und 1. Juni jeweils ab 9 Uhr im Hotel Vivendi in Paderborn statt. Außerdem soll am Sonntag bereits die konstituierende Sitzung des neuen Präsidiums stattfinden. (mw)
// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 36386